Ich lebe seit etwas über zwei Jahren in einer Beziehung mit einer Frau. Als ich sie kennen gelernt habe, war ich zunächst von ihrem Witz und ihrer impulsiven Art sehr beeindruckt. Keine andere Frau hat mich je so zum Lachen gebracht und intellektuell gefordert wie sie. Ich genieße das noch heute sehr.
Allerdings war ich mir schon am Anfang über eines im Klaren: Ihr Äußeres hat mich nicht besonders angesprochen. Sie ist nicht häßlich. aber fand sie einfach nicht sexy. Trotzdem ergab sich aus der Begegnung eine sehr intensive Beziehung, und wir haben seitdem viel zusammen erlebt und erreicht. Ich wollte die Paar-Beziehung mit ihr um jeden Preis, weil ich das Gefühl hatte, es sei richtig sich für jemanden zu entscheiden, der intellektuell auf Augenhöhe ist. Vorher hatte ich mir immer Frauen gesucht, die ich in erste Linie äußerlich attraktiv fand, und leider war ich dann irgendwann immer gelangweilt und frustriert. Da ich keine Lust mehr auf diese immer gleich verlaufenden Beziehungen von etwa zwei Jahren hatte, dachte ich: setz mal auf die inneren Werte statt auf Augen und Figur.
Inzwischen haben wir eine Dauerkrise, weil wir a) sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben, und b) ich mich nicht körperlich zu ihr hingezogen fühle. Der Sex ist entsprechend unbefriedigend für beide. Sie spürt natürlich, dass von mir kein Drive kommt. Aber ich kann ihr auch schlecht sagen, was ich wirklich denke. Es ist verhext: Ich liebe sie als Mensch, bewundere sie und brauche sie als Gesprächspartner. Aber wenn sie mir körperlich annähert, würde ich am liebsten ausreissen. Ich will sie natürlich nicht verletzen, aber ich kann auch nicht immer was vorspielen. Sie merkt natürlich, dass irgendwas nicht stimmt. Und das ist sehr verletzend für sie. Und ich hab ein schlechtes Gewissen. Aber ich kann es nicht ändern: Ich sehe überall Frauen, die ich stärker begehre. Und wenn wir dann doch Sex haben, muss ich mir jemand anderen vorstellen, sonst klappt es nicht.
Sorry, wenn ich hier so explizit werde, aber ich muss das mal loswerden. Ich schäme mich inzwischen richtig dafür, sowas überhaupt zu denken.
Nunja, wie man sich leicht vorstellen kann, ist die Beziehung nicht sehr einfach. Eigentlich erleben wir seit Monaten mehr Frustration als irgendwas anderes, wobei es aber auch immer wieder schöne Momente gibt. Wir können uns sehr gut austauschen, und insofern auch gut gegenseitig auf unsere Bedürfnisse eingehen. Krisen gehören dazu, und eigentlich schätzen wir beide die Qualität unserer Beziehung. Aber eine Frage bleibt: Wird sich das irgendwann einränken? Kann ich meine Freundin irgendwann attaktiver finden? Ist ja schließlich auch eine Kopfsache. Aber ich kann bei mir leider keine Veränderung feststellen, und wenn ich mir die Mutter meiner Freundin ansehe, die eine sehr liebenswürdige Frau ist,... ohwehh.. dann will ich keine Kinder mit meiner Freundin.
Schiße, es ist so ungerecht und gemein. Aber ich kann es nicht ausschalten. Und langsam kommen bei mir Zweifel auf, dass ich mir meiner Freundin auf Dauer glücklich werden kann. Im Moment bin ich es jedenfalls nicht, und ich kann mich schon fast nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal wirklich überzeugt von dieser Beziehung war. Ich würde die Beziehung so gerne retten, aber mir fällt nichts mehr ein. Ich hab sogar schon eine Gesprächstherapie aufgesucht, weil ich einfach nicht ankzeptieren will, dass für mich äußere Attribute doch so entscheidend sind.
Warum ich hier schreibe hat eigentlich nur einen Grund: Vielleicht hat jemand hier ähnliches erlebt und womöglich einen Weg gefunden mit sich selber und dem Partner gemeinsam weiterzugehen. Ich würde mich über Eure Perspektiven freuen.