Hallo,
Ich habe im September letzten Jahres über eine gemeinsame Freundin einen Mann kennengelernt. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und er hat mich gleich nach einem Date gefragt. Es war ein voller Erfolg. Wir haben stundenlang miteinander geredet und gelacht und es war so wundervoll zu spüren, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben, wo wir doch charakterlich sehr verschieden sind. Was soll ich sagen -- er hat mein Herz an diesem Tag im Sturm erobert. Das kannte ich vorher gar nicht bei mir. Es ging - für meine Verhältnisse - sehr schnell. Bei unserem zweiten Date küssten wir uns zum ersten Mal und ab da trafen wir uns beinahe jeden Tag. Nach ein paar Wochen schliefen wir das erste Mal miteinander.
Ab da war er dann bis Weihnachten auf einem Lehrgang - viele Kilometer entfernt, sodass wir uns nur noch selten sehen konnten. Aber die gemeinsame, wenn auch kurze Zeit, in der wir uns sehen konnten, war sehr intensiv zwischen uns.
Anfang Januar sollte er eine Rückmeldung für seine Bewerbung auf eine Referendariatsstelle als Lehrer bekommen. Die Prognose war laut Kultusministerium sehr düster und ab da veränderte er sich irgendwie. Wir sahen uns weiterhin selten, obwohl er wieder in der Stadt war und als ich ihn darauf ansprach meinte er, er sei gerade sehr mit sich selbst beschäftigt, weil er nicht wisse, wie sein Leben weiter verlaufen soll, wenn er diese Stelle nicht bekommen sollte und sein 2. Staatsexamen nicht machen könne ... Er musste sich erst mal einen Plan B zusammenstellen und der hätte bedeutet, dass er die Stadt und wahrscheinlich auch Deutschland verlassen hätte. Er meinte zu mir, dass er Verständnis dafür hätte, wenn ich langsam klare Verhältnisse und Verbindlichkeit zwischen uns wöllte, dass eine feste Beziehung von Anfang an auch seine Absicht gewesen sei, aber dass es im Moment sehr schwierig für ihn sei, dass er mir unter den jetzigen Umständen keine Verbindlichkeit und Kontinuität bieten könne, obwohl ich ihm sehr viel bedeuten würde. Natürlich hat mich das traurig gemacht, aber ich konnte es auch völlig verstehen.
Und dann geschah das kleine Wunder, dass er im Februar doch wenigstens im gleichen Bundesland einen Referendariatsplatz bekam und nun doch alles wie geplant ablaufen kann. Wir wohnen jetzt 70km voneinander entfernt, aber ich dachte, dass man das hinbekommen könnte, zumal ich kostenlos mit der Bahn fahren kann und er auch am Wochenende immer hier ist.
Aber er will, trotzdem wieder alles nach Plan läuft, sich irgendwie nicht verbindlich für mich entscheiden. Er ist manchmal so kühl und distanziert, hält mich plötzlich auf Abstand. Mein Gedanke war sofort, dass er vielleicht das Interesse an mir verloren hat. Aber dann gibt es wieder Momente, in denen er großes Interesse an mir zeigt und wirklich da ist, wenn ich ihn brauche - das überrascht mich oft, weil ich es gar nicht erwarte. Er sagt auch, dass er sich bewusst ist, dass er es mir gerade nicht besonders leicht macht.
Ich weiß weder, wie ich das Ganze zu verstehen habe, noch wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.
Ich liebe ihn!! Und ich will mit ihm zusammen sein. Aber mit seinem unerklärlichen Verhalten in der letzten Zeit stößt er mich so oft vor den Kopf und er scheint auch nicht vorzuhaben, mir zu erklären, was los ist. Wenn ich nachfrage (das mache ich aber nicht oft, sondern lasse es meist wortlos geschehen), dann kommen irgendwelche fadenscheinigen Erklärungen, die sicherlich nicht der wahre Grund sind. Das ist alles so komisch, weil ich ihn als grundehrlichen und sehr direkten Menschen kennengelernt habe, der Wahrheiten aussprechen kann. Das bestätigen mir all seine Freunde und sind selbst verwundert. Und alle glauben, dass er es mir unmissverständlich klarmachen würde, wenn er kein Interesse mehr an mir hätte.
Ich will ihn nicht unter Druck setzen und die hysterische Zicke spielen. Das liegt mir fern. Wenn er noch Zeit braucht, dann soll er sie haben. Aber diese Unsicherheit macht mich fertig. Ich liege manchmal nächtelang wach und bin nur am Heulen, weil ich ihn so vermisse und einfach mal Klarheit haben will, was da los ist. Ich habe mal sehr schlechte Erfahrungen gemacht, bin 2 Jahre lang von einem Typen hingehalten und am Ende ziemlich unsanft abgeschossen worden. Ich war halt der Lückenbüßer, bis er was besseres gefunden hatte. Ich will nicht, dass das nochmal passiert, aber ich habe gerade echt ein Déjà-vu und hab wahnsinnige Angst, dass mir noch einmal so das Herz gebrochen wird.
Was soll ich tun? Ich will ihn nicht nerven oder ihn mit meiner dramatischen Geschichte ein schlechtes Gewissen machen. Aber ich will auch nicht verarscht werden im Moment fühle ich mich irgendwie wie sein heimliches Betthäschen, wobei ich auch erst mal körperlich auf Abstand gegangen bin.