Liebe Community,
ich bin neu hier, habe auch schon ohne konkret Mitglied zu sein über das eine oder andere Thema hier gelesen und mich deswegen entschieden, mich mit meinem Thema einfach mal hier anzumelden.
Zu meinem Thema:
Ich bin 35 Jahre alt und habe im Mai 2017 meine Freundin (sie ist jetzt 31 Jahre alt) über das Internet kennengelernt. Wir haben in einer Distanz von 350 KM entfernt in unterschiedlichen Bundesländern gewohnt und recht genau 7 Monate eine Fernbeziehung geführt. Wir beide haben bereits Immobilien-Eigentum, wobei es so ist, dass meine Freundin finanziell gerade so gestellt ist, dass sie sich vor meiner Zeit gerade so den Abtrag leisten konnte und neben ihrem Full-Time-Job teilweise noch abends gejobbt hat, um sich mal einen Party- oder Disco-Besuch leisten zu können. Geld für Lifestyle war nie drin. Auch hat sie sich sonst nie etwas Nennenswertes leisten können und alles so ziemlich auf Sparflamme gehalten.
Bei mir ist das ein wenig anders: Ich bin unternehmerisch tätig, bin finanziell ziemlich gut aufgestellt und kann mir ein recht komfortables Leben leisten.
Nach einiger Zeit Beziehung kam natürlich die Frage nach der Zukunft auf. Sie ist sehr familiär, hat (zu der Zeit) ein recht cliquenhaftes Freundschaftsleben mit vielen Bekannten / Freunden, etc. geführt. Da war die Frage nach dem „wo denn dann“ zunächst nicht einfach, weil sie natürlich recht Heimat-verbunden war. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich nicht familiär bin (ich habe einen sehr guten Kontakt zu meiner Familie), aber bei uns in meiner Familie wird eben lange nicht so ein Kult betrieben, wie in ihrer Familie, wo man sich wegen jedem noch so kleinen Event irgendwie trifft und ne riesen Nummer draus macht. Mein echter Freundeskreis ist gar nicht sooo viel kleiner als ihr Freundeskreis, aber bei mir beschränkt sich das auf eine Hand voll Leute, die ich ab und an im Jahr mal sehe und gut ist. Da wird nicht so ein permanenter WhatsApp-Kult betrieben wie bei ihr, wo alle naselang eine Nachricht von irgendwem wegen irgendwas aus der (alten, schwindenden) Clique.
(Eigentlich) wollen wir beide auch mal Nachwuchs haben.
Da es so ist, dass ihre Immobilie recht klein ist und auch nur das EG ausgebaut ist (Dachgeschoss und Keller sind Rohbauten (bzw. sanierungsbedürftig, weil Haus aus den 1960ern)) – und ich eben eine recht große Immobilie, alles tip top, neuwertig und sehr familiengeeignet (alleine 3 Kinderzimmer), haben wir uns dann entschlossen, dass Sie zu mir zieht.
Also haben wir uns dann auf Jobsuche begeben und sie hat direkt bei der ersten Bewerbung 8KM von meinem Haus entfernt einen besser bezahlten Job gefunden, als sie ihn vorher hatte. Seit dem 01.01.2018 wohnen wir auch bei mir zusammen, sie hat ihren Hauptwohnsitz geändert und geht hier ihrem Job nach, wo man sie auch akzeptiert und wo sie wohl auch einen guten Eindruck hinterlassen hat.
Das war der Background für euch, nun kommt aber mein eigentliches Thema:
Wir hatten ursprünglich mal das Ziel, ihr Haus entweder als Ferienhaus oder als festvermietete Immobilie anzubieten, damit sie von ihren Kosten herunterkommt – da es aktuell einfach so unbewohnt herumsteht und keine Einnahmen erwirtschaftet. Ich muss dazu sagen, dass es anfangs eher so war, dass sie das Ding als Ferienhaus anbieten wollte, weil sie damals noch ziemliche „Trennungsängste“ von ihrer Heimat hatte und einfach so einen Rückzugsort haben wollte (sozusagen als Rückanker für den Fall, dass es bei uns nicht gut läuft). Das habe ich auch verstanden und ihr deswegen angeboten, dass sie ihr volles Gehalt wirklich zu 100% behalten kann und ich alles, aber wirklich alles für unser Leben in ihrer neuen Heimat bezahle (Essen, Trinken, Essen gehen, Party, Freizeit, einfach alles, was man zum Leben braucht). Da sie nicht wollte (was ich verstehe), dass ich ihr bei ihrer Immobilie bzgl. des Um- und Ausbaus finanziell unter die Arme greife, war mein Gedanke, dass sie ja dann schneller alleine vorankommt, wenn sie ihr volles Gehalt 1:1 in den Um- und Ausbau der Immobilie zwecks (wie auch immer gearteter) Vermietung investieren kann.
Seitdem ist 1 Jahr vergangen und wir haben eine neue Eingangstreppe sowie eine (eigentlich nicht notwendige) neue Auffahrt errichten lassen. Im Haus ist gar nichts passiert. Über das Jahr sind wir beide bis in den Juli hinein alle 14 Tage über das Wochenende von (meist) Freitag – Sonntag in ihre alte Heimat gefahren. Dann wurde mir das so langsam zu viel und ich habe mich dann soweit ausgeklinkt und dann „nur noch“ eine Taufe im August und an 2! aufeinanderfolgenden Wochenenden stattfindenden Hochzeiten teilgenommen.
Rund um ihren Geburtstag im November hat sie sich über eine Woche Urlaub genommen und war 10 Tage weg und nun über Weihnachten fährt Sie am 1. Weihnachtstag weg und kommt erst Neujahr abends wieder, weil sie bei Freunden Silvester feiert. Ich muss zwischen den Feiertagen Termine wahrnehmen, werde mich zwar bemühen, schnell nachzukommen, kann aber eben nicht die volle Zeit zwischen den Feiertagen dabei sein.
Nun ist es so, dass in der Zwischenzeit die eine oder andere alte Freundin oder Bekannte aus ihrem alten Kreis und auch welche aus meinem Kreis schwanger geworden sind. Da kam sie dann irgendwann auf mich zu und meinte, sie wolle allerspätestens Ende nächsten Jahres loslegen (das hat jobtechnische Gründe wegen Probezeit und so) und wie ich das dann sehen würde, wenn sie in Mutterschutz und Elternzeit so alle 2-3 Monate für 1-2 Wochen in ihre alte Heimat fahren würde. Sie würde mich natürlich gerne dabei haben, aber wenn das nicht ginge, wie ich das dann sehen würde. Ende nächsten Jahres ist für sie Ultimatum, wenn ich dann nicht will, ist Schluss und sie will wieder weg ziehen (sagt sie zumindest).
Das hat mich ganz schön geschockt und ich war nicht einverstanden.
Mal abgesehen davon, dass sie aktuell wegen der nicht vermieteten Bude, die sie immer noch komplett finanziert und nichts übrig hat von Ihrem für Ausbau und Sanierung, nicht mal Nennenswertes zum Leben (Ende nicht in Sicht), müsste man dann ja die Frage nach einer Bleibe klären:
Vermietet sich nicht, hat sie keine Einnahmen (und kann die Bude streng genommen wegen der reduzierten Bezüge dann auch nicht mal halten), aber theoretisch eine Bleibe. Vermietet Sie, wäre die finanzielle Thematik auf ihrer Seite entspannter, aber dann müsste sie für 1-2 Wochen!! eine Ferienunterkunft oder ein Hotel mieten oder versuchen, bei ihren Eltern auf dem Hof unterzukommen (Kompromiss und nicht schön, da keine Privatsphäre, wie sie selber sagt).
Ich verstehe, dass die Familie wichtig ist, aber auf die Distanz in der Häufigkeit und diesem Zwang (es ist bei ihr tatsächlich so, dass da ein gewisser familiärer Zwang herrscht, an bestimmten Ereignissen teilzunehmen und sie ein tierisch schlechtes Gewissen hat, wenn das mal nicht geht (z.B. weil sie keinen Urlaub bekommt)).
Sie sagt, sie will sich nicht einschränken lassen, wann sie wie lange zur Familie fährt. Ich kann das zwar so ganz grundsätzlich verstehen, sehe es aber so, dass sie ja ihre neue Heimat gewählt hat und wir beide uns schlussendlich einen neuen Kreis aufbauen müssen, mit dem wir durchs Leben gehen.
Und dafür brauchen wir Zeit. Ich habe dieses Jahr einige Ereignisse alleine mit Freunden und Familie durchlebt, weil sie wieder in ihrer alten Heimat war.
Ich sehe das so, dass man irgendwie eine Mitte finden muss und der eine auf den anderen ein Stück weit zugehen muss. Sie argumentiert jetzt so, dass sie ja schon das „Opfer gebracht hat“, zu mir zu ziehen und ja schon die meiste Zeit im Jahr nicht mehr in ihrer alten Heimat ist. Mich kränkt diese Aussage aus zwei Gründen:
Erstens ist es so, dass sie durch unseren Zusammenzug sicher ihre Freunde und Familie etwas in den Hintergrund stellen musste, aber sie a.) ein deutlich komfortableres Leben genießt und b.) einen Mann gefunden hat, der sie wirklich liebt und der auch grundsätzlich bereit ist, mit ihr eine Familie zu Gründen. Immerhin war das ja damals der Grund, warum es uns beide ins Internet auf Dating-Plattformen getrieben hat, um eben genau diesen Gegenpart zu finden. Deswegen finde es sehr kränkend, von einem „Opfer“ zu sprechen.
Ich habe ihr deswegen vorgeschlagen, wir könnten uns doch einen Zeitstrahl machen, der von Januar bis Dezember geht und dann mal schauen, welche Termine ihr da so wichtig sind, dass sie da gerne in ihrer alten Heimat sein möchte. Ich hatte z.B. an ganz grob definierte Ereignisse wie ein Osterfeuer, ein kleines Sommerfest, das ich für sie ausstatten würde und wo wir uns etwas mieten und alle dann kommen können sowie wenn es denn unbedingt sein muss, eben der Zeitraum rund um ihren Geburtstag im November.
Will sie nicht.
Jetzt ist es für nächstes Jahr auch schon wieder so: Ein paar Tage im April vor Ostern Urlaub genommen wegen Poleterabend und Hochzeit von Freunden da unten und 10 Tage im November rund um den Geburtstag. Das sind "erstmal" ihre vorläufigen fixen Termine. Und dann hat sie aktuell ja noch Freizeitkonto, was ja ihre Freizeit ist und nicht meine und da wolle sie dann eben auch des öfteren mal in die alte Heimat und ich könne schauen, ob es bei mir passt oder nicht (dann fährt sie auch alleine). Also voraussichtlich wieder X-Termine.
Es ist nicht so, dass ich immer an ihr dran hängen möchte oder will. Sie ist diverse Mal nach dem Juli diesem Jahres alleine in die alte Heimat gefahren und ich hatte kein Problem damit. Alles top.
Aber ich sehe auch, dass sie sich hier in der neuen Heimat kein neues Umfeld sucht. Sie singt gerne und würde gerne in eine Band. Danach sucht sie nicht. Sie würde gerne tanzen gehen mit mir. Geht aber nicht, weil sie oft Bereitschaft hat und ihr meist der Antrieb am Wochenende fehlt oder sie dann eben auch gerne mal weg ist. Und noch so viele weitere Beispiele.
Da ihre Mutter zwar grundsätzlich mobil ist, aber a.) nicht so gerne lange Strecken mit dem Auto fährt und b.) auf dem Bauernhof ihres Mannes (der Stiefvater von meiner Freundin) u.a. mitarbeitet (sie hat noch einen weiteren Job), konnten ihre Eltern und noch nie besuchen zusammen.
Ich habe deswegen einmal zur Mitte des Jahres heimlich Kontakt mit ihrer Mutter aufgenommen und dann vereinbart, dass ich sie an einem Freitag abhole und am darauffolgenden Dienstag wieder zurückbringe. Also bin ich an einem Freitag morgens losgefahren, habe sie geholt und meine Freundin dann überrascht, dass ihre Mutter über das Wochenende verlängert bei uns bleibt. Sie hat sich wahnsinnig gefreut.
Aber sonst hat uns niemand aus ihrer Familie besucht. Immer nur wir die da unten :-/.
Klar, sowas mit Freundeskreis aufbauen dauert, aber ich habe vor folgenden Hintergründen große Sorgen mit dieser ständigen (und teils auch langen) Heim-Reiserei:
Es ist jetzt nicht so, dass ich ein Mensch bin, der keine sozialen Kontakte braucht oder hat (siehe oben), aber es ist bei mir eben so, dass, wenn ich meine Familie und oder Freunde viele Monate nicht sehe, mir dann nichts fehlt, WEIL ich ja meinen sozialen und emotionalen Gegenpol in meiner Freundin gefunden habe:
Ich könnte wochenlang mit ihr im Haus eingeschlossen sein und bräuchte nichts links und rechts neben mir (jetzt etwas abstrakt formuliert, aber ihr versteht sicher, was ich damit zum Ausdruck bringen will).
Ich frage mich, wie das laufen soll, wenn sie schwanger ist oder der Nachwuchs gerade frisch auf der Welt ist. Was macht sie bei Schwangerschaftsdepressionen, wenn ich grad mal nicht da bin? Oder bei sonst wie gelagerten Themen, wenn ich gerade mal nicht sofort einsatzbereit bin. Ich weiß wohl, dass meine Mutter (die nur knapp 10 Km entfernt wohnt) kein Ersatz sein kann für ihre Mutter. Aber dann hochschwanger oder frisch entbunden 350 Km fahren :-/? Und dann dauerhaft?
Vor allem, wie geht man damit um, wenn jemand scheinbar eine so starke familiäre Bringschuld zu haben meint? Ich meine ja sowieso, dass man in Mutterschutz und Elternzeit wohl andere Themen hat, als ewig zig Kilometer zu fahren, um die Familie zu bespaßen, aber nehmen wir mal von ihren Vorstellungen (siehe oben) den Best-Case, alle 3 Monate für 1 Woche.
Das wären 4 Wochen im Jahr da unten (neben den Zusatz-Events, die sie unbedingt haben muss). 4 Wochen wären so ziemlich mein ganzer Jahresurlaub. Und dann immer Sack, Pack und Kind(er) einpacken, Ferienwohnung beziehen, dort wieder Kühlschrank und Co. Einrichten, nur um da zu sein?
Bin auf eure Erfahrungen und Ratschläge gespannt.
Grüße,
euer AskMe