Hey Leute,
ich bin grade in einer ziemlich verzwickten Lage und habe mich nun hier in diesem Forum angemeldet, in der Hoffnung, dass mir hier jemand vielleicht einen guten Tipp geben kann oder die Lage objektiv beurteilen kann...
Und zwar bin ich seit nun fast einem Jahr mit meinem (Ex-)Freund zusammen, wir wohnen mittlerweile in unterschiedlichen Städten, was aber nicht der eigentliche Grund für unser Scheitern ist, wir haben Pläne für die Zukunft gemacht, wollten unbedingt zusammenziehen, wenn wir fertig mit unseren Ausbildungen sind. Das war bis vor Kurzem unser größter Wunsch.
Ich dachte, dass alles perfekt werden würde, wenn wir nur diese 2 Jahre noch durchstehen, dann könnte uns nichts mehr im Weg stehen.
Jetzt ist aber leider ein Problem in den Vordergrund getreten, das mir die ganze Zeit noch nicht so bewusst gewesen ist.
Und zwar bin ich 18, bin aus eigenem Willen und fester Überzeugung seit 12 Jahren Vegetarier und auch wenn ich mich benehmen kann und seit ca. 10 Jahren keinem Fleischesser mehr sage 'ih, du isst Tiere, lass das, du bist doof.', habe ich dummerweise wenig Verständnis dafür, wie Menschen unterstützen können, dass Tiere so leiden.
Genug davon. Jedenfalls habe ich ganz am Anfang, als das mit meinem jetzigen Exfreund angefangen hat, bevor es so richtig ernst wurde, mit ihm viel über das Thema geredet, wir haben einen Film zusammen geschaut und irgendwann hat er gesagt, er isst kein Fleisch mehr, für mich. In dem Moment habe ich mich total auf die Beziehung mit ihm eingelassen. Vorher hat sich etwas in mir dagegen gewehrt, ich hatte Angst, mich auf eine Beziehung einzulassen, ich wollte nicht verletzt werden.. Er hat mir auch versprochen, mich nie unglücklich zu machen. Es war vielleicht blöd von mir, aber in dem Moment habe ich geglaubt, dass er das wirklich nicht möchte und dass er das auch nie so richtig tun wird.
Vor Kurzem hat er das jetzt aber angesprochen, hat gesagt, dass das für ihn nicht mehr geht, dass er Fleisch essen will. Wir haben viel darüber geredet, was wir tun können. Er hat mich letztes Wochenende besucht und wir haben ihm einen Burger bestellt, um zu testen, wie ich damit klarkomme... Ich habe gemerkt, dass es mich in dem Moment total traurig gemacht hat, ihn das essen zu sehen, es hat mich enttäuscht und mir ist total übel geworden, dann habe ich mich übergeben (so reagiere ich sonst wirklich nicht, wenn andere Menschen Fleisch essen, bei irgendwelchen Bekannten ist es für mich überhaupt kein Problem, daneben zu sitzen, wenn sie Fleisch essen, ich mache mir darüber auch überhaupt keine Gedanken).
Uns ist da beiden bewusst geworden, dass ich das wohl nicht akzeptieren kann, dass ich mich nicht wohlfühlen werde, wenn ich wirklich mein ganzes Leben mit ihm verbringen möchte, ihn heiraten, wie es geplant war...
Weil die Zeit, die wir das Wochenende miteinander verbracht haben, so schön war, konnten wir es aber nicht über's Herz bringen, uns zu trennen und er meinte, wir sollten eine Pause machen und beide schauen, ob er es nicht doch lassen kann und ich es nicht doch akzeptieren kann.
Aber er hat mir schon bald gesagt, dass es für ihn keine Option ist. Dass ich es so akzeptieren muss oder ohne ihn leben muss. Er würde Kompromisse eingehen, weniger Fleisch essen (nur an wichtigen Anlässen, mal mit Freunden,...), aber das macht für mich kaum einen Unterschied. Ich rechne es ihm wirklich hoch an, dass er es versucht hat. Vielleicht hat er anfangs gedacht, er würde das schaffen.
Für mich ist es trotzdem unverständlich, dass ihm etwas zu Essen wichtiger ist als unsere Beziehung, dass er lieber ohne mich leben möchte als ohne Fleisch... Wenn ich darüber nachdenke, könnte ich auf jedes Essen verzichten, würde ich dadurch unsere Beziehung retten können. Aber für ihn wäre es okay, mich mein Leben lang zu quälen, bloß damit er etwas Bestimmtes essen kann.
Ein weiteres Problem bei der Sache ist, dass er einfach findet, als Mann müsse man Fleisch essen, alles andere sei unmännlich. Es wäre ihm wohl auch peinlich vor seinen Freunden. Und er hat sich auch die ganze Zeit über nicht als Vegetarier gefühlt...
Er sagt, wir könnten niemals 'normal' sein, weil wir nicht zu Grillpartys oder einfach normal essen gehen könnten. Ist es so unnormal, dann andere Dinge als Fleisch zu grillen oder kein Fleisch zu bestellen? Für mich ist es normal geworden, ich kann es vielleicht mittlerweile einfach nicht mehr beurteilen.
Seitdem wir das Wochenende miteinander verbracht haben, isst er ganz normal Fleisch. Es schmeckt ihm und er fühlt sich gut dabei. Mich verletzt es sehr, so etwas zu hören, ich frage mich, wie er das genießen kann, wenn unsere Beziehung deswegen kaputtgegangen ist, also so schnell danach.
Andererseits sagt auch er mir, wie schwer es für ihn ohne mich ist, dass er mich vermisst. Ich weiß, dass ihm unsere Beziehung schon nach diesem einen Jahr viel bedeutet hat und er sagt mir noch immer, dass ich seine große Liebe bin, dass er sich nicht konzentrieren kann und dass es sein größter Wunsch ist, dass ich es akzeptieren könnte.
Ich wünschte, ich könnte das! Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich es speziell bei ihm nicht tolerieren kann und ich hasse mich dafür. Ich möchte ihn nicht gehen lassen, aber ich möchte auch andererseits nicht mein Leben lang unter dieser Situation leiden müssen. Was kann ich tun? Ich denke auch, dass es noch schwieriger für mich wäre, damit zu leben, dass er Fleisch isst, weil ich jetzt weiß, dass es ihm das nicht wert wäre, für uns darauf zu verzichten.
Bitte helft mir, vielleicht gibt es eine Lösung, entweder meine verbohrte Meinung zu ändern oder irgendeinen anderen Ausweg aus dieser Situation...
Danke... :(