Bin zwar keine Frau, kann Dir aber aus eigener Erfahrung sagen: die große Kunst in solche einer Situation ist, sich nicht verrückt zu machen. Vom Gedankenkarussel abzuspringen, denn Du kannst so viel grübeln und nachdenken wie Du willst - Du wirst nicht in ihren Kopf schauen können. Und nur dort sind die Antworten zu finden.
Es lässt sich leider nicht sagen, was sie gerade beschäftigt, ob Du da überhaupt eine Rolle spielst und falls ja, welche. Wenn sie Dir sagt, sie benötigt Ruhe, dann muss das nicht heißen "Ruhe vor dir". Meine Freundin hat nach wie vor noch solche Momente, in denen sie einfach mal selbst klarkommen muss. Das akzeptiere ich und anschließend kommt sie immer auf mich zu und erzählt von alleine, was los war. Würde ich hingegen auf sie eindringen, würde sie zumachen und sich noch mehr entfernen. Manche Menschen, insbesondere sehr sensible Menschen, brauche diese Rückzugsmöglichkeiten. Das ist nichts, was man ändern kann und auch gar nicht soll. Das ist quasi ein Naturgesetz, so wie man auch nicht verhindern kann, dass es Ebbe und Flut gibt. Wenn sie in therapheutischer Behandlung ist, hat sie ihre Themen, die sie aufarbeiten muss. Beziehe das nicht auf Dich! Wenn Du das persönlich nimmst und vielleicht sogar versuchst, sie davon zu überzeugen, dass Du ihr doch helfen möchtest, dann bewirkst Du genau das Gegenteil. Wenn sie Deine Hilfe möchte, wird sie sich an Dich wenden. Sofern sie Dir vertraut. Du kannst ihr also vermitteln "hey, ist ok, komm zur Ruhe, ich sende Dir ganz viele positive Gedanken und wenn was ist, bin ich gerne für ich da, ich verstehe aber auch, dass man sich manchmal auch einfach einigeln muss, Du machst das schon richtig" oder was auch immer. Wenn Du ihr schreibst "melde Dich, wenn es Dir besser geht" interpretierst Du, dass es ihr schlecht geht (das weisst Du nicht, denn sie hat nichts dahingehend gesagt). Außerdem ist es nicht so wahnsinnig geschickt, weil es vermitteln könnte, dass sie sich nicht melden soll, wenn es ihr nicht gut geht. Das hast Du sicher so nicht gemeint, aber das ist halt das Problem mit Textnachrichten. Das führt schnell zu Missverständnissen.
Das Dilemma bei der ganzen Geschichte: natürlich kann man nicht wissen, was wirklich Sache ist. Vielleicht zieht sie sich gerade auch bewusst von Dir zurück, möglich. Aber wie gesagt, alles Grübeln und sich sorgen führt zu nichts. Ich weiß, das ist Dir sicher selbst bewusst. Ich würde Dir raten, zwinge Dich zu etwas mehr Gelassenheit. Konzentriere Dich auf das Positive (da ist eine tolle Frau, die auf jeden Fall Interesse an Dir hat, ihr versteht euch super usw.) und nicht auf das vermeintlich Negative. Sei Dir bewusst, dass der Ausgang offen ist, aber bleib trotzdem optimistisch und vor allem bei Dir. Sei Du selbst, verbiege Dich nicht. Kommuniziere offen und respektvoll, wenn Dich etwas beschäftigt, aber ohne Druck auszuüben. Ein schmaler Grat, ich weiß. Aber so wie Du es beschreibst, ist sie in einer Findungsphase und sich ihrer Gefühle eben überhaupt nicht sicher. Gib ihr Zeit. Und bleib selbst stabil, auch wenn das extrem schwer ist. Das Gute ist: die Zeit wird ganz automatisch zeigen, ob es mit euch passt. Wenn Du wirklich Du selbst bist, wirst Du Dir am Ende entweder sagen können:
Hey, cool, es hat gepasst, meine Geduld hat sich gelohnt.
Oder
Scheiße, es hat nicht gepasst, aber ich kann mir nichts vorwerfen, es sollte nicht sein und das aus gutem Grund.
Ich drücke die Daumen!