Ich hatte meinen Freund bei der Arbeit kennen- und lieben gelernt. Wir waren beide verheiratet (und sind es noch), haben uns aber von unseren Ehepartnern getrennt, um gemeinsam einen neuen Anfang zu wagen. Er war fast 3 Jahrzehnte mit seiner Jugendliebe zusammen, sie haben 4 Kinder (von volljährig bis 11 J.). Die Ehe war eine gute Zweckgemeinschaft ohne emotionale Höhen und Tiefen, er konnte Karriere machen und seine Frau sich ganz auf die Kinder konzentrieren. Probleme gab es keine, bzw. sie wurden nicht ausgesprochen, so dass es der gesamten Familie - ihn eingeschlossen - völlig fremd ist, Konflikte zu bewältigen. Das habe ich erst später bemerkt.
Ich war 10 Jahre zum Trennungszeitpunkt verheiratet, habe 2 Kinder, die bei mir leben, sie sind im Alter bis 10.
Mein Freund und ich hatten die große Liebe, magische Momente, ein tiefes Verständnis auf vielen Ebenen miteinander, er ist mein Traummann, wir wollten gemeinsam alt werden. Trotz widrigster äußerer Umstände sind wir zusammengekommen, zusammengezogen und zusammengeblieben. Bis gestern.
Der Reihenfolge nach: Wir trennten uns im Frühjahr 2011 von unseren Ehepartnern, bei mir verlief das gut, mein Nochehemann und ich haben alles dafür getan, dass es den Kindern gut ging. Konflikte tragen wir miteinander aus, nicht über die Kinder. Die sind trotz der Trauer fröhlich, aufgeschlossen. Mögen meinen Freund und gewöhnten sich an ihn, als er bei uns im Herbst einzog, 9 Monate lebten wir zusammen. Von außen betrachtet, ging das sehr schnell, aber wir kannten uns ja bereits länger ( ohne vor 2011 irgendetwas miteinander gehabt zu haben ).
Die Trennung meines Freundes von seiner Frau war wesentlich komplexer. Seine Frau hat das völlig aus der Bahn geworfen, sie wurde psychisch extrem labil, die Kinder kamen mit der Situation nicht zurecht, er kam damit nicht gut klar. Folge war, dass die Kinder ihn weniger sehen wollten und ihm richtig Stress gemacht haben, so dass auch er psychische Probleme bekam. Er versucht seitdem eine Psychotherapie, die scheint aber kaum etwas zu bringen, für ihn nur viel "Geschwätz". Eine Familientherapie haben die beiden Anfang 2012 begonnen, dazu habe auch ich beigetragen, weil ich wollte, dass er seine Kinder sehen kann, es der Frau wieder gut geht, damit die Patchworksache doch einmal klappt.
Aber - so gut und einfach das Zusammenleben mit meinen Kindern klappte, seine verweigerten sich total und haben ihren Vater nie bei uns besucht, auch auf neutralem Boden habe ich sie nie kennengelernt. Seine Kinder verweigern die neue Situation total. Das machte ihm zunehmend Stress, er war traurig, ich ebenfalls. Wir haben als Paar unter der Situation gelitten und es gab deswegen Streit in den vergangenen Monaten. Da haben wir beide - ich voran - sicherlich Fehler gemacht. Unsere Beziehung begann zu wackeln, weil jeder zu zweifeln begann, ob es der Andere noch immer wirklich ernst meinte. Hinzu kam, dass mein Freund (Miite 40) wenig aushalten kann, zuvor noch nie richtig geliebt hat, Beziehungsarbeit nicht kennt und emotionale Konflikte meidet.
Wir haben viel daran gearbeitet und waren dabei, unsere Schwieigkeiten aus dem Weg zu räumen, uns wieder eine sichere Basis zu erarbeiten. Da kam am Wochenende die Nachricht eines seiner Kinder per SMS, dass die Familie ja nun das erste Mal zu einem Urlaub ohne ihn aufgebrochen sei, dass man sehr geweint habe und dass die Kinder nun verstanden hätten, dass ihr Vater sie gegen eine neue Familie und neue Kinder eingetauscht hätte. Das hätten sie akzeptiert, wünschten ihm alles Gute und wollten ihn nie wieder sehen.
Für meinen Freund brach die Welt zusammen, seitdem läuft er innerlich Amok. Die Nachricht kam am Samstag, gestern Abend hat er mich verlassen. Um sein Leben einfacher zu machen, um die innere Mitte wiederzufinden und in der Hoffnung, dass seine Kinder, die er über alles liebt, wieder mit ihm reden. Niemals habe ich versucht, meinen Kindern ihren Vater wegzunehmen, niemals wollten wir seine Kinder durch meine ersetzen, seine Kinder haben sich einfach der neuen Situation und deren Möglichkeiten verweigert. Er war zu schwach, um das auszuhalten. Er fährt jetzt zu ihnen, redet mit ihnen in deren Urlaub. Die Nochfrau (und vielleicht Baldwiederfrau - wer weiß das schon?) unterstützt ihn. Er sagte, er liebe mich, aber es überfordere ihn, mit sich nicht im Reinen zu sein, seine Kinder zu verlieren und an unserer Beziehung zu arbeiten. Einen Tod müsse man sterben.
Tja, das bin dann wohl ich.
Zurück bleibe ich mit meinen Kindern. Die große Liebe verloren - denn, obwohl das gestern eine Kurzschlusshandlung war, wird er eine einmal getroffene Entscheidung nie wieder revidieren - meinen Kindern muss ich das noch sagen. Jetzt bin ich fix und fertig und total ratlos. Wir hatten die grosse Liebe, haben uns über alle Hürden hinweg gesetzt und jetzt das. Ich fühle gerade nichts, erschlagen von der Größe des Ereignisses. Kann nicht zur Arbeit, dort würde ich ihn sehen. Der gemeinsame Urlaub mit meinen Kinder nächste Woche? Geplatzt. Was mache ich jetzt nur? Gekämpft und doch verloren.