Gesucht und gefunden :-)
Oh Mensch, das haben wir jetzt total verpennt! Wir waren 99 als wir uns kennen gelernt haben, dann kurze Zeit 100 und nun, da er Geburtstag hatte sind wir auch schon gleich 101! Muss ich ihm gleich das nächste mal erzählen, wenn wir uns sehen...
Ich habe jetzt lange herumgesucht, ob es hier die Konstellation 41/60 gibt. Männer in dem Alter sind schon ziemlich krass drauf ;-) aber auch sehr gefühlvoll!
Dazu muss ich voranschicken, dass ich aus einer langjährigen Beziehung mit einem gleichaltrigen komme, die aber regelrecht "im Sande" verlaufen ist. Dann habe ich durch Zufall meinen jetzigen Freund kennen gelernt und ab diesem Zeitpunkt war für mich klar, dass ich die dahindümpelnde Beziehung mit meinem allseits als "perfekt" anerkannten Ex keinesfalls weiterführen werde, wenn sich dort nicht grundlegende Dinge ändern. Die Dinge haben sich nicht geändert und nun habe ich einen fast 19 Jahre älteren Freund, der in vielen Dingen fitter ist als der gleichaltrige Ex es je war.
Was ich am erstaunlichsten finde ist, dass wir trozt des Altersunterschiedes tatsächlich sehr ähnlich denken und zu vielen Dingen identische Einstellungen haben. Während er in Sachen Lebensführung doch recht "lari-fari" ist, muss alles bei mir "Hand und Fuß" haben. Er ist ein Theoretiker, ich bin eher fürs Praktische. Dabei komme ich mir dann seltsamerweise oft als "älter" vor als er es zu sein scheint und er orientiert sich auch an dem, was ich dazu sage. Ich finde die Geschichten, die er aus seinem Leben erzählt super-interessant und er löchert mich zu "neumodischem Kram", von dem er "keine Ahnung haben braucht", weil er ja schon so "alt" ist. Wir können uns gegenseitig die Ohren ziemlich heiß reden und schlafen dabei gelegentlich auch schonmal ein, während der andere noch quasselt... Noch niemals habe ich jemaden mit einer solch sprühenden Phantasie erlebt!
Allerdings ist alles nicht so einfach wie es sich anhört, da mein Freund sich sehr viele Gedanken wegen seines Alters macht und immer in Sorge ist, dass er mir nur ja nicht zu viel in mein Leben "pfuscht", da ich ja noch so "jung" bin. Da hilft es auch nichts, wenn ich ihm versichere, dass 41 schon ein recht bedenkliches Alter ist - jedenfalls in meinen Augen.
Sowohl in meiner Familie als auch in seiner, gibt es zahlreiche Probleme (Alkohol, Kriegstraumata, Mishandlungen etc.), die wir jeweils zu bewältigen hatten oder haben und wir sind auch noch immer unsicher wegen unserer "Beziehung". Er macht sich Gedanken, dass er einfach nicht der Norm entspricht und ich weiss, dass es so ist. All das ändert aber nichts daran, dass er ein herzenzguter Mensch ist, der leider in seinem Leben aufgrund seiner stetigen Gutmütigkeit von den eigenen Verwandten ziemlich ausgebeutet worden ist. Vor allem seine Gutmütigkeit und seine Warmherzigkeit imponieren mir sehr, aber so etwas ist vielen Menschen in meinem Umfeld nur schwer zu vermitteln, da viel zu viele nur einfach auf das Äußere schauen, wie ich jetzt erkennen muss.
Mein Ex entsprach hingegen total der Norm. Nach außen hin, repräsentierten wir wohl - bis auf seine Wortkargheit - das perfekte Paar und mussten uns über all die Jahre oft die Frage gefallen lassen, wann wir denn nun endlich heiraten wollten. Außerdem war ein schließlich Ingenier und nun bin ich mit einem "Malocher" zusammen. Nur sagt ja das nichts über das geistige Potenzial aus, was jemand hat oder eben nicht hat und es sagt schon gar nichts darüber aus, welche vielleicht guten Eigenschaften eine Person sonst noch hat.
Es ist schwierig, meinen neuen Freund Bekannten vorzustellen. Ich glaube, es ist dafür irgendwie noch zu früh, weil es für uns beide derzeit den reinen Stress bedeuten würde. Mein Freund ist psychisch immer noch recht labil und wäre Anfeindungen schutzlos ausgeliefert. Mir selbst steckt die Trennung vom "perfekten Partner" ebenfalls noch in den Knochen. Ursprünglich wollte ich mit ihm schließlich mal eine Familie gründen.
Meine Bekannten haben es immer noch nicht verkraftet, dass ich mich von meinem "so gut zu mir passenden" Ex getrennt habe und mein Freund hat Bedenken, dass ihn einfach nur alle für verrückt erklären, wenn er mit einer fast 19 Jahre jüngeren "Akademikerin" auftaucht. - Es sind irgendwie zwei Welten, die da aufeinander prallen und die ersten bissigen Kommentare musste ich mir von Bekannten (Bekannte von meinem Ex und mir) auch schon anhören. Was ich dabei erschreckend finde, ist die Tatsache, dass selbst Leute, die ich für gesellschaftlich offen gehalten habe, sich plötzlich als Spießbürger erster Güte entpuppen.
Es ist schwierig für uns beide und darum treffen wir uns vorerst weiter "allein", bis wir zwei uns besser aneinander gewöhnt haben. Wir haben beide fehl geschlagene Beziehungen hinter uns, sind skeptisch aber trotzdem doch zwei Menschen, die positiv in die Welt schauen.
Ich kann es nicht genau in Worte fassen, aber wir haben wohl in unserem Leben so viele negative und schreckliche Dinge erlebt, dass wir Angst haben, unser Glück könnte von außen einfach zu Nichte gemacht werden. Es kommt mir fast vor, wie eine sehr wackelige Konstruktion, die erst noch von Innen heraus stabilisiert werden muss. Dafür liegt jedoch der Grund nicht in erster Linie beim Altersunterschied - der ist nur ein zusätzlich zu bedenkender Faktor - sondern in unserem jeweiligen familiären Hintergrund, der uns quasi unser ganzes bisheriges Leben "auf Trab" gehalten hat.