Seine Liebe
Tränen fallen auf mein Gesicht. Ich vergesse dich nicht, ich vergesse dich einfach nicht.
Seit drei Jahren liebe ich einen Menschen, den ich eigentlich nicht kenne. Drei Jahre sind lang, drei Jahre hoffen und verzweifeln, drei Jahre träumen, weinen, glauben. Und seine Liebe zu erreichen, ist ein Wunsch, der mich durchdringt, der meinen Magen zusammenzieht, mein Herz durchsticht und meine Vernunft verdrängt. Es vergeht kein Tag ohne dass sein Name durch mein Bewusstsein strömt. Kein Tag! Dabei hat er mich vergessen, schon seit Monaten nichts von ihm gehört, und mit jedem Tag ist die Enttäuschung so groß wie zuvor, wenn der Briefkasten leer ist und die Emails nicht von ihm sind. Warum kann ich ihn nicht vergessen, einfach vergessen. Ich will aufgehen in der Landschaft, im Jetzt, und nicht mehr an DAMALS und MORGEN denken, deinen Namen nicht mehr denken, die Enttäuschung nicht mehr spüren, die Hoffnung nicht mehr pflegen. Nur mein Atem, die Kälte im Gesicht und an den Händen, die Stiche der Schneeflocken, die Rufe der Vögel.
Ein kleines weißes Gesicht hebt sich schnuppernd, witternd aus dem Gras, taucht wieder unter, wie eine weiße Sprungfeder taucht es wenige Meter weiter wieder auf. Eine schwarze Schwanzspitze, ein weißer pelziger Schlauchdas Hermelin hüpft über die Wiese, deren gefrorener Boden ein Mosaik aus braunen und grünen Flecken bildet.
Der Fluss strömt und schießt in seinem Bett, an seinen Ufern stehen zitternd einige Menschen, sie warten. Und ich warte. Und denke wieder an ihn. Immer wieder. Wie ein übermütiges Hermelin hüpft die Hoffnung aus dem Dunkel wieder in mein Herz, nach jedem Sturz immer wieder. Blaue Flecken von oben bis unten. Ob ich durch den Wald laufe, über die Felder, durch die Stadt, ob ich im Bus oder Zug sitze, oder in der Küche am Essen. Immer wieder sagt mir eine Stimme meine Stimme da ist eine Existenz auf der Welt, die ich mehr liebe als gut ist für mich. Und er meldet sich nicht mehr, alle Hoffnung schmilzt. Mein Blut pocht, ohne Hoffnung brenne ich nicht mehr, ohne Hoffnung kann ich nur noch weinen. Also bleibe ich kühl, ich bleibe kalt, damit die Hoffnung nicht schmilzt. Ich versuche nicht an dich zu denken, ich plane die nächsten Schritte meines Lebens, um es auszufüllen. Und um die Ruhe, die Einsamkeit nicht zuzulassen, die Momente, in denen unweigerlich sein Name wieder in mir wütet. Dieser Name. Ich nehme an, dass er weiß, dass er mir etwas bedeutet, aber dass es so schlimm ist, vielleicht ist gut, dass er es nicht weiß. Es ist so tief in mir verankert, aber heute drang es wie eine Sturmwelle an die Oberfläche ich sinke auf die Knie, möchte Boden sein, und die Tränen strömen über meine Wangen. Mein Körper ist eine Welle aus Schmerz, ich denke an ihn, denn ich musste schon den ganzen Tag an ihn denken. Habe das Ortsschild seiner Heimat mehrmals gelesen, als wir im Dienstwagen daran vorbei fuhren. 10 km. Dort möchte ich sein. Aber dort ist er nicht mehr. Er ist weg. Heute fühle ich wieder wie vor einem Jahr. Damals war es auch Frühling, aber kalt und voller Schnee und Nebel. Ewig nicht von ihm gehört. Dann kommt seine Mail. Melde dich malund dass wir mal zusammen spazieren gehen können. Ich weiß noch wie ich gefühlt habe, wortlos, Wasser nach 40 Tagen in der Wüste, warme Sonne nach dem kalten Schatten. Und wie mich die nächste Mail zerschmettert, all meine Hoffnungen zerspringen lässt, mich bricht, schleudert, zerreißt. Ich gehe für ein Jahr ins Ausland. Meine Gedanken gehen zurück zu unserem Treffen im Sommer. Drei Monate vergingen, und im Winter sahen wir uns wiedersahen deine Augen nicht voll Freude in meine, waren wir nicht vertraut, waren wir nicht Freunde? Wir teilten schöne Mails danach, und dann brachst du den Kontakt wieder ab. Es war wie wenn ein Fass voller Wasser ausgeschüttet wird, im heißesten Sommer kühlt das Nass all meine Erschöpfung, doch dann fallen nur noch einige Tropfen und es folgt nichts mehr. Ich fühle, wie ich verdurste. Warum kann ich dich nicht vergessen, einen anderen lieben? Mit einem anderen Menschen eine Zukunft haben, ein Leben. Warum muss ich immer an dich denken, jeden Tag, ohne Zuspruch, ohne Ermutigung. Weil ich hoffe, dass du dich doch wieder meldest? Wie schön ist die Wüste nach dem Regenist das nicht viel mehr wert als eine immergrüne Wiese? Warum lehne ich alle anderen ab, warum vergesse ich dich nicht? Was bin ich für dich? Was sind deine Pläne, deine verdammten Pläne? Denkst du mal darüber nach? Werden wir uns wieder sehen? Und wann? Eine Welle von Trauer in mir, eine Melancholikerin machst du aus mir. Seine Liebe. So unerreichbar, so fern, und doch so klar, so nah. Ich kann nicht mehr, und doch hoffe ich weiter. Schon 3 Jahre füllt mich der Gedanke an dich, als der schönste, der beste, der passendste, der bewundernswerteste, liebste, teuerste, kostbarste, besonderste Mensch den ich kenne. Und warum höre ich dich nicht. Lebst du noch? Sind deine Gedanken einem anderen Mädchen zugewandt? Wo bist du, wie geht es dir? Und wie geht es mirwie geht es dirwie geht es miruns.