kaylyn_12128469Ich kann
nicht sagen, warum ich die Verantwortung für mein Leben abgeben will. Vielleicht, weil ich nie Verantwortung übernehmen mußte. Ich hielt mich früher immer für stark und unabhängig aber als ich neulich (mal wieder) über meine (Lebens-) unfähigkeit nachgrübelte, wünschte ich mir, es käme jemand, der mich an die Hand nimmt und mir sagt und zeigt, wie ich das alles anstellen muß...wie Leben funktioniert.
Schauspielern tu ich wohl schon von klein an. Ist doch toll keine Gefühle zu "haben", denn so war ich bestens vor "Angriffen" geschützt. Niemand konnte mir weh tun da ja alles an mir abprallte.
Auf sexueller Ebene zu schauspielern lernte ich bei meinem 2. Freund und seitdem habe ich es immer weiter "perfektioniert". Ich weiß gar nicht wie sich "echter" Sex anfühlt. Darauf konnte ich mich ja nie konzentrieren.
Meine Beziehungen?! Tja...mein erster Freund war krankhaft eifersüchtig mit einem Hang zu Gewaltbereitschaft und Kriminalität. Er wollte dauernd nur f.... Als ich mal sagte, das andere Paare ja auch mal ins Kino gehen oder sonst was anderes machen, hat er mich am nächsten Tag prompt ins Kino eingeladen und ich...fühlte mich die ganze Zeit sowas von besch...., weil ich ständig daran dachte, das er das nur wegen mir macht und nicht, weil er selbst Spaß daran hätte.
Die Sache hielt 3 Monate, dann hab ich Gott sei dank Schluß gemacht. Es dauerte nochmal drei Monate, bis ich endlich los war.
Danach schwor ich mir, mich niemehr zu verlieben...und das schien zu funktionieren.
Ich glaube, seitdem investierte ich keine "echten" Gefühle mehr in einen Mann.
Mein 2. Freund wurde auch mein erster Mann. Die ganze Beziehung hielt 4 Jahre und das letzte davon waren wir verheiratet. Tja, im Vergleich zum ersten war er wohl eher ein Softie. Gab sich auch im Bett Mühe...erfolglos. Ich weiß noch, das er sich einmal drei Stunden auf mir abmühte, dann hab ich endlich so getan als ob und endlich konnten wir aufhören. Von da an hab ich immer geschauspielert, wenn mir das Ganze zu lange dauerte und ich merkte, das sich bei mir eh nichts tut.
Nach der Heirat machte ich einen Riesenschritt nach vorn in Richtung "erwachsensein" aber er schien sich eher zurück zu entwickeln. Benahm sich albern, wenn mal Freunde zu Besuch kamen u.so. Am Ende habe ich mich nur noch für ihn geschämt, konnte seinen Anblick und erst recht seine Berührungen nicht mehr ertragen. Das war's dann.
Irgendwann in der Mitte unserer Beziehung lernte ich Mann Nr.3 kennen. Ich 18, er 36. Klein, dick, Stiernacken...also eigentlich überhaupt nicht mein Typ. Mit ihm hatte ich etwa ein Jahr lang (mit längeren Pausen dazwischen) eine rein sexuelle Beziehung. Er gab sich keine Mühe sondern nahm sich was er wollte, ohne Rücksicht auf Verluste und das war, glaube ich, der geilste Sex den ich hatte. Bei ihm brauchte ich auch nicht zu schauspielern, denn ich war ihm ja eh egal.
Am Ende meiner Ehe begann die wohl beste Zeit meines Lebens.
Ich bekam nach der Ausbildung, die mir keinen Spaß machte, einen Job der das absolut Tollste war, was ich mir (heute noch) vorstellen kann.
Ich bekam tatsächlich sowas ähnliches wie Selbstbewußtsein. Dort lernte ich Mann Nr.4 kennen. Ein Kollege, 11 Jahre älter und verheiratet. Ein Jahr lang hatten wir eine schöne Zeit zusammen, dann wollte ich nicht mehr die "Ersatzfrau" in seinem Leben sein. Ich sprach ihm all meine Gedanken und Gefühle auf Kassette und gab sie ihm. Danach machte er Schluß. O.k., hatte ich ja eigentlich auch vor gehabt aber da wußte ich noch nicht wie besonders er für mich war und das ich ihn die nächsten 12 Jahre nicht würde vergessen können. Auch mit ihm war der Sex kein Highlight...er wurde halt praktiziert, weil es nunmal dazugehört...dieser Mann faszinierte mich vielmehr durch seine Redegewandheit. Durch seine Art, sich und seine Gefühle auszudrücken. Er wußte soviel und ich konnte von ihm soviel lernen. Ihn zu verlieren tat mir sehr,sehr weh.
Nach der Trennung fiel ich in ein ganz tiefes Loch und die einzige Möglichkeit da raus zu kommen, schien mir eine neue Beziehung zu sein, auf die ich meine Aufmerksamkeit lenken konnte.
Also suchte ich mir via Annonce meinen jetzigen Mann. Ich habe mich nicht in ihn verliebt. Er gefiel...passte in mein Raster von Attrktivität...war nett, freundlich,liebevoll...tja, da bin ich eben mit ihm zusammengekommen. Mitlerweile sind wir seit 10 Jahren zusammen...und seit 10 Jahren hatte er mich nie für sich allein. In Gedanken war ich immernoch bei IHM. Erst vor ein paar Tagen habe ich dem anderen einen endgültigen Abschiedsbrief geschrieben. Der wollte vermutlich schon lange nichts mehr mit mir zu tun haben und gesehen haben wir uns ja auch nicht mehr aber gelegentlich "mußte" ich ihn einfach anrufen oder ihm schreiben. Jetzt habe ich mir die Tür zu ihm selbst zugeschlagen...und bereue es fast.
Mein Mann hat von all dem, was ich hier geschrieben habe keine Ahnung. Im Grunde weiß er gar nicht wer ich bin...und ich fürchte, das ich das selbst nicht mal weiß. Wenn er sagt "ich liebe dich" sage ich das Gleiche zu ihm aber habe ich das jemals für ihn gefühlt??? Habe ich das jemals für irgendjemanden gefühlt??? Ich weiß es nicht. Ich kann ja nicht mal mich selbst lieben. Und es wird immer schwerer für mich mit mir selbst zu leben. Ich will anders sein und weiß nicht wie.
So, und jetzt bist du wieder dran ;-))