sioned_11946000Die andere Seite von lib
ZEIT
In der Glut der Sonne, auf aufgerissener
blutroter Erde - drehen sie, mit
schmerzverzerrten Gesichtern, die Räder
der Mühlen am Horizont.
Der Himmel in Fetzen zerrissen, das halbe
Licht so tot, wie die Blüte einer einst so
stolzen Orchidee - erloschen und gestorben,
geteert mit Blut, das ganze Leben abgestellt,
wie ein Zug auf einem Abstellgleis - das
Begräbnis der Sonne; Wunden heilen nicht,
sind offene Gräber, die die Wahrheit sprechen.
Wartend auf verrottete Schiffe aus einer
gefangenen Zeit - auf dem Deck Leprakranke
Sklaven, nach Seelenkröten suchend, die mit
letzter Kraft versuchen, den Mond einzufangen,
der jetzt wie eine Qualle in morschen Bäumen
mit den Ästen verflochten ist, während die
Dunkelheit ihre Macht ausspielt und ihn
langsam tötet.
Das Fleisch der Krächzenden ist schwarz und
feucht, das Atmen eine Tortur. Die Vernunft hat
sich rar gemacht, die Zeit ist ein gefräßiges Tier,
kennt keinerlei Erbarmen. (lib)
LG.,
lib