So veschieden wie die Menschen,
so unterscheiden sich auch ihre Vorstellungen von Liebe und Leben.
Du schreibst:
1. Liebe muss sich nicht entwickeln - sie ist einfach da
Bei mir hat sie sich stets erst entwickelt.
Ich empfinde nichts für Männer, die ich nicht näher kenne. Also muß ich in nähere Beziehung zu ihnen treten, um sie kennen- und somit auch lieben zu leren.
2. VER-lieben ist, im Gegensatz zur Liebe, ein temporärer Zustand von "geistiger Verwirrung".
Sehe ich auch so.
Aber Liebe währt auch nicht immer ewig.
Es ist ein Gefühl, das aufkommen und ebensogut wieder abflauen kann. Niemand kann wissen, ob er in 30, 40 Jahren den Menschen, den er heute liebt, immer noch lieben wird. Diesen Menschen wird es bis dahin nämlich so gar nicht mehr geben. Menschen entwickeln sich, sie durchlaufen Lebensstadien. Manchmal entwickeln sie sich gemeinsam, manchmal auch auseinander. Auf jeden Fall ist es der Liebe nicht immer möglich, da mitzuhalten. Die hohen Scheidungszahlen beweisen, daß es eher eine Ausnahme ist, wenn sie NICHT auf der Strecke bleibt.
3. Eine von Liebe erfüllte Partnerschaft wächst nicht mehr zusammen
s.o.
4. Den den man liebt, kann man einfach gehen lassen, ohne Angst zu haben, dass man ihn dadurch verlieren könnte.
Für eine gewisse Zeit stimmt das durchaus, ja. Aber wer mal jahrelang mit Leuten zu tun hatte, die regelmäßig von ihren Lebenspartnern weggehen (Soldaten, Seeleute, etc.), der weiß, daß die Angst auf Dauer durchaus berechtigt ist. Ich war mal eine Zeitlang auf einer ausländischen Baustelle tätig. KEINER der dort tätigen Ehemänner ist seiner Angetrauten daheim treu geblieben.
5. Sex und Liebe können zwar als zusammengehörig angesehen werden.
...
Sex ist ein körperlicher Aspekt, Liebe findet auf anderer Ebene statt. Beides ist nicht voneinander abhängig oder eines als Voraussetzung für das andere notwendig.
Sex ist eine von vielen Möglichkeiten, Liebe auszudrücken. Daher wird sexuelle Untreue auch als Betrug an der Liebe gesehen. Selbst wenn es sich um Sex handelt, der nicht stattfand, um Liebe auszudrücken, sondern lediglich der Triebstillung diente.
6. Was hat die "guter Ehemann" Komponente denn überhaupt mit der Liebe zu tun?
Worte der Liebe sind eine, Taten eine andere Sache. Ewige Liebe drückt sich dadurch aus, daß die Liebenden entsprechend lange zusammenbleiben. Verlorengegangene Liebe drückt sich in Trennungen aus. Schätze, vermutlich deshalb dient die Langjährigkeit bei Ehen bzw. Lebenspartnerschaften als Gradmesser für die Dauer der Liebe, auch wenn das nicht immer zutreffend ist. Schließlich gibt es auch rein praktische Gründe, eine Partnerschaft aufrechtzuerhalten.
Abschließend schreibst Du noch:
Liebe kennt keine Grenzen, keine Erwartungen, keine Zwänge, keine Zeit und vor allen Dingen keine Angst.
Ich denke, wer liebt, stellt zumindest eine Erwartung: Wiedergeliebt zu werden. Ansonsten bliebe die Liebe ja unerfüllt. Und das würde auf Dauer ihren Tod bedeuten.
Dann schreibst Du noch:
So seh ich das jedenfalls...
(aber das darf natürlich jeder für sich selber entscheiden, ich will ja niemanden bekehren!)
Dem kann ich mich nur anschließen.