Hallo, ich möchte mir hier einfach mal was von der Seele schreiben, was mich seit einem Jahr so sehr beschäftigt. Es könnte ziemlich ausführlich werden, sorry:
Seit einem Jahr lebe ich von meinem Mann getrennt, habe ihn verlassen. Ich habe diesen Schritt so sehr bereut. Aber ich versuche mal, meine Geschichte zu schildern:
Mein Mann war schon in der Schulzeit mein Traummann. Seine offenherzige, ehrliche Art gefiel mir einfach und er hatte auch schon in jungen Jahren schon genaue Vorstellungen vom Leben. Leider dauerte es einige Jahre, bevor wir zusammenfanden. Er war bei den Mädchen sehr begehrt, und ich litt sehr darunter, dass ich für ihn immer nur eine gute Freundin war, mit der man Pferde stehlen kann.
Ich redete mir immer ein, wer nimmt sich schon so ein krankes Mädel, denn ich leide seit Geburt an einer unheilbaren Erkrankung. Auf unserem kleinen Dorf wissen die Leute davon und auch "er" hatte davon gehört, wie er mir später erzählt hat.
Ja aber dann irgendwann hat es doch gefunkt und er zog zu mir in meine Wohnung und wir schmiedeten gemeinsame Zukunftspläne. Wir bauten zusammen ein altes Haus aus und alles war für mich wunderschön. Wir verreisten auch viel, heirateten dann auch bald.
Mitte 20 verschlechterte sich mein Gesundheitszustand sehr und wir bekamen vom Arzt keine gute Prognose. Wir waren anschließend viel getrennt, weil ich in Reha-Kliniken musste oder stationär behandelt wurde.
Unser kleines Familienleben litt sehr darunter, zumal meine Freundinnen Kinder bekamen und wir uns damit abfinden mussten, dass uns dieses Glück nicht beschert werden würde. Mein Mann sagte immer, Kinder brauchen wir nicht, um glücklich zu sein. Ja was sollte ich machen, mir blieb ja auch keine andere Wahl.
Die Jahre vergingen, mein Gesundheitszustand stabilisierte sich, da ich mich sehr diszipliniert an die ärztlichen Anweisungen hielt.
Mitte 30 folgte dann meine Berentung, das hieß, ich war von nun an jeden Tag zu Hause. Mein Mann tröstete mich immer und sagte, so ein Leben wünscht sich jeder. Zu Hause sein und machen was man will. Auch hier dachte ich, wie Recht er doch hat, ich sollte doch dankbar sein, dass es mir doch trotz schwerer Krankheit so gut geht.
Ich war viel allein, wenn mein Mann abends kam, war ich froh, dass er endlich da war. Dass er auch noch Bedürfnisse hatte, verstand ich oftmals nicht. Ich klammerte, wodurch es oftmals auch zu Streit kam.
Er sagte sooft zu mir, du hast doch alles, wir haben das Haus, du kannst tun un dlalssen was du willst, es geht dir einigermaßen gut, warum kannst du es so nicht akzeptieren wie es ist. Meine Unzufriedenheit nervte ihn. Er verstand nicht, dass ich keine Erfüllung darin hatte, zu Hause zu sein, nicht arbeiten gehen zu können und auch keine Kinder zu haben. Ich fühlte mich so ziellos, hasste diese Krankheit so sehr. Es kamen wieder Phasen, wo es mir so schlecht ging, dass ich wochenlang im Krankenhaus war. Wenn ich dann nach hause kam, war viel liegen geblieben im Haus und Garten, so dass ich mich sogleich wieder übernahm, und wieder flach lag.
So gingen die Jahre dahin, ich hatte immer das Gefühl, dass mir was wichtiges im Lleben fehlt. Ich stlelte mir sooft die Frage, warum bei uns alles so anders läuft; keine Kinder, ich keine Anerkennung im Berufsleben, bis dann noch das zwiete Mal das Schicksal zuschlug und mein Mann einen ARbeitsunfall hatte und auch er mit 40 berentet wurde.
Von da an gings dann so richtig bergab. Wir beide waren jeden Tag zu Hause. Er versuchte mit mir zu reden, dass wir es uns jetzt richtig gemütlich machen können, ich verstand ihn einfach nicht. Ich war unglücklich. Sollte das für uns wirklich alles gewesen sein?
In mir kamen dann Zweifel, ob ich nicht in der Lage bin, Vorhandenes zu genießen, bekam es mit Angst- und Panikattacken zutun. Musste mich nun wiederum in Behandlung begeben und man sagte mir, dass ich mich schon hätte vorher in Behandlung begeben sollen. Denn mit einer unheilbaren Krankheit zu leben, bedarf einfach einer professionellen Begleitung.
Ja und dann glitt ich völlig aus der Bahn: Ich verliebte mich in einen anderen Mann. Dieses Interesse und die Aufmerksamkeit durch ihn taten mir so gut und ich glaubte, Ablenkung von meinen Problemen zu bekommen. Ich war so blauäugig und glaubte wirklich, dass wenn mir soetwas passiert, meine Ehe am Ende sei. Einige Monate ging das hin und her und letztendlich entschied ich mich, mir eine Auszeit zu nehmen. Mein Mann schaute diesem ganzen Geschehen ziemlich hilflos zu und meinte auch, dass das wohl erstmla das Beste wäre.
Was ich noch unbedingt erwähnen muss ist, dass dieser Mann Alkoholiker ist. Ich sah es als meine Aufgabe, diesem Mann bei der Bewältigung seines Problems behilflich sein zu müssen und bekam einfach nicht mehr die Kurve. Wenn ich gewusst hätte, was mich da erwartet, hätte ich mich zu diesem Schritt nie entschieden.
Heute nun bewohne ich eine eigene Wohnung, habe Kontakt zu meinem Mann, da wir ja das gemeinsame Haus haben und er auch nicht vor hat, sich von mir scheiden zu lassen. Aber er gibt mir einfach keine Chance mehr. Ich habe ihm gesagt, dass ich das alles so sehr bereut und wir sehen es eigentlich beide so, dass ich mein Helfersyndrom ausleben wollte, vielleicht auch, weil ich keine Kinder bekommen habe und ich mein Mutter-Gefühle nie ausleben konnte. Aber mein Mann ist zutiefst verletzt und ich fühle mich so schuldig. Ich bereue es so sehr und ich komme nicht damit zurecht, was mir im Leben noch geblieben ist. Er hat mir eindeutig gesagt, dass es kein Zurück mehr gibt. 20 Jahre Ehe, alles kaputt, manchmal glaube ich, ich bin verrückt.
Ich weiß, dass ich mich hinter dieser Krankheit nicht verstecken kann, andere dafür verantwortlich machen kann. Aber ich bin mein ganzes Leben lang nicht damit klar gekommen. Meinen Eltern spiele ich immer vor, wie gut es mir geht, meine Freunde und Bekannte verstehen nicht, was passiert ist. Im Grunde bin ich jetzt ganz alleine. Ja außer der Mann, der der Grund meiner Trennung war, steht nach wie vor zu mir, hat jetzt eine Langzeit-Therapie gemacht und würde so gerne mit mir ein neues Leben beginnen.
Aber ich kann es nicht, ich bin einfach nur unglücklich. Da mich niemand versteht und ich völlig allein bin, habe ich mir einfach mal alles von der Leber geschrieben, vielleicht gibt es ja doch jemanden, der an diesem Beitrag Interesse hat und einfach nur mal ein paar Gedanken schreibt.
Vielen Dank.