Meine Mutter. Oh jeh. Sie ist ü 80 und wirklich sehr schwierig. Emotional wirklich sehr kalt.
Eigentlich wollte ich schon mal als Teenager den Kontakt abbrechen.
Durch eineTherapie habe ich in Erfahrung bringen können, dass ich als Kind für sie ganz grauenhafte Verantwortung trug, die ein Kind nicht tragen sollte.
Sie war nämlich immer, bedingt durch Krieg... sehr traurig, sehr lethargisch, ein ruhiger Mensch ohne Selbstbewusstsein.
Es war immer sehr unheimlich zu Hause. Es wurde nie gelacht. Es kam nie über eine bestimmte Schwingung in Richtung gute Laune. Andere Kinder fanden es still, traurig bei uns. Aus dieser Umgebung heraus bin ich in meiner Jugend total ausgefreakt, hab viel kennengelernt, war depressiv... !
Ich habe nie innige Liebe von meiner Mutter erfahren. Ich war die Geberin. Hab immer für Unterhaltung gesorgt, damit es nicht so eisig still war, alles total gegen mein Naturell. Denn ich bin eigentlich sehr schüchtern. Hab voll die Entertainrolle übernommen. Schon als Kind. Hab mich wohl für die Depressivität, die immer in der Luft hing verantwortlich gefühlt. Noch heute erwische ich mich manchmal dabei, wie ich in stillen Runden zum Clown werde. Aber größtenteils konnte ich es doch ablegen.
Nun zum Eigentlichen: Also durch die Therapie habe ich es geschafft Dinge zwischen meiner Mutter und mir zu entdecken, die positiv sind. Ich versuche mich nicht all zu lange bei ihr auzuhalten, denn sonst kippt es irgendwann. Und erst jetzt wird mir der Grund immer bewusster:
Meine Mutter hört gar nicht zu! Immer nach wenigen Sekunden richtet sie die Aufmerksamkeit auf sich. Dann kann sie plötzlich erzählen. Und es ist immer negativ. Oma überfallen, Krieg in dem Land, hier eine Trennung, da ein Beziehungsdrama. Den Zahn konnte ich ihr mittlerweile ein wenig ziehen, indem ich ihr sagte, dass ich es viel schöner finde, wenn wir uns über schöne Dinge unterhalten. Klappt besser.
Aber dass sie wirklich ständig und immerfort die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, in keinster Weise emphatisch mit meinem Erlebten mitschwingt. Damit komm ich echt nicht klar. Das zieeht mich total runter. Es ist mir erst jetzt so richtig bewusst geworden.
Es ist echt krass. Ich kann von wirklich sehr gravierenden Dingen erzählen, die mich betreffen, Job, Krankheit, Kind.... es prallt total ab. Es kommt keine Anteilnahme. Sicher hat sie die irgendwo, aber tief versteckt. Es macht mich traurig und wütend, dass sie kein bisschen Bezug auf mein Kind nimmt. Sobald ich davon anfange, lenkt sie auf sich.
Kündigung im Job bei mir: Sie lenkt auf sich.
Unfall: Sie lenkt auf sich.
Ich fühle mich total ausgeblendet.
Und nun meine Frage: Die meisten sagen dazu immer: Die Frau ist alt und kann sich nicht ändern. Aber mich zieht es jedes Mal total runter und sie ist doch meine Mutter. Gibt es nicht doch eine Möglichkeit die Lebensqualität zwischen uns zu verbessern und das sachte aufzubrechen?
Ich habe furchtbare Angst das anzusprechen, denn sie reagiert immer total gekränkt auf jegliche Art von Krititk. Hat jemand Tipps?
Ich bin so froh, dass ich aus der Rolle raus bin diese kranke Verantwortung für sie zu übernehmen, aber ich würde auch wirklich gerne einigermaßen ausgewogene Gespräche führen. Ich stelle mir oft vor, wie es wär, wenn mal was mit Kind, mir ist. Sie nimmt keinen Anteil. So war ich mit meinem Baby z.B auch total allein. Dass die Oma das Kind mal genommen hätte: Undenkbar.