Hallo Forum,
mein Freund (47) und ich (29) sind seit etwa 7 Jahren zusammen und leben im gemeinsamen Haushalt.
Er hat eine Kontroll- und Waschstörung, was unser Zusammenleben sehr erschwert. Er ist vor unserer Beziehung bei Psychoterapeuten gewesen und ist redet sehr enttäuscht darüber - es hätte nichts gebracht.
Im Grunde ist es einerseits so, dass er Angst hat, sich mit etwas anzustecken, daher Hände waschen 100 mal am Tag, Duschen ist Allheilmittel, nichts "dreckiges" anfassen usw. Ganz schlimm ist es, wenn es um Nahrungsmittel geht (z.B. wir essen immer zuhause).
Andererseits hat er Kontrollzwang, daher werden Türe sehr häufig kontrolliert, Auto 10 mal umgeparkt, wenn wir Auto fahren, müssen wir häufig zurückfahren, um zu kontrollieren, das wir keinen unbemerkt überfahren haben usw. Ich möchte das hier alles aufschreiben, aber bisher ist es so gewesen, dass ich versucht habe, ihn zu helfen und zu unterstützen. Zum Beispiel kontrollieren wir Herd zusammen, oder ich gehe nie auf öffentliche Toiletten, oder wasche mir auch permanent die Hände...
Das Problem ist auch, dass es nichts beständiges ist: Das womit er gestern noch kein Problem hatte kann heute zur Katastrophe werden.
Manchmal ist es sehr sehr anstrengend und so unlogisch, dass ich wirklich mich dagegen strebe, seine Rituale zu machen. Es ist auch häufigste Grund wenn wir streiten.
An dieser Stelle kommen wir zum zweitem Punkt - Narzissmus. Ich habe viel darüber gelesen in den letzten Jahren und kann trotzdem nicht sagen. Hat mein Freund "nur" Zwangsstörung oder ist er dazu ein Narzisst.
Warum komme ich überhaupt auf diese Idee. Es ist schon so, dass man in unseren Beziehung einen "Teufelkreis" findet.
1. Gute Phase: Es ist wirklich sehr schön - mein Freund ist sehr aufmerksam, charmant, hilfsbereit, humorvoll usw. Wir unternehmen viel zusammen, haben viel Spaß.
2. Streit: Wie gesagt meistens, wenn ich nicht seine Rituale mitmachen möchte. Beispiel: Ich bin am öffentlichen Mülleimer zu nah (1 m) gegangen und muss sofort nach Hause und duschen.
Beim Streiten habe immer ich etwas falsch gemacht, selbst wenn sein Fehler offensichtlich ist. Und ich darf nicht diskutieren. Sonst wird er sehr aggressiv. Es ist auch schon häufig zur körperlicher Gewalt gekommen, aber in seinen Augen bin auch dafür ich alleine verantwortlich, weil ich ihn provoziere. Bei jeglicher Kritik droht er mit der Trennung. Deshalb kommt es am Ende so, dass ich mich bei ihm entschuldige. Dann nimmt er irgendwann die Entschuldigung an und ich darf ab diesem Moment nicht mehr irgendwie unzufrieden oder traurig sein.
Weitere Sachen, die mich dazu bewegen zu denken, dass es sich um Narzissmus handeln könnte:
1) Ich bin nahe zu isoliert: Krach mit der Familie, weil er meint, sie würden mir gegen ihn einreden. Keine Treffen mit Freunden, deshalb inzwischen auch kein Kontakt mehr. Er verbietet das nicht, aber ich weiß quasi, dass ich sonst einen Streit provoziere.
2) Wenn ich zur Arbeit gehe, kontrolliert was ich anziehe, wie ich mich schminke, wo genau ich mich aufhalte usw.
Kann es sein bzw. ist es häufig, dass Zwangsstörung und Narzissmus gleichzeitig auftreten? Und wie soll ich mich am besten verhalten?
Wie schon gesagt, den Weg der Therapie will er nicht nehmen.
Manchmal habe ich den Eindruck, ich würde selbst bald verrückt werden.
Schönen Dank!
Lili