Ich suche dringend Rat da ich aus meiner verzwickter Situation nicht rauskomme. Die Geschichte ist kompliziert. Ich versuche sie kurz darzustellen. Ich habe vor 2 Jahren meinen Freund kennengelernt. Ich war damals fast 35, er 39. Es war leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick für beide. Er ist hochspezialisierter Biologe, der in Europa keinen Job findet. Er ist aber auch nicht sehr flexibel und will ausschliesslich Insektenforschung betreiben. Bevor er mich kennenlernte bewarb er sich um ein Projekt im Amazonasgebiet in Brasilien. Trotz grosser Gefühle war ich mir nicht sicher, ob ich diese Beziehung anfangen sollte da sein Wegfahren nach Brasilien alles nur schwieriger machte. Wir haben trotz allem eine Beziehung angefangen. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass wir uns zwar liebten, tollen Sex hatten, tolle Zeit zusammen verbrachten aber ganz andere Lebenseinstellung hatten. Er ist jemand, der mit sehr wenig Geld auskommt und nur in seinem Beruf arbeiten will. Er lebte letztes Jahr vom Arbeitslosengeld und war nicht bereit nebenbei zu jobben oder sich vielleicht doch um einen anderen Job zu bewerben. Ohne es zu planen bin ich nach 2 Monaten schwanger geworden. Da ich schon 35 war, wollte ich das Kind unbedingt behalten. Er fand, dass wir uns zu kurz kennen um ein Kind zu haben, dass es wahnsinn wäre nach 2 Monaten ein Kind zu bekommen und liess mich zwischen ihm und dem Kind wählen. Er war damals arbeitslos und ich war gerade dabei meinen Job zu wechseln, habe gekündigt und hatte gerade keine Arbeit. Mir fiel die Entscheidung sehr sehr schwer, ich habe mich aber schwerstenherzens zur Abtreibung entschlossen. Auch seinetwegen. Wir sind dann zusammengeblieben und hatten mal wunderschöne, mal sehr schwierige Zeit. Mein Freund kann super lieb aber auch super frustriert und agressiv sein. Und das einzige, woran ich dachte, war nochmal schwanger zu werden. Ich habe die Abtreibung sehr bedauert. Er plannte weiterhin nach Brasilien zu fahren und wollte natürlich weiterhin keine Familie. Und ich fing an, genug von Männern zu haben, die nie Kinder wollen und immer nur erzählen, dass Frauen doch auch über 40 ohne Probleme Kinder bekommen können. Ich wollte ein Kind. Ich wollte ein Kind von ihm. Er sagte dann mal, ich kann es haben, wenn ich es so unbedingt haben will. Und dann nach ein paar Monaten, bin ich noch einmal schwanger geworden. Ich war super glücklich. Er wollte das Kind erstmal nicht anerkennen. Dann tat er es doch. Und mit der Zeit wurde er dann immer positiver aber es gab immer noch viel Streit (ich hatte fast eine Fehlgeburt und er hatte eine Knieoperation). Ich habe gehofft, er würde nicht nach Brasilien fahren. Ich habe gehofft, er würde vielleicht einen anderen Job akzeptieren. Er ist kurz vor der Geburt des Babys gefahren und ich bin alleine geblieben. Ich habe keine Familie, da wo wir wohnen und auch wenig gute Freunde, da wir erst seit kurzem in dieser Stadt wohnen. Das Baby wurde geboren und er rief mich jeden Tag aus Brasilien an. Er kam dann nach 2 Monaten Weihnachten zu Besuch, um das Baby zu sehen und wir hatten eine wunderschöne Zeit zusammen. Er liebt das Kind über alles, freut sich sehr über das Baby und hat sich sehr gut um das Kind gekümmert. Und dann ist er natürlich zurück nach Brasilien geflogen. Sein Projekt dort dauert 3 Jahre. Er meint, dass er es vielleicht sogar unbefristet verlängern könnte. Es ist aber im Amazonasgebiet. Ein ganz anderes Leben also. Ich habe hier einen sehr gut bezahlten Bürojob mit vielen Sicherheiten. Entweder müsste ich alles hier aufgeben und mit einem kleinen Baby mit 37 Jahren ohne Portugiesischkenntnisse für das 3-jährige Projekt hingehen oder mein Freund würde nach einem Jahr zurückkommen, ich müsste ihn dann aber (und das Kind natürlich) unterhalten. Er zahlt nichts für das Kind und ich verlange es auch gar nicht. Er findet, dass ich genug verdiene um die ganze Familie zu unterhalten. Wenn er nichts im Biologiebereich findet, wird er nichts anderes machen wollen, nur zu Hause weiterhin seine Insektenforschung betreiben und sich halbtags um das Kind kümmern. Ich sehe mich nicht in der Lage die Verantwortung für die ganze Familie zu übernehmen. Mein Freund, der nur sehr wenig arbeitete, wird absolut keine Rente bekommen, hat gar keine Ersparnisse, wird auch nichts erben und hat ein kaputtes Knie, was noch mehrmals operiert werden muss. Dazu wird seine Frustration wegen seiner Arbeit kommen. Ich will nicht nach Brasilien und ich will ihn nicht bis zum Lebensende unterhalten. Wir haben ständig Streit deswegen. Wir reden im Kreis. Ich sehe die Situation, wie ich sie jetzt beschrieben habe. Ich habe Angst, die Verantwortung zu übernehmen, dass er für uns Brasilien aufgibt und dann frustriert zu Hause sitzt und wir streiten nur. Ich habe auch, das Gefühl, ich kann nicht auf ihn zählen. Gut, er wollte keine Familie. Aber jetzt möchte er sie gern, ist aber immer noch nicht bereit, etwas zu ändern. Ist das Unterhalten der ganzen Familie bis zum Lebensende nicht zu viel verlangt? Nach grossem Streit, habe ich mehrmals versucht, mich von meinem Freund zu trennen, da ich keine gemeinsame Zukunft wegen der Charakterunterschiede sehe. Ich liebe ihn trotzdem sehr und es ist schwierig sich zu trennen, wo das Kind noch so klein ist. Ich hätte Lust, mit meinem Freund zu bleiben aber nicht unter diesen Bedingungen. Er wird sich jedoch nicht ändern. Ich weiss nicht, was ich machen soll. Es ist sehr schwer alleinerziehend ohne Familie zu sein. Ich habe jetzt vor kurzem einen anderen Mann kennengelernt. Es ist ja wirklich schwierig jemanden netten kennenzulernen, wenn man 37 ist und ein kleines Baby hat. Und dieser Mann ist in mich verliebt und würde gern mit mir ausgehen. Er ist super nett, akzeptiert das Baby, würde sehr ernste Absichten haben (Heirat). Er ist vom Aussehen, vom Körperlichen nicht 100 % mein Typ aber er ist zuverlässig und würde gern mir und meinem Kind Stabilität schenken. Ich wünschte mir ein bisschen Ruhe und ein Projekt für die Zukunft auch für das Kind. Ich habe versucht mich von meinem Freund zu trennen. Daraufhin kam er aus Brasilien eingeflogen. Wir haben diskutiert, mein Freund war super lieb zum Baby, wir haben uns gestritten, keine Lösung gefunden, er wurde agressiv, wollte das Kind ohne mein Einverständnis zu seinen Eltern mitnehmen, ist dann zurück nach Brasilien geflogen. Ich bedaure es sehr, dass wir irgendwie keine Lösung finden. Ich versuche Schluss zu machen und mein Herz hängt doch noch an ihm. Ich sehe das Gesicht meines Sohnes, der ihm sehr ähnlich sieht und weine. Ich hätte gern, dass er nach einem Jahr in Brasilien zurückkommt und über seine berufliche Situation nachdenkt. Das will er nicht. Und ich will nicht alleine die ganze Familie unterhalten müssen. Ich will aber auch nicht die falsche Entscheidung treffen. Ich will nicht, dass er aus Brasilien zurückkommt und wir dann nur ununterbrochen streiten weil er frustriert ist. Dann wird das Kind auch leiden. Und der andere Mann, der mit mir eine Beziehung anfangen möchte? Ich will am Ende nicht alleine bleiben. Ich habe genug vom alleine leben. Soll ich doch eher die Stabilität mit dem anderen Mann wählen, auch wenn es nicht die grosse Liebe ist? Ich bin verloren. Was denkt ihr?