Geh mal bitte in Dich!
Lieber RRick26,
Dein Leidensweg erinnert mich sehr deutlich an das, was ich auch als treuer Ehemann nach 11 Jahren Ehe und 16 Jahren Partnerschaft durchlebt habe.
Ich dachte mein Leben sei perfekt: Eine tolle, hüsche und so vertraute Frau an meiner Seite, eine tolle Tochter, ein Haus, ein cooler Hund, ein genialer Job und ein ausgewogenes Liebesleben. Naja, soviel zu meiner Annahme.
Als ich vor 14 Monaten dann erfahren habe, dass mich meine Frau mit einer Internetbekanntschaft betrügt, ist meine Welt komplett zusammengebrochen und ich bin "kurzfristig" in ein so tiefes Loch gefallen, in das ich nie wieder fallen möchte. (inklusive Aufwachen auf der Intensivstation).
Doch wer mich kennt, der weis auch, der Kerl hat Ausdauer. Ich wollte unsere kleine Familie (Wir haben eine Tochter, heute 10) und unsere Ehe nicht aufgeben. Also habe ich 5 Monate lang gekämpft. Doch während dessen habe ich wahnsinnige Probleme gehabt dieses Kopfkino auszuschalten - konnte eine Zeitlang nur noch mit Tabletten einschlafen und ich habe gut 8 Kilo an Gewicht verloren. Vielleicht geht es dir ähnlich. Immer war ich stets der Hoffnung "Sie wird wieder wach - Der Mensch, den du all die Jahre so über alles geliebt hast, kann nicht einfach weg sein."
Letzten Endes war es der reinste Höllentrip - inklusive der Ungewissheit, da die Herrschaften verhüten auch nicht besonders ernst genommen haben.
Auch bei uns hieß es mehrere Male sie hat keinen Kontakt mehr. Und immer wenn ich gerade ein kleines bisschen Vertrauen gefasst hatte, kam die Enttäuschung.
Und irgendwann war der Punkt erreicht wo ich mir sich selbst eingestehen musste, dass dieser Mensch nicht mehr existiert und man deshalb an dieser "neuen" Person nicht festhalten darf - auch wenn man das überhaupt nicht will. Wo man feststellt, dass man kein Vertrauen mehr hat und jede Äußerung innerlich direkt auf den Lügenberg ablegt.
Es war als hätte sich in mir ein Schalter umgelegt. Alles machte keinen Sinn mehr.
Du musst nicht glauben, dass ich auch nur irgendetwas in all der Zeit ändern konnte. Nein, Sie hat fröhlich weiter gemacht, mich und unsere Tochter tag täglich belogen und dann sogar noch nicht mal mehr vor unserem Ehebett mit dem Typen halt gemacht. :cry:
Menschen, die emotional aneinander gesund gebunden sind, die erniedrigen ihren Partner nicht auf diese Art und Weise.
Bisher konntest Du keinen Abstand zu der ganzen Situation bekommen und genau dieser Abstand ist es, den du bitter nötig hast, auch wenn es dir noch so schwer fällt.
Die Zeit lässt einen anders auf das Geschehene blicken!
Natürlich gehen einem dann auch all die noch so kleinen Dinge durch den Kopf, die man selbst falsch gemacht hat, die man anders hätte machen können.
Aber ich muss heute auch sagen, dass ein Partner, der so agiert wie unsere (Noch-)Ehefrauen, sich schon längst aus der Beziehung verabschiedet hat.
Wie sagte sie noch vor einigen Tagen: "Es tut mir leid, aber ich habe Dich seit der Trennung keinen Tag vermisst."
So etwas ist Demütigung pur.
Im Falle einer Trennung wird noch ein steiniger Weg auf Euch beide zukommen. Am Schlimmsten war für mich persönlich der Verlust gemeinsamer Freundschaften und die Tatsache, dass ich für meine Schwiegereltern (die übrigens schon lange vor mir wussten, dass sie fremd geht.) von heute auf morgen gestorben war. :/
Aber meine Familie und meine besten Freunde sind alle noch da und das ist ein verdammt gutes Gefühl !
Und Du wirst sehen, dass nach einiger Zeit dieser Liebeskummer weggeht. Ich habe so viel geheult und mit meinen beiden besten Freunden geredet. Sie haben sich geduldig alles angehört, aber es sind auch diese Freunde, die einem dann irgendwann einen Tritt in den Allerwertesten verpassen damit man endlich den Kopf wieder aus dem Sand steckt und seinen Weg beginnt selbst zu laufen.
Heute sehe ich positiv meiner Scheidung entgegen, auch wenn, oder besser gerade weil mich Ihre Gefühlsverdrehtheit und Sex mit anderen Männern Bedürftigkeit finanziell in eine verdammt schwierige Situation gebracht hat.
Ich sehne mich heute nach Unabhängikeit von dieser Person und gehe Ihr aus dem Weg wo immer ich kann. Jedoch verzeihen kann ich das, was sie unserer Tochter und mir angetan bis heute nicht. Ganz im Gegenteil. Diese Einstellung hat sich bei mir seit der Trennung grundlegend verändert.
Eigentlich möchte Dir und Deiner Familie alles Gute wünschen, aber ich denke, dass da schon zuviel bei Euch kaputt gegangen ist. Drum wünsche Ich Dir und Deinen beiden Kindern von ganzem Herzen alle Kraft.
Liebe Grüße
-Andreas