Hallo,
meine Lebensgefährtin und ich werden im Spätsommer heiraten. Wir sind ca. 3 Jahre zusammen und Ende (ich) bzw. Mitte 20 (sie). Seit einigen Wochen haben wir Riesen-Zoff was das Thema Privatsphäre angeht. Ich hab überhaupt kein Problem damit, wenn sie meine Mails oder SMS lesen würde (was sie aber weder macht, noch interessiert es sie). Auf der anderen Seite besteht sie strikt auf ihrer Privatsphäre.
Zur Vorgeschichte: Sie war es, die permanent auf eine Hochzeit gedrängt hat. Mehr als ein Jahr hat sie gefleht, gedroht, geweint, dass wir doch heiraten sollten. Sie hat mir ein Jahr lang verschwiegen, dass sie die Pille abgesetzt hat und wollte unbedingt ein Kind (was ich damals noch nicht wollte).
Ich wollte nicht heiraten. Nicht weil ich sie nicht lieben würde (das tue ich mehr als alles andere), sondern weil ich irgendwie ein ungutes Bauchgefühl hatte. Schwer zu beschreiben, vielleicht wird's gleich deutlicher.
Im letzten Herbst war mal wieder ein Höhepunkt der Heirats-Diskussion. Eines Abends hab ich mir aus komplett anderen Gründen eine Datei an ihre E-Mail Adresse geschickt und wollte sie dort runterladen. Dabei hab ich zufällig gesehen, dass ihr Postfach vor Partner-Anfragen überquoll. Ich hab meinen Augen nicht getraut. Sie hatte sich nach einem Streit bzgl. Heirat bei einer Singlebörse angemeldet, war allerdings nur ne Stunde aktiv und hat sich 2 Tage später wieder abgemeldet (noch bevor ich es gesehen hatte).
Außerdem hatte sie mit einem Verehrer, den sie schon lange vor mir kennt, den sie aber nur "nett" findet, ein paar Mails mit Fotos geschickt. Er steht voll auf sie und sie hat ihm ein paar eindeutige Fotos geschickt. Zum "Aufgeilen". Das war eindeutig. Er steht auf sie und sie steht drauf, wenn andere auf sie stehen.
Darauf angesprochen hat sie alles zuerst vehement geleugnet und dann doch zugegeben (was blieb auch anderes übrig)? 90% der Diskussion drängte sie aber die Singlebörsen-Aktion in den Hintergrund und warf mir vor, dass ich sie überwachen würde und was ich in ihren Mails zu suchen hätte. Sie hat doch direkt wieder den Account gekündigt und der Kerl sei harmlos. Sie hat halt keine Lust, immer nur mit mir zusammen rumzuhocken und will auch mal Kontakt zu anderen Leuten. Das geht mich gar nichts an. Wenn ich sie lieben würde, würde ich ihre Privatsphäre akzeptieren. Und heiraten würde ich ja eh nicht wollen.
Nach einem tagelangen Streit habe ich mich selbst vor die Wahl gestellt, verloben oder trennen. So geht's nicht weiter. Seitdem sind wir verlobt.
Im Oktober war noch mal ein ähnlicher Vorfall. Wieder Streit und am Ende hat sie versprochen, nichts zu tun, was mich verletzen würde und mich nicht anlügen würde und ich im Gegenzug, dass ich ihre Privatsphäre akzeptiere. Vor 2 Tagen hab ich dann doch reingeschaut.
Es fing wieder mit einem Zufall an. Ich wusste von einem Kerl, dass er auf sie steht. Sie war immer nett und freundlich zu ihm, hat auf der einen Seite brav gesagt, dass sie verlobt ist, andererseits aber auch nicht wirklich seine Anmachen zurückgewiesen. Es gefiel ihr halt. Alle paar Tage hat sie mir gesagt, dass er ihr mal wieder getextet hätte. Ich hab dann durch Zufall rausgefunden, dass es doch erheblich häufiger war. Ich konnte nicht ander und hab in ihre Mails geschaut.
Da kam dann raus, dass sie sich mit einem anderen, von dem sie mir auch erzählt hat, dass er auf sie stehe, getroffen hat. War wohl so eine halbe Stunde und außerdem an einem öffentlichen Ort.
Ich hab sie zur Rede gestellt. Sie hat auch das zugegeben und dass er sie halt gefragt habe, was sie so mache und dass sie sich dann als nette Abwechslung ne halbe Stunde mit ihm zum quatschen getroffen hätte. Und warum ich ihr verdammt noch mal hinterher spionieren würde. Ich würde sie permanent bevormunden und sie auf Schritt und Tritt kontrollieren und ihr vorschreiben, was sie zu tun hätte. Als Reaktion hat sie jetzt erstmal ein 6-wöchiges Auslandspraktikum für den Sommer organisiert, damit sie auch mal was alleine machen könne (parallel plant sie für unsere Hochzeit, macht ein Riesendrama um ihr Hochzeitskleid, etc.).
Ich weiss aber, dass die Story definitiv gelogen war und *sie* *ihn* gefragt hat, ob sie was unternehmen, nicht andersrum. Aber wenn ich sie da zur Rede stellen würde, wäre das der Supergau. Sie reagiert total allergisch. Stichwort Einsperren, Gefängnis, Spionieren, eigenes Leben, etc. Sie wolle mich heiraten und Kinder mit mir (allerdings nun doch erst irgendwann nach der Hochzeit). Aus dem Rest ihres Privatlebens solle ich mich gefälligst raushalten. Sie braucht ihren Freiraum und ich solle sie nicht einsperren. Sie wisse schon ganz genau, wo die Grenze sei. Sie brauche das Flirten und wenn ich ihr weiterhin "alles verbieten" würde, würde ich sie erst recht in irgendwas als Ausgleich fliehen.
Blöderweise hat sie nicht wirklich einen Freundeskreis. Männern dreht sie in der Regel halt den Kopf und hat Spaß dran. Und dann lässt sie sie am ausgestreckten Arm verhungern oder wirft ihnen ab und zu "Bröckchen" zu wie die o.g. Bilder zum Aufgeilen oder oder auch mal zweideutige Andeutungen.
Zuhause bin ich dauernd "Schatz" oder "Liebling" und sie sagt mir 20x am Tag "Love you" oder "Ich liebe Dich". In der Öffentlichkeit ist sie recht distanziert. Man würde von außen wohl nicht unbedingt erkennen, dass wir ein Paar sind (war aber schon immer bei ihr so). In einschlägigen Netzwerken weigert sie sich beharrlich, ihren Status auf "verlobt" bzw. "vergeben" zu stellen ("Willst Du mir das jetzt auch noch vorschreiben? Wie weit willst Du mich denn noch kontrollieren?").
Ich bin echt fertig und weiss nicht mehr weiter. Es zieht sich seit der Geschichte im Herbst und momentan ist es nicht zum Aushalten. Wie der schlimmste Liebeskummer.
Sie sagt, sie möchte als eigenständige Person wahrgenommen werden und sich selbstbestimmt definieren. Wir hocken "den ganzen Tag aufeinander" und sie braucht auch ihre Freiheiten. Ich kann nichts dafür, dass sie keine Freunde hat, denen sie *nicht* den Kopf verdreht hat. Meine Freunde findet sie nicht so doll und ihre darf ich nicht kennen lernen ("das ist meine Welt, darin hast Du nichts zu suchen. Oder willst Du mich da auch noch kontrollieren?").
Ich kann diesen Kontrollvorwurf nicht so ganz nachvollziehen. Für mich sind die Regeln, um die ich sie bitte, in einer Beziehung eigentlich Selbstverständlichkeiten. Und ich hab ganze 3x in 3 Jahren in ihre Mails geschaut - und jedes Mal so einen Knaller gefunden.
Oder seh ich das zu eng? Ist das eine Überreaktion? Wie denkt Ihr darüber? Auf der einen Seite weiss ich natürlich, dass ich ihr Freiraum geben muss. Auf der anderen Seite tut es aber schrecklich weh, dass sie offensichtlich hinter meinem Rücken Kontakt zu anderen Männern hat. Dass da wirklich "was läuft", glaube ich nicht.
Aber ich möchte einfach a) dass sie öffentlich demonstrativ zeigt "ich bin nicht zu haben", b) dass sie mich nicht anlügt und c) dass ich ganz einfach Teil von ihrem Leben bin - in jeder Hinsicht. Meinem Verständnis nach haben wir spätestens mit der Verlobung das "ich" und "du" aufgegeben und sollten nur noch im "wir" denken. Das sieht sie aber vollkommen anders. Sie sieht das als totale Einschränkung und dass ich sie einsperren wolle.
Ich weiss nicht mehr weiter... :-( Hat jemand einen Rat für mich? Ich halt's nicht aus.