seeta_12116360:shock: :?:
"In einer Beziehung fühle ich mich mit dem Mann, den ich liebe, (noch) nicht vereint."
Du brauchst ein religiös geheiligtes Ritual, rechtliche Verbindlichkeiten und die sozialen Erwartungen einer ganzen Reihe von Trauzeugen und Hochzeitsgästen, um das Gefühl einer Vereinigung zu erzeugen - und das soll dann wirken?
(Tja, ich schätze, auch das wird dann nichts helfen, oder allenfalls ein vorübergehendes "Ersatzgefühl" erzeugen können, das später wieder abflaut, sobald der erstmal sicherlich beeindruckende Zauber des gemeinsam absolvierten Brimboriums dann verflogen sein wird...)
Zumindest ich kann mich da nicht Einfühlen in die vermeintliche Sinnhaftigkeit einer solchen Einstellung.
"Gibt es bei der Heirat etwa keine Verbindung zur Liebe?"
Höchstens sekundär, denn hervorgegangen ist diese Tradition doch eher aus dem Erbrecht bzw. ähnlichen Formen sozialer Kontrolle. Nicht umsonst ist die Heirat traditionell eine öffentliche Veranstaltung, ursprünglich ging es da eben erstmal um alles andere als um Zweisamkeit, nämlich um einen größtmöglichen Zeugenkreis.
Die heutige Vorstellung von Liebe wurde da erst später draufgepropft. Als eine schwärmerisch verklärende Überhöhung alter Konventionen ist das Ideal der "Liebesheirat" ein erst in jüngeren Jahrhunderten aufgekommener (und meiner Meinung nach gleichermaßen verfehlter wie auch krampfiger) Versuch der Umdeutung althergebrachter und zunehmend unzeitgemäßer Herrschaftsformen (nämlich Patriarchat und Ständeordnung), der dazu diente, den Hochzeitsakt einem etwas moderneren, nicht unbedingt aufgeklärteren, Zeitgeist dennoch irgendwie schmackhaft zu machen.
Es hat auch einige hoheitliche Kraftanstrengungen gekostet, die heutige Einehe durchzusetzen. Jahrhundertelang hat das nicht funktioniert. Allerlei (volkstümliche wie auch juristische)Formen von Haupt- und Neben-Ehen existierten parallel, und in den damit verbundenen Machtkämpfen ging es in aller Regel um alles andere - nur nicht um Liebe.