jaap_12514278"Ich weiß einfach nicht wie viele Chancen es noch braucht, bis jemals Besserung eintritt."
Das hört sich an wie "Ich koche diese Eier jetzt schon mindestens ne Stunde, und die werden einfach nicht weich" ;)
Will sagen: Wenn du ihm immer weitere "Chancen" gibst, dann verbessern sich die Aussichten auf Besserung nicht, sondern sie verschlechtern sich. Denn dein Freund lernt dadurch nur, dass er überhaupt nix ändern muss - weil du ja nie wirkliche Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehst, sondern ihm bloß immer wieder ne neue "Chance" gibst. Und grade wenn Abhängigkeit / Sucht im Spiel ist, ist ne Änderung schließlich sehr aufwändig, da überlegt man sich schon sehr genau, was man durch Entzug und Entwöhnung überhaupt gewinnt (in seinem Fall eben gefühlt: nix).
Abhängige belügen sich im Ernstfall auch lieber selbst und reden sich ein, sie hätten ihren Konsum im Griff.
Also kannst du aus seinem fortdauernden Konsum schließen, dass er den nicht wirklich einschränken will und dich nur beschwichtigen will, wenn er dir das Gegenteil sagt - oder dass er ihn nicht wirklich einschränken kann, weil er schon zu abhängig ist und die Kontrolle verloren hat. Im letzteren Fall wär professionelle Hilfe nötig, und dann müsste er höchstwahrscheinlich komplett mit dem Alkohol aufhören - nur einschränken geht dann nicht mehr.
Und in beiden Fällen bringen immer neue Chancen unter denselben Bedingungen garantiert nix. Sondern die Bedingungen müssen sich ändern - entweder indem er Profis hinzuzieht, um nen Entzug zu machen, oder indem du dich von ihm trennst und er somit durch seinen Konsum wirklich mal was Wichtiges verliert.
Also würd ich an deiner Stelle erstmal genau gucken, wo der Leidensdruck in der Situation ist oder sein könnte - sowohl bei dir als auch bei ihm. Welche Einsicht könnte ihn motivieren, etwas gegen seine (vermutliche) Abhängigkeit zu tun? Riskiert er z.B. seinen Führerschein, wenn er betrunken Auto fährt, oder wird er aggressiv und verletzend zu dir, wenn er getrunken hat? Gibt's eine Chance, ihm zu sagen "Guck mal, wenn du besoffen bist, dann bist du so, wie du nie sein wolltest"? Wenn dich "nur" sein Konsum stört, ohne dass du ihm irgendwelche negativen Folgen aufzeigen kannst, dann hört sich das nur so an, dass dich als "Partnerin" stört, dass er von was anderem kontrolliert wird als von dir.
lg
cefeu