Hallo liebe Community,
hier mal wieder eine Frage von einem Mann, der nicht einschätzen kann, was in seiner Beziehung / Ehe gerade passiert und worauf das hinausläuft…
Bisschen Hintergrund:
- Meine Frau und sich sind Mitte 30 und 4 Jahre auseinander
- Wir sind seit fast 10 Jahren verheiratet, vorher waren wir bereits seit drei Jahren in unserer Bezieung.
- Wir haben eine Tochter im Grundschulalter.
- Wir hatten anfangs eine Fernbeziehung über 600 km, dann ist meine Frau zu mir gezogen.
- Es ist für uns beide die erste langfristige Beziehung, wir waren damals beide eher von der schüchternen Sorte. Wir haben auch beide vor unserer Beziehung keine großen sexuellen Erfahrungen (jeder einen weiteren Partner), also jeder nur Sex mit insgesamt 2 Partnern.
- Ich hab in den letzten 5 Jahren immer wieder psychosomatische Symptome, die mich sehr belastet haben und dazu geführt haben, dass ich mich oft zurück ggezogen habe und mich z.B. hinter Bildschirmen (Handy etc.) „versteckt“ habe, wobei ich dabei nie mit anderen geschrieben habe, sondern meistens Nachrichten etc. gelesen habe.
- Ich selber bin jemand, der sich selber sehr unter Druck setzt und der sich für die Sicherheit seiner Familie (v.a. finanziell) und die Zufriedenheit seiner Partnerin (weil sie ja wegen mir so viel aufgegeben hat) verantwortlich fühlt.
Wir hatten und haben immer wieder Beziehungsprobleme und eingefahrene Muster.
Die zentralen Themen, über die wir meistens gestritten haben:
- Gefühl von zu wenig Aufmerksamkeit (durch mich ihr gegenüber), auch zu wenig Emotion („Du wärst nie eifersüchtig auf mich!“)
- Zu wenig Sex (ca. 1x pro Woche, sie wollte mehr)
- Unzufriedenheit ihrerseits mit der Umgebung hier (Ihre Familie ist weit weg, sie wird mit den Leuten nur bedingt warm etc.)
- Unzufriedenheit meinerseits mit ihrem Verhalten mir gegenüber (Sie kann schnell verletzend werden im Streit und ich
Ich habe auch wirklich lange emotional abgeschottet, mich hinter meinen Schmerzen und Symptomen vergraben und meine Frau emotional nicht an mich rangelassen.
So, dann kam der Lockdown, gerade auch als meine Frau begonnen hatte, sich mehr nach außen zu öffnen, mehr alleine mit Freundinnen weg zu gehen, auch mehr Sport zu machen. Und wir sind nun seit über einem Jahr hier zusammen eingesperrt, ich hauptsächlich im HomeOffice, sie mittlerweile mit dem Homeschooling beschäftigt. Und die Probleme wurden immer schlimmer.
Sie hat sich dann online auf einer Plattform angemeldet, auf der sie jetzt sehr viel Zeit verbringt und neue Leute kennen gelernt hat, mit denen sie auch mal flirtet und sich (wie sie sagt) „Selbstvertrauen holt“. Sie war es bislang auch nicht gewohnt, dass andere Männer sie attraktiv finden (was ich nicht verstehen kann, denn ich finde sie schon immer attraktiv.
Sie hat dann auch mit einem der Leute dort begonnen, intimer zu schreiben und mir auch gesagt, dass sie gerne unsere Beziehung offener haben möchte. Ich muss dazu sagen, dass ich das vor zwei Jahren selber mal vorgeschlagen hatte, da war sie damals total empört und völlig entsetzt. Damit war das Thema für mich vom Tisch.
Irgendwann bin ich dann für eine Woche zu meinen Eltern, um uns Abstand zu gewinnen. Dabei haben wir aber schnell gemerkt, wie sehr wir uns vermissen und ich bin nach 4 Tagen wieder gekommen.
Seit dem ist alles komplett verdreht… Ich habe meine Emotionen wieder stärker zugelassen, habe geheult, gespürt wie viel meine Frau und meine Familie mir bedeuten
Der Sex ist seit dem plötzlich viel freier und vor allem öfters, teilweise täglich, auch mal 2 mal am Tag. Ich genieße es, sie genießt es, wir probieren viel aus, wir sind total heiß aufeinander.
Ich bin aufmerksamer, höre ihr zu, wir lachen und scherzen, sind wie frisch verliebt manchmal, auch das Kind spürt, dass Mama und Papa sich wieder besser verstehen.
Alles gut würde man also meinen… Aber leider stehen da ein paar Elefanten im Raum:
1. Meine Frau ist im Moment ständig am Handy, abends möchte sie lieber Abstand haben, „Jeder Zeit für sich“, d.h. ich gehe ins Büro und sie bleibt im Wohnzimmer.
2. Ich bin plötzlich derjenige mit der Eifersucht (das war früher andersrum), fühle mich schnell vernachlässigt, hab Verlustängste. Das ist die andere Seite des „Gefühle zulassen“.
3. Wenn wir zusammen sind, d.h. z.B. im Schlafzimmer oder auf dem Sofa, hat sie immer das Handy in der Hand, schreibt, schickt und empfängt Sprachnachrichten, selbst wenn wir miteinander reden oder kuscheln. Spreche ich sie darauf an wird sie patzig, meint ich solle mich nicht kindisch verhalten und ihr nicht vorschreiben, wo und wann sie ihr Handy nutzen dürfe. Und mich hätte es früher auch nicht interessiert, wenn sie sich beschwert hat, dass ich zu viel am Handy bin.
4. Ihre Online-Community ist aber für mich tabu, ich war kurz mit dabei, dann war ich zu eifersüchtig angesichts ihrer offenen Kommunikation dort, dann bin ich wieder raus. Sie erzählt mir ab und zu, was da los ist, aber ansonsten weiß ich von dieser Welt nix.
5. Und sie möchte weiterhin die offene Beziehung. Dabei hat sie ganz konkrete Vorstellungen:
o Feste Affären, keine ONS
o Die Affäre soll nicht nur Sex sein, sondern sie braucht da eine Vertrauensbasis, damit sie sich dort öffnen kann. Eher eine „Freundschaft +“
o Ihr schwebt eine Art „Fluchtpunkt“ vor, jemanden, wo sie mal ein Wochenende weg kann.
o Der andere soll davon nichts wissen, also nur, dass man weg ist und vielleicht noch wo (örtlich), aber was dort passiert soll nicht thematisiert werden.
o Sie meint, das wäre für sie emotional trennbar, ich wäre weiterhin ihre große Liebe, ihre Basis, der „Mann zu dem sie immer wieder heim kommt“. Der „Andere“ wäre dabei eher so eine Art „Kumpel mit Sex-Option“.
6. Und sie deutet auch an, dass es für sie ggf. auch ein Trennungsgrund wäre, wenn das mit der Affäre nicht klappen würde. Trennung heißt dann aber auch, dass sie ggf. mit dem Kind wieder in ihre Heimat geht.
Ich bin tatsächlich total überfordert im Moment. Ich kann diese Gesamtsituation nicht einschätzen.
Und ich habe ein total ungutes Gefühl bei diesem Thema „offene Beziehung“ bzw. „Freundschaft plus“. Das fühlt sich an, als ob meine Frau nicht nur Sex sucht, sondern einen „zweiten Mann“, der neben mir auch eine tiefe Vertrauensbasis mit ihr erreichen kann bzw. soll…
Jetzt doch sehr viel Text, das war so nicht geplant. Falls ihr bis hierher gelesen habt schon mal vielen Dank.
Und jetzt zu meiner Frage: Was ist hier los? Was will meine Frau? Schätze ich das falsch ein wenn ich Angst habe, dass das unsere Beziehung gefährdet? Übertreibe ich, wenn ich wegen dem Handy mich schlecht und ausgeschlossen fühle? Bin ich kindisch? Warum ist meine Frau plötzlich so rigoros, obwohl jetzt doch zwischen uns beiden jetzt alles so ist, wie sie es sich immer gewünscht hat?
Vielen Dank fürs lesen und ggf. auch antworten.
Ein verwirrter und emotional sehr gestresster Ehemann und Vater