milla_20125270Die Frage danach, was hinter seinem Verhalten steckt, müsste auch die Frage sein, was hinter deinem Verhalten steckt. Ganz allgemein gehe ich davon aus, dass eine anfänglich kleine Summe fehlender Aufmerksamkeiten und Zeit zu einem Berg angewachsen ist, begleitet von Leere und Mühdigkeit, vielleicht auch mangelnden Perspektiven, dem Reiz des Aufbruchs, der Dynamik der Bewegung. Vorallem bei ihm, vermutlich aber auch ein wenig bei dir. Und irgendwann glaubt der eine mehr als der andere, die Kraft nicht mehr aufzubringen, über diesen Berg springen zu können, springen zu müssen. Was natürlich ein Irrglaube ist, denn alle anderen Baustellen, die sich alternativ ergeben würden, sind eigentlich anstrengender und arbeitsintensiver.
Was mich immer wieder an Lebens- und Beziehungsgeschichten wie der deinigen fragen lässt, ist der Umstand einer offenbar sehr langen und verbindlichen Beziehung, die sehr früh eingegangen wurde. Ihr habt also in einem Alter zueinander gefunden, wo andere erst beginnen sich auszuprobieren. Da habt ihr euch früh ein Nest gebauten, wohl aus dem Bedürfnis nach Halt und Sicherheit, oder weil ihr es nicht anders gekannt habt. Aber das darf nicht das einzige Verbindende sein und bleiben (Kinder auch nicht), weil da schnell einmal Langeweile aufkommt, der Kick fehlt, die Reibung, die Spannung. Ich meine damit, dass es gemeinsame Lebensziele braucht, wenn man gemeinsam alt (und glücklich) werden will. Und diese Ziele darf man nicht zu früh, besser gar nie erreichen. Ihre Funktion ist es auf sie zuzugehen.
Ich bin Bergsteiger. und ich sage dir, nichts ist ernüchternder, als oben auf der Spitze anzukommen. Viele sprechen von Euphorie. Das ist Blödsinn, die kommt erst beim Abstieg, vor dem nächsten Gipfelgang. Oben, da ist meist nur Leere. Aber im Gegensatz zum Bergsteigen, wo schon die nächste Wand, der nächste Gipfel im Fokus steht, ist eine Partnerschaft nichts was man einfach gegen eine neue austauscht. Es braucht auf diesem "Gang hoch zum Gipfel" also weit mehr als das eilige Hochlaufen und erschöpfte Ankommen.
Ich empfehle dir als Lösungsversuch, die Kommunikation umstellen. Fair und auf Augenhöhe in den Vordergrund zu rücken, was deine unmissverständlichen Bedürfnisse und Ziele, aber auch Wünsche und Träume in der Beziehung sind. Und vorallem, gestalte dir deinen Alltag attraktiver. Er wird vermutlich erkennen, dass er auf seinem separatistischen Alleingang in einen Keller unterwegs ist, während du dich an die Sonne stellst.
Viel Glück und Erfolg!