Hallo an alle
ich weiß, keiner kann mir eine Entscheidung abnehmen, aber vielleicht kann mir jemand etwas Lebenshilfe geben.
Zu meiner Geschichte:
Seit knappen 11 Jahren leben mein Mann und ich zusammen. Davon sind wir fast 6 Jahre verheiratet. Mein Mann hat 2 Kinder aus erster Ehe. Ich werde bald 35 und mein Mann ist 44. Wir wollten seit mehreren Jahren ein eigenes Kind. Dazu mußten wir den Weg der künstlichen Befruchtung gehen. Ich muß dazu sagen, dass mein Mann seinen Sohn adoptiert hatte und keiner sich sicher war, ob die Tochter von ihm ist. Denn die Kinderlosigkeit lag in seiner Ursache. Er hat sich aber immer um seine Kinder liebevoll gekümmert. Es tat mir sehr oft weh, wie seine Kinder mit ihm umgegangen sind und ihn verletzt hatten. Zwischendurch brachen sie den Kontakt mal fast ein Jahr komplett ab.
Aber das ist nicht mein eigentliches Problem, sondern ist ein Teil der sogenannten Lebensumstände.
Von Anfang an unseres Zusammenseins gab es immer wieder Probleme mit seinen Kindern, seiner Ex, dem Kindergeld und dann der Mißbrauch seiner Tochter. Ich war in dieser Zeit immer für meinen Mann und auch für seine Kinder da.Das ging bestimmt so gute 8 Jahre. Wir wollten selbst ja auch noch ein Kind haben. Konnten aber lange Zeit nicht heiraten und so schob sich die Kinderwunsch ein wenig nach hinten. Vor 3 Jahren ist dann meine Mutter an Krebs verstorben. Das hat mich so aus der Bahn geworfen, dass an ein Kind nicht zu denken war. Letztes Jahr wollten wir dann unseren letzten bewilligten Versuch starten. Es hat endlich geklappt. Leider konnte ich die Schwangerschaft nicht halten. Schon während der Behandlung hatte mein Mann eine andere Frau aus dem Internet kennengelernt. Dies erfuhr ich aber erst später. Schon lange davor hatte ich eigentlich schon so ein Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich habe mich mit meinem Mann einsam gefühlt. Dies war mir aber nicht so richtig bewußt. Mein Mann fuhr auf sehr viele Lehrgänge und fing wieder mit seinem Radsport an, was ein sehr zeitintensives Hobby ist. Letztes Jahr im Sommer erfuhren wir plötzlich, dass seine Tochter ein Kind bekommen hat und mein Mann nun Opa ist. Am Tag darauf hatte er einen Verkehrsunfall mit dem Rad. Ich habe mich natürlich sehr um ihn gekümmert und auch für seine Tochter habe ich sofort Babysachen gekauft. Er bat mich noch im Krankenhaus unter Tränen, dass ich mir meine befruchteten Eizellen alleine in der Praxis einsetzen lassen soll, da wir zu diesem Zeitpunkt wieder in der Kinderwunschbehandlung waren. Das Ergebnis war leider negativ. Keine 4 Wochen später erfuhr ich von meinem Mann, dass er mich mit dieser Frau aus dem Internet betrogen hat. Das er mir während der letzten Kinderwunschbehandlung gewünscht hat, dass es nicht klappt. In diesem Moment hat es mir den Boden unter den Füssen weggerissen. Ich konnte die Welt nicht mehr verstehen und kann es bis heute nicht. Er sagte, er wollte das Haus nicht, was wir uns gebaut haben und er hätte nie heiraten dürfen. Ich solle mir einen anderen Mann suchen, er würde mich nicht mehr lieben. Ich hatte das Gefühl einen vollkommen fremden Menschen vor mir zu haben.
Ich war so durcheinander, dass ich mich dann im Herbst im Internet auf einer Kontaktseite angemeldet habe. Irgendwie habe ich das für meine Selbstbestätigung gebraucht. Ich habe auch viele Anfragen bekommen, auf die ich aber nie geantwortet habe, bis auf eine. Mit diesem Mann habe ich heute noch Kontakt. Im Dezember bat mich mein Mann, dass wir es nocheinmal versuchen sollen, da er mich noch lieben würde. Meine Bedingung war natürlich, dass er den Kontakt zu dieser anderen Frau abbricht. Er versprachs und brach seine Versprechen immer wieder. Ich war immer wieder bereit ihm Vertrauen zu schenken. Er ging sehr schnell wieder zum Alttag über und tat so, als ob nie was gewesen wäre. Er macht solche Dinge lieber mit sich aus. Aber eigentlich gilt für ihn die Vogel Strauss Politik. Wenn man nicht über die Probleme spricht, dann existieren sie auch nicht. Im Januar diesen Jahres fühlte ich mich dann so ausgebrannt, dass ich zu keinerlei Gefühl mehr fähig war. Er hat mich mit meiner Traurigkeit immer allein gelassen, auch als meine Mutter starb. Er sagte mir noch vor kurzem, mit mir wäre ja nichts mehr losgewesen. Also Freizeitmäßig gesehen. Im Januar bat ich dann um die Scheidung. Er fing an zu weinen und bat um eine Ehetherapie. Die ganze Zeit vorher hat er dies immer auf meine Anfrage hin abgelehnt. Nun konnte ich nicht mehr. Seit 3 Monaten schlafen wir nun in getrennten Betten. Wir wohnen immer noch zusammen in dem Haus. Ich habe mich sehr viele Jahre nirgendwo heimisch gefühlt. Erst als wir das Haus gebaut hatten, fühlte ich mich, wie angekommen.
Er hatte nun wieder eine andere Frau kennengelernt und er traf sich mit ihr und auch ich habe die Beziehung zu meiner Internetbekanntschaft intensiviert. Dieser Mann würde mir die Welt zu Füßen legen und auch eine Familie will er mit mir haben.
Ich sehe aber immer noch meinem Mann in Gedanken und kann ihn nicht mit all diesen negativen Dingen in Zusammenhang bringen. Zu sehen, was ich mir mit ihm aufgebaut habe....und dann soll alles einfach verkauft werden? Zu dieser Ansicht ist mein Mann nun auch gekommen. Er bat mich nocheinmal um eine Ehetherapie und das er sich auch drum kümmern würde. Ich bin darauf eingegangen. 3 Wochen sind seitdem vergangen und er hat es gerade mal geschafft, eine Adresse aus dem Internet zu besorgen. Aber eines ist sicher. Das Thema Kinder hat sich für meinen Mann definitiv erledigt. Eigentlich schon vor unseren letzten Versuchen, nur hat er nie mit mir darüber gesprochen. Er hat mich einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich gehe seit Dezember letzten Jahres wöchentlich in Therapie. Dort soll ich lernen, was meine eigenen Bedürfnisse und Wünsche sind, da ich zu dem Typ Mensch gehöre, die sich für andere aufopfern.
Bis jetzt bin ich immer noch nicht in der Lage eine Entscheidung für mich zu treffen. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen kann, auf meinen Wunsch nach einer Familie zu verzichten. Ich weiß nicht, ob meine Gefühle für meinen Mann wiederkommen werden. Im Moment habe ich ihn nur noch lieb. Aber warum? Damit ich nicht allein bin? Ich könnte ja auch zu dem anderen Mann. Habe auch schon mit ihm gesprochen, dass ich aufgrund meiner Erlebnisse momentan nicht zu mehr Gefühl bereit bin.In den Tagen an denen wir uns getroffen haben, haben wir uns viel umarmt und gekuschelt. Wenn mein Mann mich jetzt mal kurz drücken möchte, ist das etwas unangenehm für mich. Ich habe dem anderen Mann nicht erzählt, dass ich mit einer Ehetherapie einverstanden bin. Ich weiß, dass das sehr unfair ihm gegenüber ist. Und es geht mir auch nicht gut dabei.
Ich weiß einfach nicht was ich machen soll.
Mache ich die Ehetherapie mit meinem Mann, weiß ich, dass ich wieder zurückstecken muß und auf Kinder verzichten muß. Ich habe aber auch große Angst davor, daran kaputt zu gehen. Entscheide ich mich aber für den anderen Mann, habe ich Angst davor, dass ich ihm gegenüber nie mehr Gefühl entwickeln kann. Und ob es da mit Kindern klappt, weiß man ja auch nicht. Ich müßte wieder mein zu Hause aufgeben. Ich habe Angst davor, dass ich durch den Schmerz im letzten Jahr nie mehr große Gefühle zulassen werde. Momentan bin ich dazu nicht in der Lage. Diese ganzen Sachen vom letzten Jahr machen mich nicht wütend ich bin einfach nur tieftraurig. Momentan gibt sich mein Mann Mühe. Er hilft im Haushalt und auch im Garten. Aber das war auch nie das Problem. Mir hat es gefehlt, dass ich nie mit ihm darüber reden konnte, was mich bedrückt und traurig macht. Ich weiß auch nicht, ob eine Ehetherapie da weiter helfen kann. Nur für mein Seelenfrieden ist sehr wichtig, alles versucht zu haben.
Nächsten Monat werde ich 35 und ich habe das Gefühl, bei Null zu stehen.
Wer hat schonmal ähnliches erlebt?
Was haltet ihr von dieser Situation?
Ich bin für jede Meinung sehr dankbar.
Entschuldigt, dass dieses Posting doch sehr lang ausgefallen ist.
Liebe Grüße Masi72