Hallo,
ich muss vorab ein wenig ausholen: Ich bin 34 jahre alt und habe seit über zehn Jahren keine ernsthafte Beziehung mehr geführt. Das liegt zum Teil daran, dass ich eine ziemlich desaströse Kindheit hatte und Männer meist nur als gewalttätige Trinker und gefährlich erlebt habe. Meine große Liebe hat mich dann auch noch mit meiner besten Freundin betrogen...da hab ich dann dicht gemacht.
Mein Selbstbewusstsein ist nicht gerade das Tollste, zumal ich auch noch dick bin. Allerdings habe ich inzwischen zumindest begriffen, dass ich lernen muss mich selbst zu akzeptieren ( und zu mögen), ehe jemand mich lieben kann.
Vor einigen Monaten habe ich auf wkw einen alten Schulkumpel widergefunden und wir haben angefangen uns zu schreiben. Irgendwann schrieben wir uns täglich über wkw, dann per sms und telefonierten...naja, ihr ahnt es schon, ich habe mich verliebt. Seit einiger Zeit treffen wir uns (hat ja nur vier monate gedauert) und es hat sich erst mal recht gut angelassen.
Leider ist die ganze Situation aber alles andere als unkompliziert. Er hat viel Stress uns ist zurzeit ziemlich unzufrieden mit seiner Situation. Er ist arbeitslos, wohnt in einer winzigen, schimmelverseuchten Wohung und schlägt sich mit einer ätzenden Sachbearbeiterin rum, die ihn ständig schikaniert, anstatt ihren Job vernünftig zu machen. Ich dagegen arbeite, verdiene auch gut, hab eine große, schöne Wohnung (in der wir uns leider dank seiner Katzenallergie nicht treffen können)...das ist für einen Mann schon ne ätzende Situation, ich weiß.
Dazu kommt, dass er ziemlich eifersüchtig und misstrauisch ist, weil er mehrfach betrogen wurde.
Jetzt mein Problem: Ich neige leider zum Klammern (das liegt wohl in meiner Kindheit begraben, Verlustängste etc), weiss das aber und hab es die meiste Zeit ganz gut im Griff. Ich versuche ihn nicht zu bedrängen, überlasse ihm das Tempo und richte mich viel nach seinen Wünschen. Als sein Vater vor einer Woche einen Herzinfarkt hatte, da hab ich ihm gesagt, dass ich jederzeit für ihn da bin, ich aber gut verstehen kann, dass er im Augenblick nicht viel Zeit für mich hat.
Leider scheint das dazu zu führen, dass er glaubt, ich würde mich immer nach ihm richten und springen, wenn es ihm gerade passt. Obwohl ich arbeite und einen ziemlich weiten Fahrweg zu ihm und wieder heim habe, bestimmt immer er, wann wir uns treffen. Eine feste Uhrzeit macht er nicht aus, sondern sagt, er sage mir Bescheid, wenn er soweit sei und Zeit für mich habe...und sowas hasse ich wie die Pest! Und wenn er dann Zeit hat, dann meist erst spät, weil er die ganze Nacht wach ist, bis in den Nachmittag schläft, dann noch irgendwelche Sachen erledigt, Freunde besucht...und dann bin ich irgendwann an der Reihe.
Missversteht mich nicht, ich zweifle nicht an seiner Zuneigung. Er ist mir gegenüber liebevoll und fürsorglich und hat mir oft genug deutlich gesagt, dass er mich toll findet. Aber es schleicht sich ein Ungleichgewicht zwischen uns ein, das mir zu denken gibt. Leider mangelt es mir an Erfahrung und so weiss ich nicht, wie ich dem entgegenwirke und den richtigen Abstand hinbekomme, um ihn nicht einzuengen, aber trotzdem Zuneigung zu zeigen, um Respekt zu bekommen, ohne ihn von mir wegzutreiben...wisst ihr, was ich meine?
Vorgestern bin ich ziemlich zickig geworden,wegen eben diesem Ungleichgewicht, da meinte er, dafür habe er im Moment nicht auch noch die Nerven, hat unser Treffen abgesagt und sich seither nicht gemeldet.
Ich bin ratlos. Gebe ich nach, dann denkt er, dass ers mit mir machen kann. Andererseit habe ich Angst zu stur zu sein und unsere noch nicht sehr stabile Beziehung zu gefähren.
Ich bitte um Ratschläge.