Ich habe mir erst überlegt, ins Forum "Untreue" zu posten, denke aber doch, dass hier mehr reinschauen werden und das ist mein Anliegen.
Es ist doch so, dass heutzutage die Moral unter extremer Beleuchtung steht, sei es von Halbwüchsigen, die glauben, sie können mit ihren frühzeitigen Sexerfahrungen dann auch schon hier drüber mitdiskutieren, sei es von Zeitschriften, die es prinzipiell bevorzugen, das männliche Geschlecht in den Dreck zu ziehen; oder sei es von Religion und Co, ebenso wie Scheidungen, Eheschließungen etc.etc...
Der Trend liegt im "Darüber-Sprechen", was zwar gut ist, nur ist es leider eine miese Selektion, die daraus hervorgeht, weil das, was ich euch jetzt berichten werde, die Meinung/Erfahrung ist, die keiner lesen will oder sich zu schreiben traut. Zumindest niemand, der es ernst meint und TROTZDEM gewürdigt werden möchte. Ich nehme Kritik in Kauf und bin mir bewusst, vor Allem solche ernten zu werden. Also bitte, los geht's!
Ich bin jetzt knapp mitte 20, habe bisher 2 längere Beziehungen und meine jetztige, 3 jährige, geführt. Mit meinem Freund hat von Anfang an alles gepasst, wir sind auch sehr schnell zusammengezogen. Der Sex war der Hammer, die Gespräche toll, und das sicher die ersten 2 Jahre lang so! Nur irgendwann, es war ca. vor 1 Jahr, merkte ich, wie mein Interesse an anderen Männern plötzlich radikal wuchs! Ich versuchte nach dem "Hund" in der Beziehung zu suchen und intern auf eine Problemlösung zu kommen. Als mein Freund meine Bedenken und Wünsche mitbekam, bekam er natürlich die Panik und strengte sich auf einmal unheimlich an! Da wurde mir dann auch klar, was mir fehlte- nämlich genau dieses Bemühen um uns. Er ließ sich sehr gehen und die ganze Beziehung etwas hängen. Gut. Mein Verlangen nach etwas Neuem verfloss und wir hatten eine tolle Zeit. Bis jetzt. Denn ich merke, wie ich genau in das selbe Muster zurückfalle. Und nun ist es auch soweit, dass ich jemanden kennengelernt habe, mit dem alles auf ein Verhältnis zusteuert.
Folgendes- ja, ich liebe meinen Freund. Ja, ich kann mir vorstellen, dass es einen Mann auf der Welt gibt, den ich vielleicht mehr lieben könnte, weiß es aber nicht, da ich nur von dem sprechen kann, was ich kenne.
Ja, es fehlt mir etwas in der Beziehung, nein, ich weiß nicht, was es ist. Daher kommt ein Schlussmachen für mich auch nicht in Frage. Ich habe Tage, Wochen damit verbracht, herauszufinden, was es ist und ob es an mir oder meinem Freund liegt. Und ich kenne die Antwort einfach nicht. Es kann mein junger Trieb sein, den ich nie wirklich ausgelebt habe; es kann in Wirklichkeit die Suche nach jemand Passenderem sein, die ich aber nicht bewusst als solche erlebe, sonst würde ich mich in kein sexuelles Abenteuer stürzen. Was auch immer es ist, ich habe mich dazu entschlossen, etwas zu ändern. Und der Entschluss ist auf meinen Treuebruch gefallen. Warum? Weil sich etwas tun muss, weil ich mich danach vielleicht so scheiße fühlen werde, dass ich die Beziehung doch beende oder es ihm beichte und er einen Entschluss fassen muss; weil ich mich danach vielleicht absolut nicht anders fühle, meine Gier aber befriedigt sein könnte und ich meinen Freund und die Zweisamkeit wieder mehr zu schätzen weiß. Weil es ohnehin SO nicht weitergehen kann, dass ich immer wieder in die gleichen verlockenden Situationen komme und der reine Verzicht doch keine Lösung ist.
So, das heißt also, ihr habt es hier mit einer potenziell untreuen Frau zu tun, die sich zwar nicht sicher über die Folgen, allerdings über zukünftiges Handeln ist- ihren Freund zu betrügen. Nicht, weil ich ihn nicht liebe; nicht, weil ich so behandelt werden möchte; nicht, weil ich mich als schlechten Menschen sehe und deshalb so handeln muss- sondern weil ich zu feige bin, die Beziehung zu beenden, bevor ich auf diesem Weg ausprobiert habe, wohin mich so eine Erfahrung führen wird. Entweder zum Beziehungsende, oder zu einer Wiederauffrischung.
Und nochwas- wenn mein Freund die selben Gedanken hat, dann wünsche ich mir nur eines- dass er es so geschickt macht, dass ich nichts ahne und mitbekomme. Und ja, ich habe alleine durch die Vorstellung einer möglichen Affäre schon das Gefühl, ihn zu betrügen, sehr intensiv sogar. Also bekommt der Satz "Betrügen beginnt im Kopf" sehr wohl eine Berechtigung.
Ich bin keine 16 mehr, ich kann meinen Idealen nicht mehr so nachgehen, wie ich das einst dachte. Ich habe mich verändert, Triebe entwickelt, die ich zwar untergraben, aber nicht ändern kann. Sie haben nichts mit Liebe zu tun und vielleicht werde ich mit 40 darüber lachen, wie blendend die Fleischeslust mit mitte 20 nicht sein kann.
Warum ich euch das schreibe? Es ist ein sehr sehr heikles Thema, aber auch, wenn ich das in einem so kurzen Schrieb nicht gut genüg rüberbringe: es ist nicht alles schwarz oder weiß, es gibt viele Nuancen dazwischen und die haben alle ihre Berechtigung.
Ich möchte auf Kommentare á la "denk doch mal drüber nach, wie du dich fühlen würdest" verzichten, denn so hätte ich vor wenigen Jahren auch noch geantwortet. Sonst steht es euch frei, mich zu steinigen oder darüber nachzudenken.