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Forum / Liebe & Beziehung

Wie viel Chancen hat die Beziehung noch?

Letzte Nachricht: 13. April 2021 um 18:23
T
trainii
13.04.21 um 14:34

Hallo ihr Lieben, 

ich habe mich hier registriert, um mir einmal von der Seele zu schreiben, was mich die letzten Wochen bedrückt und ich auch darauf hoffe, dass es mir eine andere Sicht auf mein Problem bringt. 
Ich (w28) führe seit 9 Jahren ein Beziehung. Die ersten 4 Jahre waren aufgrund von Studium und Ausbildung eine Fernbeziehung. Danach sind wir zusammen gezogen. Ich habe meinen Freund immer auch als meinen besten Freund bezeichnet. Große Probleme hatte wir selten, vielleicht in der gesamten Zeit zwei, drei wirkliche Streitgespräche, die aber auch innerhalb von ein paar Stunden wieder geklärt werden konnten. Dazu muss ich aber auch sagen, dass wir beide wirklich nicht gerne streiten. Wir versuchen Dinge möglichst sachlich zu klären und überlegen uns lieber zwei mal, ob es sich "lohnt" einen Streit zu beginnen. 
Ich konnte mir eigentlich nichts schöneres vorstellen, als mit ihm den gesamten Tag zu verbringen. Egal, ob wir etwas unternommen haben oder einfach nur den Tag vor dem Fernseher verbracht haben. Wir haben beide Hobbies, die Zeit alleine bzw. mit Freunden beanspruchen. Das war für uns auch niemals ein Problem, dem anderen diese Zeit auch einzuräumen oder zu gönnen, wie auch immer man das ausdrücken möchte. Teilweise haben wir den anderen in das Hobby integriert, sodass wir dort auch gemeinsam Zeit verbracht haben.  
Wir haben uns dann vor ca. 2 Jahren entschlossen ein Haus zu bauen und leben hier jetzt seit ungefähr einem Jahr. Wir haben uns ein gemeinsames Zuhause geschaffen. 

Dann kam Corona... Ich arbeite komplett im Homeoffice, ohne feste Arbeitszeiten.  Er hat täglich "normal" in seinem 9 to 5 - Job gearbeitet. 
Während ich dann viel alleine zuhause war, habe ich gemerkt, dass ich mich immer mehr an mein Alleinesein gewöhne. Zuerst war es komisch ihn nicht hier zu haben, dann wurde es normal. Jetzt freue ich mich, wenn er morgens das Haus verlässt. Nachmittags bzw. abends hoffe ich schon beinahe darauf, dass er vielleicht doch noch 30 min länger als üblich auf der Arbeit aufgehalten wird. Gespräche reduzieren sich auf ein "Wie war dein Tag?" oder Dinge, die eben besprochen werden müssen. Momentan arbeite ich abends sogar lieber länger als mit ihm gemeinsam ins Bett zu gehen. Ich meide es regelrecht Zeit mit ihm zu verbringen. Meine Freizeit nehme ich mir, während er arbeitet. Meine Arbeit nutze ich als Ausrede um mich zu distanzieren. Von den belanglosen Gesprächen bin ich genervt und habe das Gefühl ich könnte die Zeit besser nutzen. 
Ich muss hier fairerweise eingestehen, dass ich Anfang des Jahres aufgrund von beruflichem Stress sehr angespannt und bestimmt nicht einfach war. Wir haben darüber auch immer mal wieder gesprochen. Er hatte dafür Verständnis, dass es ihn gestört hat, wusste ich natürlich trotzdem. Er hat immer wieder gefragt, ob bei uns alles in Ordnung sein. Da ich meine Launen auf die Belastung geschoben habe, habe ich ihm immer wieder versichert, dass alles gut wäre und sich das auch wieder ändern wird. 
Er hat in den letzten Wochen eine extreme Eifersucht entwickelt, wahrscheinlich weil ich mich momentan so zurückziehe. Aber ich lasse mir nicht gerne unterstellen, dass ich lüge. Denn für diese Eifersucht gibt es keinen Grund. Trotzdem sieht er überall Verschwörungen. Ich kann noch so oft sagen, dass ich niemals etwas tun würde, aber trotzdem kommt alle paar Wochen wieder ein neuer Vorwurf. 
Jetzt ist dieser Stress von mir abgefallen und eigentlich könnte ich wieder viel befreiterter sein. Leider bin ich das nicht. Dieses Gefühl und die Zweifel wollen einfach nicht verschwinden. Ich frage mich jeden Tag, ob diese Beziehung noch das Richtige für mich ist. Ich kann nicht sagen, dass er mir egal geworden ist, aber ich kann auch nicht mehr sagen, dass er der Mann ist, mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Es wäre für mich in Ordnung, denn er ist wirklich ein toller Mann und ich wünsche ihm nur das Beste. Aber ist ein "in Ordnung" kann doch nicht ausreichen? Der Gedanke an eine Trennung macht mich traurig, aber gleichzeitig denke ich auch daran, was für Möglichkeiten ich für mich sehe, wenn ich unabhängig wäre. 
Wenn diese Beziehung noch nicht so lange gehen würde, wir uns nicht durch das Haus aneinander gebunden hätten, wäre ich wahrscheinlich auch schon gegangen. Doch ich möchte das alles nicht einfach so wegwerfen. Wir haben ja doch viel miteinander erlebt und auch gemeistert. Das dahinter auch ein finanzieller Aspekt steht, ist zwar sehr rational, aber auch das spielt in meinem Kopf eine Rolle. So blöd es ist... 
Es tut mir leid, dass dieser Text so lang geworden ist. Ich dachte, ich könnte das schneller erzählen. 

Liebe Grüße 
trainii

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S
stefan2000
13.04.21 um 15:02

So langsam erkenne ich an Storys wie deinen ein Muster: die Frau verbringt viel Zeit allein zu Hause und entliebt sich dann aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen. In deinem Fall fehlt eigentlich nur noch der alte Bekannte von früher, der auf einmal super aufregend erscheint und das Dilemma nur noch beschleunigt.

Welche Rolle dein Partner in diesem Prozess spielt habe ich nicht erkennen können. Zumindest scheint er keinen negativen Einfluss gehabt zu haben.
Hast du ihm denn früh genug die Entwicklungen die in deiner Gefühlswelt stattfanden kommuniziert, sodass du ihm und euch die Chance geben konntest darüber zu sprechen und daran zu arbeiten? 
Die Eifersucht hat er aus nachvollziehbaren Gründen entwickelt. Du hast dich verändert und dich von ihm emotional entfernt. Wenn man kein Brett vor dem Kopf hat spürt der Partner das natürlich und fragt sich woran das liegt. 

Die Krux liegt wie so oft in fehlender Kommunikation, wobei der Ball aus meiner Sicht hier ganz klar bei dir lag. 

Aus deinen Zeilen lese ich ehrlich gesagt keine Zukunft für euch beide, was ich sehr schade finde. Schenke ihm reinen Wein ein und versucht eine Lösung zu finden. 

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E
erwina
13.04.21 um 15:27

Deine Beschreibung klingt trotz der Entfremdung, die Du gerade erfährst, sehr wertschätzend. Du hast Dich ihm gegenüber immer loyal verhalten und willst das auch nicht ändern. Da wäre es vermtlich am Besten, dass Du ihm ehrlich sagst, wie Du empfindest. Je nachdem wie Du bzw. er reagiert, könnt Ihr der Beziehung noch eine Chance geben, oder Ihr trennt Euch. Deswegen muss man ja den Kontakt nicht gleich komplett abbrechen.
Dass ein Paar sich trennt und das Haus aufgeben muss, ist schon vielen passiert. Es ist unbequem und schmerzhaft, wäre aber, falls Ihr keine gemeinsame Perspektive habt, ehrlich.
Vielleicht kannst Du ihm sogar Deinen Text, den Du hier geschrieben hast, zeigen? An dieser Situation hat jedenfalls niemand "Schuld", es ist so wie es ist...
Übrigens vielleicht sogar nachvollziehbar, denn er ist vermutlich Deine längste Beziehung bislang, in einer Zeit zwischen 20 und 30 Jahren, in der andere sich austoben.
Alles Gute für Dich/Euch!

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T
trainii
13.04.21 um 18:23
In Antwort auf erwina

Deine Beschreibung klingt trotz der Entfremdung, die Du gerade erfährst, sehr wertschätzend. Du hast Dich ihm gegenüber immer loyal verhalten und willst das auch nicht ändern. Da wäre es vermtlich am Besten, dass Du ihm ehrlich sagst, wie Du empfindest. Je nachdem wie Du bzw. er reagiert, könnt Ihr der Beziehung noch eine Chance geben, oder Ihr trennt Euch. Deswegen muss man ja den Kontakt nicht gleich komplett abbrechen.
Dass ein Paar sich trennt und das Haus aufgeben muss, ist schon vielen passiert. Es ist unbequem und schmerzhaft, wäre aber, falls Ihr keine gemeinsame Perspektive habt, ehrlich.
Vielleicht kannst Du ihm sogar Deinen Text, den Du hier geschrieben hast, zeigen? An dieser Situation hat jedenfalls niemand "Schuld", es ist so wie es ist...
Übrigens vielleicht sogar nachvollziehbar, denn er ist vermutlich Deine längste Beziehung bislang, in einer Zeit zwischen 20 und 30 Jahren, in der andere sich austoben.
Alles Gute für Dich/Euch!

Ich hatte bisher immer die Sorge, dass er sich nur in seinen Vermutungen bestätigt sieht, wenn ich ihm so klar sage, was ich fühle. Er spiegelt mir ja wieder, dass er mir nicht mehr glaubt. Auf jede Äußerung von mir kommen von ihm misstrauische Nachfragen. 
Es verletzt mich, dass er offenbar das Vertrauen verloren hat. Denn auch wenn es nicht gut läuft, sollte es doch ein Grundvertrauen geben, oder? Wenn ich ihn darauf anspreche, warum das so ist, lenkt er das Gespräch in eine andere Richtung oder wiederholt die angeblichen Anzeichen, die er gesehen hat. Oder er blockt das Gespräch gleich ab. Aber das ja so ein Verdacht auch immer auf fruchtbaren Boden fallen muss, dazu bekomme ich von ihm keine Antwort. Ich gebe dann oft auf, weil ich einfach nicht mehr weiß, wie ich sein Misstrauen ausräumen soll. Wie soll man denn beweisen, dass man etwas nicht getan hat? Dass dieser Konflikt zwischen uns steht, sorgt nur dafür, dass wir uns weiter entfernen. Bevor wir uns wieder im Kreis drehen und ich mir Vorwürfe machen lasse, meide ich das Gespräch zur Zeit. Ich weiß, dass so keine Lösung gefunden werden kann. Aber ich weiß ja selbst noch nicht, was ich wirklich will... Ich weiß, dass es nicht um die Angst geht etwas zu verpassen oder der Gedanke an einen anderen Partner. Es ist mehr das Bedürfnis mich, und zwar nur ich alleine, weiterzuentwickeln. Dinge, die ich in meinem Leben ändern möchte, von denen mich die Beziehung bisher aus irgendwelchen Gründen abgehalten hat. 
 

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