Hi zusammen,
ich schreibe diesen Post, um eventuell auf Gleichgesinnte zu treffen.
Zum Hintergrund, ich versuche mich knapp zu halten.
Letztes Jahr bin ich umgezogen und habe einen Job angefangen. Ich kannte niemand hier und habe auf der Arbeit meinen Freund kennengelernt und wir sind auch recht schnell zusammen gekommen, weil es einfach gepasst hat. Zumindest war ich der Annahme.
Wir sind nun ein Jahr zusammen und wir wohnen auch mittlerweile zusammen, jedoch wurde mir am Freitag klar, dass wir eigentlich in vielen Dingen nicht zusammen passen, was ja erstmal nicht so schlimm ist. Doch ich habe festgestellt, dass ich aktuell nicht happy bin und er es aber ist.
Zu meinen Ansichten und Bedürfnissen der Beziehung. Ich bin ein Mensch, der wenn er liebt, dann richtig liebt. Ich schaue immer, dass es ihm gut geht, dass er sich wohl fühlt, dass er weiß, dass ich ihn liebe. Ich schenke ihm immer wieder Dinge, weil ich weiß, dass sie ihm eine Freude bereiten würden. Ich gebe immer auf sein Wohl Acht, interessiere mich für ihn und was in seinem Leben passiert und ich habe mich ihm von Anfang an gegenüber geöffnet. Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch und da ich plane, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen, sollte er meine Vertrauensperson sein und ich mich jederzeit an ihn wenden können. Was Emotionen angeht, aber auch was während meines Tages so in meinem Leben passiert. Mir ist Nähe und offene Kommunikation sehr, sehr wichtig, auch körperlicher Kontakt (in den Arm nehmen, mal ein Küsschen, aber auch Sex).
Und nun zu meinem Problem. Da ich diese Ansichten habe und auch alles gebe, damit es ihm gut geht, erwarte ich irgendwie auch von ihm, dass er das zurückgibt und genau das ist das Problem, denn das kommt es nicht. Ich weiß, dass das mein Problem ist, aber ich versuche mal zu schildern, was geschehen ist.
Anfangs war mein Freund ein sehr offener Mensch. Er hat viel gelacht, viel Blödsinn geredet (wir haben den gleichen Humor) und er hat sich viel bei mir gemeldet. Ich hab ihn als offenen, kommunikativen Menschen kennegelernt. Und dann waren wir zusammen und es kam irgendwie anders.
Mein Freund ist in Wirklichkeit sehr verschlossen. Er teilt sich überhaupt nicht gerne mit, seine Gedanken und Gefühle behält er für sich und wenn man ihn anspricht auf ein wichtiges und ernstes Thema, dann mauert er und ist teilweise einfach nicht ansprechbar. Er hat immer alles selbst mit sich ausgemacht und das macht er bis heute. Er weiß, dass mir offene Kommunikation wichtig ist, aber er kann das nicht. Zumindest nicht bei mir. Und das ist der Punkt. Ich sehe, wie er offen mit anderen umgeht. Wenn wir was unternehmen mit anderen, dann plappert er nur drauf los. Wenn er auf Arbeit ist und er hat das Glück mit seinem besten Freund zusammen zu arbeiten, dann ist er gesprächig, macht Blödsinn ohne Ende und ist einfach gut drauf. In der Zeit höre ich auch kaum etwas von ihm. Auch was Verlässlichkeit angeht, ist es schwierig, da er mal Zeiten sagt, sich aber nicht daran halten kann, weil die Arbeit oder irgendwas dazwischen kommt. Kommunikation außerhalb von daheim ist also quasi unmöglich.
Aber dann kommt es Zuhause dazu. In 3-4 Sätzen erzählt er, was auf Arbeit passiert ist. Dann wird der Fernseher angemacht oder die Konsole. Und dann ist er nicht mehr ansprechbar. Er vertieft sich darin. Mit der Konsole ist es sehr schlimm. Und wenn wir einen Film schauen, dann ist ständig das Handy daneben. Und er nimmt es dauernd in die Hand, wenn jemand schreibt, schreibt er sofort zurück. Ansonsten scrollt er durch Facebook. Immer und immer wieder. Und das geht den ganzen Abend so, wenn wir mal auf den Balkon gehen und eine Rauchen, immer das Handy in der Hand.
Und das ist das, was mich so traurig macht. Ich weiß, dass er kommunizieren kann, jedoch nicht mit mir. Er schreibt mit anderen, aber während der Arbeit kann er das bei mir nicht. Er redet kaum mit mir, weil er abschalten möchte, wenn andere dabei sind, geht das aber. Und das wirft mich in ein Loch. Denn ich weiß, dass er sehr fokussiert ist und seinen Job gut machen will. Er blendet mich nur dabei komplett aus. Da sind dann Arbeit und sein bester Freund und Kollegen wichtiger. Wenn ich mal die Mittagspause mit ihnen verbringe, dann kann ich froh sein, wenn ich etwas beachtet werden und mal der Arm um mich gelegt wird. Ich bin quasi einfach nur da. Und dasselbe abends. Er meint, dass meine Anwesenheit alleine ihn total entspannen lässt. Das was ich für ihn tue, lenkt ihn von der Arbeit ab und was ihm zusetzt. Er zweifelt viel an sich selbst und deshalb verliert er sich in allem, weil er der Beste sein möchte. Aber dabei blockiert er unsere Beziehung und mich aus, weil er nur auf eins fokussiert sein möchte. Das kostet ihn soviel Energie, dass er abends nur noch abgelenkt sein möchte, daher immer TV und Konsole und Handy. Und ich existiere wieder nur daneben und gebe ihm die Ruhe, die er braucht. Für ihn funktioniert das wunderbar. Er hat sein Leben, er hat seine Arbeit (die ihm wichtiger ist als ich, das hat er mal gesagt) und seine Zeit für sich wo er berieselt wird und mich als Ruhepol, der ihn beruhigt und für ihn da ist in der Form, die er braucht. Das Problem ist nur, dass ich nichts zurückbekomme.
Ich höre tagsüber nichts von ihm, abends wechseln wir ein paar Sätze und das wars. Ich bin sehr kommunikativ und ich kann während der Arbeit nicht viel tun und habe auch nicht das Glück, enge Kollegen und Freunde zu haben, mit denen ich mich austauschen kann. Und wenn ich das dann abends möchte, dann kann ich das nicht, weil mein Freund sich ausruhen und abschalten will. Dh. ich habe keinen Zugang zu ihm und dadurch werden meine Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt. Und das macht mich unglücklich. Ich habe mich schon so an diesen Trott gewöhnt, dass ich kaum Energie für etwas anderes habe. Oder für mich. Weil die Zeit, die wir auf der Couch sind, eigentlich das Einzige ist, was ich von meinem Freund habe. Und wenn ich das aufgebe, dann habe ich eigentlich gar nichts mehr von ihm. Und ich glaube, dass ich davor große Angst habe, daher lasse ich das über mich ergehen, auch wenn ich weiß, dass es falsch ist.
Ich habe schon mit ihm darüber gesprochen und er meint, dass die Arbeit ihm einfach wichtig ist und deshalb immer in seinem Kopf präsent ist und er sich darauf so fokussiert, dass er mich ausblendet und auch für Unternehmungen keine Kraft und Energie hat.
So, das ist meine aktuelle Situation. Ich weiß, ich muss da selbst rauskommen aus diesem Loch, aber ich will ihn nicht aufgeben, weil ich weiß, dass er mehr kann. Ich sehe es. Er kriegt es nur mir gegenüber irgendwie nicht hin.
Kennt irgendjemand diese Situation auch? In irgendeiner Form? Und hat einen Rat?