Fragen, die ich noch dazu hätte...
1. Hattest du ein ähnliches Problem schon mal mit 'nem anderen Partner?
2. War seine letzte Beziehung gänzlich abgeschlossen und verdaut, als ihr zusammengekommen seid?
3.Kapiert er, was genau an dieser Egal-Haltung für dich so problematisch ist?
4.Wie ist sein Verhältnis zu seinen Eltern?
5.Kann er sich streiten, bzw. habt ihr je um etwas gestritten (ohne dass dir schlicht aufgrund seines "egal" der Kragen geplatzt ist) ?
6. Löst er auch andere Schwierigkeiten eher "passiv", also durch Rückzug, Depression,Substanzgebrauch, Vermeidung, Aufschieben o.ä.?
...Musst du nicht hier beantworten- das kam mir nur beim Durchlesen deines Threads in den Sinn und fehlt mir, um mir ein klares Bild der Gesamtlage zu verschaffen.
Was du beschreibst, ist ein Beziehungsproblem, was "nett" daherkommt, aber massiv schwierig werden kann- weils nämlich langfristig dazu führt, dass du die Beziehung mit dir allein führst, weil dein Freund sich in seinen Bedürfnissen, Wünschen, Zielen usw. gar nicht zeigt.
Das ist auf die Dauer extrem anstrengend und frustrierend für jemanden, der sich eigentlich eine ausgewogene und gleichberechtigte Partnerschaft wünscht- und nicht so leicht "hinzukriegen". Wenn dein Freund nämlich gar kein Gespür dafür hat, dass seine passive Haltung problematisch ist, ist es ziemlich egal, was du tust- er wird mit "mehr desselben" reagieren.
Sprich: Machst du Zoff deswegen, wird er das Gefühl haben, dich noch mehr zufrieden machen zu müssen, indem er sich weiter anpasst; lässt du ihn einfach so sein, wird er glauben, dass alles in bester Ordnung ist, solang' du das Zepter in der Hand hast.
Leute, die so sind, haben oft früh mitbekommen, dass sie nur dann akzeptiert werden, wenn sie sich nach den Bedürfnissen anderer richten und dass Konflikte schädlich sind und zu Beziehungsabbrüchen führen. Die handeln aus Verlustangst so- nicht etwa, weil ihnen tatsächlich alles egal ist, wobei viele tatsächlich wenig Gespür für ihre eigenen Wünsche haben bzw. sie ihnen jederzeit weniger "wichtig" als Frieden und Harmonie erscheinen. Oft gibt's biographische Hintergründe- Aufwachsen als Scheidungskind, eigene heftige Trennungen oder Lebensereignisse, die den Selbstwert massiv lädiert haben.
Was du probieren kannst- deinem Freund vermitteln, dass du dir eine lebendige Beziehung wünschst, in der die Richtung gemeinsam ausgehandelt wird- und gern bereit bist, dafür auch mal zurückzustecken, weil du ihn wirklich schätzt. Und ihn konsequent Dinge entscheiden lassen- auch wenns ne halbe Stunde dauert und du derweil fünfmal wiederholen musst, dass DEIN Wunsch ist, dass ER nach seinen Wünschen handelt.
Ob's reicht, weiß ich nicht- so viel Harmoniebedürfnis kann einen ziemlich rasend machen, wenn man selber kein Diskussionsproblem hat- ich sprech' da aus Erfahrung ;-) .
In dem Fall wäre es gut, wenn er sich mal selber anguckt, wo das eigentlich herrührt- am besten im Rahmen einer Therapie.
Und zu dir- "schuld" daran biste sicher nicht. Du bist vermutlich schlicht diejenige von euch beiden, die den tonangebenden Part besser kann.
Wenn dir das andauernd in Beziehungen passiert, bist du allerdings entweder ziemlich dominant, oder aber du kannst eigentlich gar nicht so gut Grenzen setzen und suchst dir deshalb eher Partner, bei denen du das erst gar nicht musst...