Ich weiß gar nicht so recht, was genau ich schreiben sollte, um meine Situation zu verdeutlichen, weil sie mir selbst nicht so richtig klar ist...es geht um mich und meine Beziehung...Wir sind seit fast 5 Jahren zusammen. Schon der Anfang war eigentlich eine Katastrophe. Ich bin ihm sehr lange hinterher gelaufen. War ständig verzweifelt und depressiv- aber das verliebt sein- selbst wenn es noch so aussichtslos schien, war schönes, als das, was ich jetzt empfinde....
Wir sind durch meine Initiative schließlich endlich zusammengekommen...Schon zu Beginn habe ich ständig Zweifel gehabt. Anfangs waren es die Zweifel an seiner Zuneigung. Die Neigung zur Depression habe ich schon seit jungen Jahren und damit auch die Neigung, mich extrem in Dinge hineinzusteigern und zu versteifen. Dazu kommt, dass ich trotz toller Familie und einer intakten Gesundheit schon immer sehr unglücklich mit meinem Leben bin- wie ich es führe, was ich daraus gemacht habe bzw. nicht gemacht habe. 10 Jahre Studium- nichts erreicht. Keinen meiner Träume (die zugegebener Maßen wahrscheinlich alle allzu übertrieben waren und aus einem pubertären Gefühl erwuchsen, ich sei was besonderes) habe ich wirklich umgesetzt. Jetzt in ich fast 30....
In jedem Fall habe ich schon seit sehr kurzer Zeit kein Interesse mehr an Sex gehabt. Ich habe sehr früh kein Kribbeln mehr gefühlt und habe auch angefangen, bei Zärtlichkeiten generell nicht bei der Sache zu sein. Ich bin ohnehin sehr verkopft. Er ist ein toller Mann. Meine Familie vergöttert ihn. Er macht sozusagen nie Fehler, nimmt alles hin, was ich tue, will mich immer unterstützen und zeigt mir ununterbrochen seine Liebe. Aber ich empfinde im Grunde...ich weiß es nicht....aber es ist keine partnerschaftliche Liebe. Ich hätte ihn gern für immer in meinem Leben- aber eben nicht als mein Partner. Es hört sich vielleicht merkwürdig an, aber einer meiner größten Wünsche ist wirklich, ihn zu lieben- dann wäre alles gut. Ich würde dann meine Familie nicht enttäuschen, für die er der perfekte Mann ist (So einen wirst du nie wieder finden etc.), ich wäre nicht alleine und ich hätte eine gesicherte Zukunft. Wenn es ein Mittel gäbe, ich würde es nehmen.
Ich wünsche mir ständig ein Verliebtsein, eine Spannung, ein Kribeln, das Neue, das ich nicht habe. In Büchern, Filmen, Serien, Gedanken- ständig verfolge ich das Neue, das Aufregende, das Kribbelnde, auch wenn ich weiß, dass auch das nur von bestimmter bzw. unbestimmter aber begrenzter Dauer ist. Außerdem kenne ich Paare, die wirklich sagen, dass sie sich lieben- auch nach Jahren und ich wünschte, ich könnte das auch behaupten. Und ich sehe wir sehr er mich liebt- und ich das in keiner Art und Weise zurückgeben kann.
Manchmal bin ich unfassbar gemein und verletze ihn- nur weil das darauffolgende Gefühl des Mitleids, das ich dann empfinde, besser ist, als gar ein Gefühl ihm gegenüber. Oft habe ich schon gedacht (eigentlich denke ich das permanent), ich wünschte, wir könnten ein paar Monate Pause machen, und jeder könnte tun, was er will...zwar ist mir ungerechtfertigter Weise bei dem Gedanken, er würde eine andere küssen, oder mit einer anderen schlafen, auch nicht wohl, und auch ich habe, wenn es im Traum passiert ist (und da ist es schon sehr oft passiert), immer danach ein schlechtes Gewissen gehabt....aber der Wunsch ist groß. Der Wunsch ist allerdings auch da, dass mir nach diesen Erfahrungen, die ich dann auch machen wollen würde (ich habe vor ihm zwar nicht keine, aber auch nicht allzu viele Erfahrungen gesammelt), klar würde, dass ich unbedingt zu ihm zurück will. Das ist natürlich der dümmste, egoistischste Gedanke überhaupt- das ist mir schon klar- so nach dem Motto- ich stoß mir jetzt mal die Hörner ab und du kannst mich danach dann wieder in deine schützenden Arme nehmen- und denk ja nicht dran, diese Erfahrungen mit anderen auch zu machen.
Es ist wirklich kein schönes Gefühl. Letztes Jahr habe ich schon mal eine Pause gewagt- aber es war keine richtige- wir haben uns nicht getrennt, sondern nur ein paar Wochen nicht gesehen, aber dennoch Kontakt gehabt- und es war dabei auch nicht die Rede von Narrenfreiheit. Ich weiß nur, dass es so nicht weitergeht. Meine Angst Schluss zu machen reicht nicht aus, um weiter eine so unausgeglichene Beziehung zu führen, in der der eine den anderen von Herzen liebt, der andere sich aber nach anderweitiger Erfahrung nach einer eventuellen Möglichkeit des Zurückkommens sehnt....
Ich weiß, das sind alles sehr ungeordnete Gedanken und ich stehe wahrscheinlich auch ziemlich mies da. Zu recht. Aber ich wollte meine Gedanken einfach mal teilen, auch wenn gut möglich ist, dass sie keiner liest oder ich dafür herbe Kritik einstecke- aber auch die ist mir willkommen- selbst von meinem Freund hätte ich mir oft Kritik gewünscht- um mal wieder das Gefühl zu bekommen, dass das was wir haben, auch verloren gehen kann und erhaltenswert ist- denn letzteres Gefühl habe ich leider lange nicht mehr gehabt.
Ich weiß nicht recht, was und wie ich es jetzt tun soll.....