Hallo und Guten Morgen,
ich habe lange mit mir gerungen, da mich mein schlechtes Gewissen fast in den Wahnsinn treibt, ob ich hier überhaupt schreiben soll. Habe die ganze Zeit einfach nur mitgelesen, aber heute ist so ein Tag, da muss ich das alles, was mir seit 6 Wochen eine Mischung aus Brausepulver und einer riesengroßen Faust im Bauch beschert, mal loswerden. Ich kann mir schon jetzt vorstellen, dass einige mich sofort in eine ganz bestimmte Schublade stecken, aber das macht meine Situation auch nicht mehr schlimmer, aber am besten, ich fange erstmal an.
Vor 6 Wochen war ich von einem Freund auf dem Weg nach Hause und habe jemandem die Vorfahrt genommen. Ist aber nichts weiter passiert (oder eben doch), denn dieser "Jemand" fuhr natürlich leicht aufgebracht an mir vorbei - er wollte wohl sehen, wer da nicht richtig Autofahren kann. Nachdem er mich gesehen hatte, lächelte er und fuhr mir durch die halbe Stadt hinterher, wild gestikulierend, lächelnd und so kam es, dass ich irgendwann wirklich angehalten hab. So haben wir uns kennengelernt - allerdings hätte ich nicht gedacht, dass dieser Flirt, denn mehr war es ja anfangs nicht, mich so aus dem Konzept bringt. Wir haben Telefonnummern ausgetauscht und uns für den nächsten Tag verabredet. Beim ersten Treffen kam dann die erste Beichte. Er erzählte mir, dass er ursprünglich aus Magdeburg käme, selbständiger Bauunternehmer sei, und (es kam, was wohl kommen muss) dass er noch verheiratet ist und einen 8-jährigen Sohn hat. Okay, dachte ich - Finger weg! Allerdings ließ er sich nicht so leicht abservieren und so sind wir am nächsten Tag zusammen essen gegangen. Es war traumhaft, wir haben viel geredet, sind die halbe Nacht spazieren gegangen, aber ich bekam es mit der Angst zu tun und hab ihm deshalb einen Tag später gesagt, dass ein Leben als Geliebte keine Option für mich darstellt und ich weder vor habe, einem kleinen Kind seinen Vater noch einer Frau ihren Mann wegzunehmen. Tja, wieder ließ er sich nicht abschütteln, stand vor meiner Tür und nach einer wundervollen Liebeserklärung und der zweiten großen Beichte ist das Schlamassel jetzt perfekt. Die Ehe wär wohl seit Jahren schon... Sein Sohn hätte aber noch eine 6-jährige Schwester (die beiden habe ich zwischenzeitlich kennengelernt), aber das schlimmste ist wohl, dass er seit etwa einem Jahr hier in Berlin eine Frau kennt, was wohl so etwas wie Nichts-halbes-nichts-ganzes war. Er sagt, wenn wir uns nicht über den Weg gelaufen wären, hätten die beiden ihre Beziehung schon offiziell gemacht. Tja, was mein Verstand sagt, könnt ihr Euch bestimmt denken. Wir treffen uns oft, waren schon in Binz, aber klar, wenn wir eine Nacht mit einander verbringen, dann passiert das im Hotel. Wenn er da ist, bin ich der glücklichste Mensch der Welt, aber da mein Leben so nicht weitergehen soll, steht der Tag der Entscheidung vor der Tür. Er sagt, er ist von Kopf bis Fuß verliebt in mich, aber nach 6 Wochen fällt es ihm schwer, alles stehen und liegen zu lassen. Wir reden ziemlich viel und ziemlich offen über alles, aber es tut sich eben nichts. Ich habe Angst, dass - wenn er sich jetzt nicht trennt, ich immer die 2. oder 3. Geige sein werde. Aber ich liebe ihn. Hab meinem Herzen Luft gemacht und gesagt, dass ich mit ihm zusammensein will, dass die Kinder und ein event. Umzug nach Magdeburg für mich kein Hindernis sind, dass ich weiß, dass uns eine sehr harte Zeit bevorstehen würde, aber dass ich ihn ganz will - ganz oder gar nicht. Von meinem schlechten Gewissen ganz zu schweigen. Dass er sich scheiden lässt, steht wohl schon fest, aber die Entscheidung zwischen seiner Freundin und mir fällt ihm schwer, da die Gefühle für mich zwar unbeschreiblich sind, er aber bei ihr weiß, woran er ist, da eine gewisse Sicherheit ist. Tja, was soll ich da machen? Alltag kann ich ihm nunmal im Moment nicht bieten und ich weiß, wenn ich nicht bald gehe, dann komme ich aus diesem schrecklichen Karussell nicht mehr raus. Vorgestern Abend sagte er sogar schon zu mir, er möchte, dass ich die Pille absetze. Verrückt! Wenn ich sage: "Trenn Dich" dann erfüllt Stille den Raum und es kommen Sätze, wie: "Geb mir noch ein bisschen Zeit" und "Ich will Dich nicht verlieren"
Gestern habe ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und jetzt habe ich schreckliche Angst davor, dass wieder nichts passiert (Was soll ich dann tun?) und ihn zu verlieren. Irgendwie will ich nicht glauben, dass seine Freundin die Richtige für ihn sein kann, denn sonst wäre es doch kaum möglich, dass ich mich in so kurzer Zeit so in sein Leben grabe. Mir erzählt er alles - mittlerweile habe ich die kompletten Adressen und Namen seiner Ehefrau und seiner Freundin.
Mensch, so ein Mist, was soll ich bloß sagen, wenn er nachher anruft?
Danke für's Lesen!
Steffi