Was ich beschreibe
ist die unglaublich und unbeschreiblich bittere Erfahrung, jemanden daran zerbrechen zu sehen, dass er aus Liebe mehr gab, als er hätte geben können und dürfen. Ich habe das, den Mächten sei Dank, nie selbst, aber sehr oft im Bekanntenkreis erlebt. Ach so edle Motive, den Partner wegen einer Krankheit nie "im Stich zu lassen" - und dann wie beide brutal schmerzhaft an dieser Entscheidung Stückchen für Stückchen für Stückchen zerbrochen sind. So etwas wünscht man dem ärgsten Feinde nicht - und es ist etwas, was auch nur "aus Liebe" geht. Mit Druck wäre jeder vorher ausgestiegen, bevor es zu spät war. "Aus Liebe" konnten sie nicht. Bei Krankheiten des Partners ist das leider alles andere als ein Einzelfall, es kommt so schmerzhaft oft vor.
Mit einem kranken Menschen zusammen zu leben ist etwas, was nicht jeder schaffen kann und nicht jeder schaffen sollte. Punkt.
Ja, ich finde, da "davon zu laufen" ist die wesentlich bessere Lösung, wenn man nicht der Typ ist, der damit klar kommt und klar kommen möchte.
Ich führe auch eine Beziehung - mein Mann ist nicht davon gelaufen, obwohl es für ihn auch eine riesen Belastung ist - weil er der Mensch ist, der die Persönlichkeit, den Charakter, das emotionale Profil dafür hat, dass es geht und er sich entschieden hat, diesen Weg mit mir gehen zu wollen - und ich ständig meinen Teil dazu tue. Aber ich würde, gerade als selbst Betroffene, nie, nie wieder jemandem einen Vorwurf daraus machen, dass er / sie sagt "nein, das ist nichts für mich" - die sind mir lieber, als die, die sich noch nicht einmal fragen, ob sie das auch schaffen, weil sie den Partner "nie im Stich lassen würden".
An Schwierigkeiten wachsen?
Hey, wenn ich einen tollen Job habe - 600km entfernt. Fein. Dann habe ich entweder einen Partner, der auch Kosmopolit ist - dann ist alles schick. Oder ich habe einen, der es schade fände, seine Heimat und seinen Bekanntenkreis zu verlassen, es für mich aber tun würde. - dann ist es möglich. Oder ich habe einen Partner, der seinen eigenen Traumjob für meinen *möglichen* Traumjob in sonstwo aufgeben müsste - und dann hört für mich das, was man "aus Liebe" tun sollte, aber ganz dick auf. Oder ich habe einen Partner, dem die eigene Familie sehr wichtig ist - nun, die würde dem die nächsten 20 Jahre noch fehlen und es würde die nächsten 20 Jahre ihn noch schmerzen, dass er mir "zu Liebe" von ihnen wegzog - das schafft eine offene Wunde in der Beziehung - das soll man toll finden? Nein. Finde ich nicht.
Ich habe meinem Mann geschworen, in guten und in schlechten Zeiten an seiner Seite zu sein - und das ist für mich in jeder Hinsicht bindend.
Aber wir haben uns vorher überlegt, ob wir auch so weit zusammen passen, dass das auch möglich ist.
Anderes Beispiel: was ist, wenn ich beichten müsste, dass mein Bruder im Gefängnis ist? - nun mal die negativen Möglichkeiten: er geht irgendwie davon aus, dass das sagt, dass auch ich kriminelle Züge habe - ok, dann ist es wohl kein Verlust, wenn die Beziehung zerbricht. Aber was, wenn er einfach nicht der Typ ist, dem das, was andere sagen, egal sein kann? Wenn ihn die zu erwartenden Kommentare der Familie, von Bekannten oder sonstwen verletzen würden? Wer bin ich denn, dass ich sagen dürfte: wachse an den Schweirigkeiten, trag einfach die Nase höher und mach, dass Dir das egal ist oder tu wenigstens so, als würde es Dich nicht verletzen?
Das ist keine Liebe, sondern Irrsinn.
Ich habe mich schon in einige Menschen verliebt, mit denen eine Beziehung nicht möglich gewesen wäre - und ich habe genug über Beziehungen gelernt, dass ich weiss, dass das nur gehen kann, wenn beide glücklich sind und NIEMALS über längere Zeit, wenn der eine für den anderen nur "erträgt", was dafür nötig wäre.