Liebe Forengemeinde!
Ich bin ganz neu hier, mein erster Beitrag! Habe mich schon etwas bei euch eingelesen, weiß aber trotzdem einfach nicht weiter.
Ich versuche mal ganz kurz meine Randsituation zu erklären: Bin fast 27, seit gut einem Jahr verheiratet (mit meinem Mann 3 Jahre zusammen), fester Job, gerade ein Haus gebaut, eigentlich - bisher wie ich dachte - eine glückliche Ehe. Klar, mit normalem Alltag, Bauen und Finanzierung belasten den Alltag noch mal extra, das kennt jeder sicher, aber ich dachte, das geht nach Vollendung wieder vorbei. Unser Alltag funktioniert prima, wir kommen gut miteinander aus, arbeiten als Team zusammen. Tja, die Leidenschaft, die ist etwas auf der Strecke geblieben. Wir haben zwar noch immer einen liebevollen Umgang, aber nun ja...
Vor sechs Wochen hab ich einen anderen Mann kennen gelernt. Also, gekannt habe ich schon vorher, aber vor sechs Wochen sind wir uns näher gekommen. Ich hab mich immer schon zu ihm hingezogen gefühlt, aber inzwischen hab ich mich richtig heftig in ihn verliebt. Wir haben uns die letzten Wochen jeden Tag mindestens einmal gesehen, telefoniert, unzählige sms geschrieben...
Ja, nun bin ich in einer total verfahrenen Situation. Eine Situation, mit der ich weder klar komme, noch komme ich mit meinem Gefühlen klar. Das einzige, was ich weiß, ist, dass ich ZWEI MÄNNER LIEBE. Gleich viel. Meine ganzen Moralvorstellungen, meine ganzen Ehevorstellungen, meine ganzen Zukunftspläne überhaupt, alles hab ich über den Haufen geworfen. Ich kenne mich teilweise gar nicht mehr wieder. Ich habe immer Ziele gehabt, auf die ich akribisch hingearbeitet habe, bis ich sie erreicht habe, Wertvorstellungen, eine gewisse Wertschätzung meiner eigenen Person. Und nun? Und nun bin ich mein eigener Sklave, meine eigenen Gefühle setzen mich so unter Druck, dass selbst meine Arbeit darunter leidet.
Mein eigener Mann ahnt nichts von alledem, hat auch keinen Verdacht. Aber er merkt, dass ich mich verändert hat, schiebt das aber auf meinen psychischen Zustand (neige zu Depressionen und war essgestört, habe 2003 meine Therapie beendet).
Der zweite Mann ist ebenfalls verheiratet. Alltag funktioniert scheinbar im großen und ganzen, aber das Eheleben ist abkühlt (man redet nicht mehr, getrennte Schlafzimmer etc.).
Es sollte einmal Sex sein, aus dem mehr wurde und mehr und mehr. Von beiden Seiten sind Gefühle da. Er sagt, er liebt mich. Manchmal meine ich das zu glauben, manchmal zweifel ich dran, weil seine Gesten und Handlungen im Gegensatz zu seinen Worten stehen, oft widersprüchlich zu seinen Worten sind (aber ist es bei mir anders?). Ja, man merkt, ich bin an sich ein Vernunftsmensch und ich neige dazu, alles rational zu analysieren. Ich denke zu viel, vielleicht ist das mein Fehler. Das hat man mir schon oft vorgeworfen.
Wir beide wissen nicht, wie es weitergehen soll. Ich weiß es für mich nicht und er für sich nicht. Vielleicht sind wir zu feige, das aufzugeben, was wir uns "zu Hause" aufgebaut haben. Ich kann nicht für ihn sprechen, nur für mich. Ich kann das rational vielleicht ganz schnell entscheiden, aber mein Gefühl blockiert mich total. Ich weiß absolut nicht, was ich machen soll. Mein Mann liebt mich über alles, er steht zu mir, würde alles für mich tun, wäre auch ein guter Vater (wir haben keine Kinder). Wir passen gut zusammen. Aber es sind die Gefühle für den anderen da. Die Situation ist so neu für mich, ich dachte immer, mir passiert sowas nicht, sowas gibt es gar nicht. Man kann doch nicht zwischen zwei Männern stehen. Ich fahre seit sechs Wochen Achterbahn, von ganz oben nach ganz unten und wieder rauf. Und mich plagen schlaflose Nächte, was tue ich da? Was tue ich der anderen Frau an, was tue ich meinem eigenen Mann an. Ich gehe prinzipiell davon aus, dass ich das, was ich selber nicht erfahren möchte, anderen auch nicht antun sollte. So hab ich immer gelebt. Und jetzt? Ich sagte ja, ich habe alle meine Moralvorstellungen über den Haufen geworfen, erkenne mich nicht wieder - nur für einen zweiten Mann? Ich bin nicht mehr ICH! Ich weiß nicht, wie ich da raus kommen soll, was ich machen soll. Ich bringen es nicht fertig, alles zu beenden, aber auch nicht, meinen eigenen Mann weiter zu hintergehen. Ich habe auf der einen Seite eine riesige Angst, Liebe zu verlieren, wenn ich es beende (ja, ich suche immer nach Liebe, das tue ich mein Leben lang) auf der anderen Seite verliere ich eine wahrscheinlich viel größere Liebe, wenn ich es weiterführe. Ihr seit, mein Verstand weiß, was richtig wäre...
Wie verhält sich der andere? Er sagt, er liebt mich über alles, ist furchtbar eifersüchtig auf alles und auf jeden (selbst auf meine beste Freundin), aber ist auch nicht bereit, "klar Schiff" zu machen. Aber soll ich ihm das vorwerfen? Ich mache es ja selber nicht. Er sagt, er weiß nicht, wie es weitergehen soll, er will mich nur auf keinen Fall verlieren. Soll ich ihm das vorwerfen? Ich weiß es ja selber nicht.
Vielleicht verlange ich auch einfach zu viel von mir und auch von ihm, nach so kurzer Zeit?
Ich könnte sagen, warum lasse ich mich so demütigen, warum lasse ich das mit mir machen, immer Nr. 2? So würden vielleicht viele denken, aber verhalte ich mich so anders? Andersherum, wer wird schon gerne sechs Wochen belogen und betrogen? Hab ich überhaupt das Recht, mir die Zeit für eine Entscheidung zu nehmen?
Wenn ich ganz egoistisch meine Wünsche ausspreche, dann möchte ich sie beide. Wenn ich meine Werte denke, dann möchte ich es beenden. Wenn ich an meine Gefühle denke, dann möchte ich gerne manchmal einen Neuanfang machen.
Ich bekomme vom anderen viel Aufmerksamkeit, Liebe, Anerkennung, Komplimente, Begierde, die zu Hause einfach nicht da ist. Man weiß halt, was man am anderen hat. Aber genauso weh tut es mir, immer die 2. Wahl für den Gelieben zu sein. Ich messe glaube ich mit zweierlei Maß. Er selber ist es bei mir vielleicht auch, aber ich glaube, ich würde eher zu ihm stehen als er zu mir. Glaube ich. Aber dafür wiederum kenne ich ihn zu wenig.
Mir tut es weh, dass alles heimlich abläuft, aber anders herum will ich es vielleicht auch nicht anders.
Ich habe das Gefühl, ich bin absolut krank und widersprüchlich in meinen Gedanken und Empfindungen. Ich empfinde wie die immer einsame Geliebte, die immer nur zweite Wahl ist, aber ich handel auf der anderen Seite genauso, nämlich als betrügende Ehefrau. Ich verstehe mich nicht mehr. Ich liebe beide Männer. Ich könnte einen solchen Vertrauensbruch von meinem Mann wohl nur schwer ertragen. Ich bin nicht wirklich bereit, meinem Mann offen davon zu erzählen, aber ich bin zutiefst verletzt, wenn mein Geliebter zu verheimlichen versucht. Also, normal ist das nicht. Ich erwarte, dass er zu mir steht, tue es aber selber nicht. Mit der Begründung, dass er es ja nicht tut. Er redet oft davon, dass es heimlich bleiben soll, zumindest jetzt noch, weil die Situation noch so neu ist, weil er nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich habe Angst, dass das alles nur Hinhaltetaktiken sind. Andersherum, bei mir sind es keine und ich fühle mich genauso. Ich werfe ihm als Erklärung alle nur denkbaren Schlechtigkeiten vor (und erkläre mir sein Verhalten für mich auch so), obwohl ich mich selber so verhalte, aber das nicht aus böser Absicht ihm gegenüber tue.
Kann mir überhaupt noch einer folgen? Ich schicke jetzt erst mal ab. Vielleicht kennt einer die Situation und mag erzählen, wie es bei ihm/ihr war. Wenn überhaupt einer einer bis zum Ende gelesen hat ;-)!
Vielen Dank schon einmal fürs "Zuhören"!