Der Ziegenhirt
Hallo Ratsuchender,
ich habe in den letzten 4 Wochen viel erlebt, was mich sagen lässt - der Ziegenhirt ist glücklicher.
Ich habe von Anfang an bei der Flutkatastrophe aktiv mitgeholfen. Und was ich da erlebt hab, hat mir schon Grund zum Nachdenken gegeben.
Ich war vorher schon der Meinung, das es schlimm ist, das ein Mensch nach seinem perfekten Äusseren, nach seinem Besitz und all so oberflächlichen Werten gemessen wird und jeder nur noch nach diesen Dingen strebt.
Wie gesagt, hab ich gesehen und live miterlebt, was die Flut angerichtet hat. Menschen, die nichts mehr hatten, als das, was sie am Körper trugen. Häuser, Dörfer, die aussahen wie nach einem Krieg.
Und dann ist es passiert: Menschen bedankten sich bei mir, nur weil sie etwas zu essen bekamen, sie waren glücklich, weil man ihnen zu essen gab und das mitten in Deutschland, mitten im Wohlstand!
Wir haben rund um die Uhr gekocht und Leute versorgt- ohne Frage nach Pause. Wir haben mitunter drei Tage nicht Duschen können, auf LKWs oder in andern Fahrzeugen mal kurz abgenickt und weiter.
Und als ich dann nach Hause kam, in meine vier Wände, da fand ich es sehr seltsam, das mir das, was ich habe, manchmal nicht zu reichen scheint. Es ging sogar soweit, das ich die vielen ach so tollen Typen auf der Straße am liebsten verhaun hätte, weil sie nix anderes im Kopf haben als cool zu sein.
Glaubt mir, der ganze Scheiß ist unwichtig. Man braucht Essen, Trinken, Kleidung, ne Behausung, aber - man braucht Freunde und Liebe. Alles andere ist sehr bedeutungslos.
MfG
Freya