Hallo zusammen,
ich weiß, dass das, was ich jetzt schreibe schwer zu verstehen ist und ich habe viel falsch gemacht... aber ich kann nicht ändern, dass es sich anfühlt, wie es sich anfühlt. Mein Ziel ist jetzt, richtig zu machen, was ich noch richtig machen kann und daher versuche ich mir klar über meine Gefühle zu werden... so viel vorab.
Ich bin seit über 10 Jahren mit meinem Mann zusammen, seit einigen Jahren sind wir verheiratet. Mein Mann ist ein guter, positiver, kluger Mann, der mich wirklich liebt. Er ist in vielen Punkten ganz anders als ich, eher besonnen, harmoniebedürftig, lösungsorientiert... und genau das hat über viele Jahre die Stärke unserer Beziehung ausgemacht. Wenn der eine nicht weiter wusste, war der andere stark und wusste den Weg "aus der Falle".
Aus irgendeinem Grund hat unsere Beziehung über die letzten paar Jahre an Tiefe verloren... wir waren weiterhin nach außen das Powerpaar, beide erfolgreich im Job, etc. aber wir haben uns nicht mehr so unterhalten und miteinander auseinandergesetzt, wie es am Anfang der Fall war. Ich habe, statt das anzusprechen und die Initiative zu ergreifen an unserem Problem zu arbeiten, die Augen verschlossen und wollte es nicht so ganz wahrhaben... glaube ich zumindest. Anders kann ich's mir nicht erklären.
Vor acht Monaten habe ich eine Affäre mit einem Mann angefangen, der mir sehr viel ähnlicher ist als mein Mann. Es war eigentlich von Anfang an nicht nur Sex und es hat sich ein tiefes Verständnis auf beiden Seiten entwickelt...
Ja, ich weiß, dass das nicht in Ordnung ist und es tut mir entsetzlich leid, meinen Mann betrogen zu haben, weil er das nicht verdient hat. Auch er hat Fehler und dazu beigetragen, wie sich unsere Beziehung entwickelt hat, aber das hätte ich trotzdem niemals tun dürfen. Ich hätte mit ihm reden müssen.
Ich bin jemand, der eigentlich extrem viel nachdenkt und reflektiert... aber ich habe das bewusst unterlassen/ausgeblendet, weil es einfach so schön für mich war, mich mal nicht als der "schwierige Part" zu fühlen, sondern auch ohne Worte verstanden und angenommen zu werden. Die Kehrseite davon ist aber auch, dass wir die gleichen/sehr ähnliche Schwächen haben... Vermutlich wäre unsere Beziehung daher extremer, auch in den negativen Aspekten.
Der andere Mann war zu Beginn auch noch in einer Beziehung, ich glaube, deswegen habe ich auch nicht realisiert, wie existentiell meine Ehe durch diese Außenbeziehung gefährdet ist. Er hat sich allerdings zwischenzeitlich von seiner Freundin getrennt und möchte mit mir zusammen sein.
Ich habe vor einigen Wochen eine Therapie begonnen, weil mich die Schuldgefühle und dieses Doppelleben sehr belastet haben und ich einen Weg aus dieser verfahrenen Situation gesucht, aber irgendwie allein nicht mehr gefunden habe... Die Therapeutin hat mir etwas klar gemacht, was ich wirklich nicht gesehen habe... nämlich, dass ich meinem Mann und meiner Ehe eigentlich gar keine Chance gebe, weil ich nicht ehrlich zu ihm bin und ihm auch gar nicht sage, warum ich mich von ihm distanziere und dass da massiv etwas im Argen liegt.
To make a long story short... ich habe es meinem Mann gebeichtet. Nicht jedes schmutzige Detail, aber dass es eine längere Affäre mit einem anderen Mann gibt und dass ich in diesen Mann verliebt bin. Ich habe ihm alle Fragen ehrlich beantwortet, die er mir gestellt hat. Natürlich war er wütend, traurig, verzweifelt... wir haben geredet, wi haben geweint... damit haben wir natürlich ein Gesprächslevel (offen, ehrlich) erreicht, dass wir seit Jahren nicht mehr oder wahrscheinlich sogar noch nie hatten.
Mein Mann hat mir im Prinzip schon gesagt, was er will... er will, dass wir das hinkriegen. Er sagt, er liebt mich und möchte mit mir zusammen bleiben. Natürlich wünscht er sich ein klares Commitment von mir. Dass ich die Affäre beende, dass ich mich zu ihm bekenne, dass alles gut wird... Ich würde ihm das so gerne geben, aber irgendwas in mir lässt das nicht zu. Ich wüsste ganz genau, was ich tun müsste, welche Zeichen er sich von mir wünscht... aber ich tue das bislang bewusst nicht, weil ich nie wieder unehrlich/unecht sein möchte, es sich aber so anfühlen würde, glaube ich... Deshalb habe ich mich entschieden erstmal zur Untermiete in eine andere Wohnung zu ziehen, damit wir uns beide klar werden können, was wir wollen und mit beiden Männern den Kontakt abzubrechen.
Jetzt sitze ich seit zwei Tagen in der untergemieteten Wohnung und grüble, lese viel über Untreue, manchmal lenke ich mich wieder bewusst mit irgendwas belanglosem ab.
Ich möchte das so gerne... ich möchte so gerne den Weg zu meinem Mann zurück finden, weil ich weiß, dass er ein toller Mann und Partner ist. Und ich möchte ihm auch wieder die gute Partnerin sein, die ich einmal war. Ich war ihm 10 Jahre treu und ich bin 100% sicher, dass ich sowas, wie die letzten acht Monate, nie wieder machen will. Um meinen Partner nicht zu verletzen und auch aus ganz egoistischen Motiven, weil ich merke, dass ich diesem emotionalen Druck nicht gewachsen bin...
Leider spüre ich, dass ich bei all der Wertschätzung und der tiefen Liebe, die ich für meinen Mann empfinde, nicht an Sicherheit gewinne, dass das mit uns passt... Ich merke ganz klar, dass etwas in mir unbedingt an dieser Ehe und Beziehung zu meinem Mann festhalten will und dieses etwas ist sehr, sehr stark... Aber es fühlt sich nicht an, als ob dieses Gefühl wirklich aus dem Herzen kommt... emotional zieht es mich zu dem anderen Mann. Ich habe versucht mich von ihm zu trennen, aber ich konnte es irgendwie nicht...
Ich kann mir ein Leben ohne meinen Mann eigentlich nicht vorstellen... nicht wegen Geld oder der gemeinsamen Eigentumswohnung, sondern weil er ein toller Mensch ist und wie so viel miteinander durchgemacht haben. Ich will für ihn da sein, ich will, dass er für mich da ist. Gleichzeitig fühle ich mich entsetzlich einsam, weil ich einen Menschen, von dem ich den Eindruck habe, dass er mich tief in meinem Kern versteht (der andere Mann) aus meinem Leben entfernen muss, wenn ich meine Ehe weiterführen will... Wenn ich diese Einsamkeit nicht überwinde und ich es nicht schaffe, meine Emotionen wieder auf meinen Mann zu konzentrieren, dann wird es nicht gutgehen.
Ich erwarte wirklich kein Mitleid und weiß, dass ich für meine Situation komplett selbst verantwortlich bin.
Ich hasse mich für all das Leid, das ich verursacht habe und noch verursache, und ich traue mir bezüglich meiner Gefühle nicht mehr. Vielleicht spielt mir meine Psyche ja nur einen Streich?
Ich hatte irgendwie gehofft, dass sich ganz klar das Gefühl zu meinem Mann durchsetzen würde, wenn ich nur Zeit habe nachzudenken, nichts von dem anderen Mann höre und "zu mir komme"... Ich will jetzt einfach das Richtige tun. Meinen Mann nicht hinhalten, wenn es keinen Sinn hat... aber auch nicht alles hinschmeißen, ihn verlassen und noch tiefer verletzen, wenn es auch anders geht. Er möchte die Trennung nicht, obwohl er von der Affäre weiß, d. h. er kann sich auch gegen mich entscheiden/hätte sich auch gegen mich entscheiden können.
Vielleicht gibt es ja unter euch jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht und einen guten Tipp hat, wie ich schneller Gewissheit bekomme, wie es weiter gehen kann...