Hey,
ich hoffe jemand kann mir weiterhelfen. Mein Freund und ich sind seit fast 4 Jahren zusammen und auch vor einem knappen Jahr zusammengezogen. Tatsächlich habe ich mehrere Baustellen und ich weiß einfach nicht ob, und wenn ja wie, ich ihn darauf ansprechen soll.
Am Anfang unserer Beziehung war alles super (wie bei den meisten wahrscheinlich #rosaroteBrille), aber ab dem 3. Jahr wurde es irgendwie anders. Ich hab es damals auf die Ausbildung geschoben und den Prüfungsstress und dachte, sobald wir zusammenziehen, würde es sich wieder legen. Aber naja, ich glaube ich fange einfach mal an irgendwie zu erklären was genau für Baustellen vorliegen (Ich entschuldige mich jetzt schon mal, da diese Nachricht wahrscheinlich sehr lang werden wird):
1. Zärtlichkeit und Leidenschaft wurden mit der Zeit immer weniger. Hierzu muss ich aber sagen, dass ich ihn während meiner Prüfungszeit ziemlich auf Abstand gehalten habe was Sex angeht. Ich hatte einfach keinen Kopf dazu. Da kann ich natürlich verstehen, dass es ihm mit der Zeit ziemlich danach verlangt hat und das hab ich auch "zu spüren bekommen" (nicht im negativen Sinne). Er hat es zwar weitestgehend akzeptiert, aber dennoch immer mal ein paar Versuche gestartet. In den ersten beiden Jahren war er viel gefühlvoller was Berührungen und Küsse anging, besonders wenn es um Sex ging (ich gehöre zu den Frauen, die in der Regel ein langes Vorspiel genießen). Aber seit meiner Prüfungszeit hab ich das Gefühl er ist total „ausgehungert“ (was ich wie gesagt auch ein wenig verstehen kann). Er grabscht nur noch und will schnell zur Sache kommen. Es wird danach auch nicht mehr gekuschelt oder sonstiges. Ich dachte ja das würde sich wieder legen, aber er hat dieses Verhalten beibehalten. Mit der Zeit ging mir das auch ziemlich auf die Nerven und hab daher sämtliche Annäherungsversuche abgeblockt. Ich hab ihn auch mal darauf angesprochen, weil er schon angefangen hat „Witze“ darüber zu machen dass ich ja eh nicht mehr mit ihm schlafen will usw. Hab versucht ihm zu erklären was ich vermisse und was mich stört an seinem Verhalten, allerdings hab ich das Gefühl dass er das irgendwie nicht so wirklich ernst genommen hat.
Da sich in der Hinsicht nicht viel getan hat, ist es nun immer noch so dass ich die meisten seiner Annäherungsversuche abblocke, weil ich befürchte dass es dann jedes Mal im Bett endet.
2. Ich finde ihn seit einer Weile nicht mehr attraktiv. Er war, genau so wie ich, in seiner Kindheit und Jungendzeit übergewichtig. Seither hat er einiges abgenommen und sah auch wirklich super aus wo wir uns kennengelernt haben. Ich für meinen Teil stehe nicht auf super muskulöse Typen, aber auch nicht auf „Spargeltarzane“. Was dazwischen ist mir völlig ausreichend und ich mag es sogar wenn Männer einen kleinen Bierbauch haben (wer schon mal mit so einem Typ Mann gekuschelt hat, weiß was ich meine). Allerdings hat ihn dieses Bäuchlein immer gestört und er versucht dementsprechend mit Sport und gesunder Ernährung gegen zu wirken. Ich hab ja auch prinzipiell nichts dagegen, im Gegenteil. Aber im Moment übertreibt er es einfach. Er hat wirklich nochmal einige Kilos verloren, seine Hosen passen ihm nicht mehr und er gleicht mittlerweile immer mehr einem „Spargel“. Es ist nicht so, dass er nicht essen würde. Im Gegenteil. Aber ich schätze mal durch den Sport ist sein Stoffwechsel so krass angekurbelt, dass er - egal wie viel er isst - einfach nicht mehr zunimmt. Zudem isst er andauernd diesen High-Protein-Kram. Ich bin gelernte MTA und weiß, dass es mit der Zeit gefährlich werden kann wenn man zu viele Proteine aufnimmt die der Körper eigentlich nicht braucht. Aber da stoße ich auf taube Ohren. Auf jeden Fall bin ich nicht die einzige, die ihn mittlerweile zu dünn findet. Sowohl seine als auch meine Familie sind da ähnlicher Meinung, jedoch scheint ihn das nicht zu stören.
3. Wir unternehmen kaum noch was zusammen und hängen eigentlich größtenteils in der Wohnung rum. Herzlich Willkommen in der Alltagsspirale, würde ich sagen. Ich schaue ja schon immer mal ob man am WE mal irgendwo hingehen könnte, einfach damit wir mal rauskommen und mal wieder was anderes sehen und erleben. Aber meistens hat er da - aus welchem Grund auch immer - keinen Bock. Da kommen dann so Aussagen wie: „Wegen den paar Stunden willst du bis dahin fahren?“. Ich meine, klar müssen irgendwann auch mal der Haushalt und andere Dinge erledigt werden und man möchte sich nach einer anstrengenden Arbeitswoche vielleicht auch einfach nur mal auf die Couch schmeißen und nichts machen. Aber das Leben besteht doch nicht nur aus Arbeiten und Haushalt schmeißen und man kann sich meiner Meinung nach auch anderweitig erholen als nur auf dem Sofa zu liegen.
Alles in allem, stell ich mir auch manchmal die Frage ob ich ihn überhaupt noch aufrichtig liebe. Unsere Beziehung ist irgendwie stehen geblieben, eingeschlafen… Ich wünsche mir wieder mehr Leidenschaft und Emotionen. Und so langsam komme ich an einen Punkt -der mir auch ziemliche Angst bereitet- wo ich mir vorstellen (wenn nicht sogar wünschen würde), dass mir z.B. durch Zufall eine Person über den Weg läuft mit der das alles mit einmal wieder möglich ist. Aber ich möchte fast 4 Jahre Beziehung auch nicht einfach über den Haufen werfen. Wir hatten sogar daran gedacht eine Familie zu gründen, sobald ich die ersten Jahre gearbeitet habe. Aber irgendwie kann ich mir das immer weniger vorstellen…
Ich weiß nicht was ich tun soll. Gibt es vielleicht jemanden, dem es auch schon mal so ging oder der gerade im Moment in einer ähnlichen Situation steckt wie ich?
Ich bedanke mich schon mal herzlichst fürs durchlesen.