Du zählst...
... da ein paar Beispiele auf, die zeigen sollen, dass Männer zwar in vermeintlich "weibliche" Domänen vordringen, dafür aber nur Hohn und Spott ernten. Umgekehrt sollen Frauen es demzufolge leicht haben, alles zu machen, was Männer tun.
Allerdings könnte man auch weiter fragen, was passiert, wenn Frau in einem klassischerweise männlich dominierten Bereich vordringt. Das sieht nämlich nicht ganz so nach Friede, Freude, Eierkuchen aus, wie Du oben beschreibst!
Hier also ein paar Gegenbeispiele:
Die Frau, die beispielsweise eine Ausbildung auf dem Bau macht und erstmal von allen männlichen Kollegen nicht ernst genommen und gemobbt wird und deren körperliche Unterlegenheit bei jeder Gelegenheit hervorgehoben wird.
Die Frau, die nach der Geburt des Kindes relativ schnell wieder arbeitet und ihren Mann "zu Hause lässt" und "zwingt", ihren vermeintlich naturgegebenen Part als Hausfrau und Mutter zu übernehmen, weil sie unerhörterweise Karriere machen will.
Die Frau, die nach der Geburt schnell wieder arbeiten will und muss und im Bekanntenkreis nur Kopfschütteln erntet und offen oder insgeheim das Etikett "Rabenmutter" bekommt (welcher in Vollzeit arbeitende Vater bekommt das jemals zu hören?).
Die Frau, die sich nicht weiblich genug kleidet und schminkt und dafür verspottet wird als "Mannsweib" oder "Kampflesbe".
Frauen, die "männliche" Sportarten betreiben wie Fußball und sich dafür ständig rechtfertigen müssen oder zumindest erstaunte Blicke ernsten.
Die Frau, die gemeinsam mit ihrem Freund ihr Auto zur Reparatur bringt, aber die ganze Zeit über vom Mechaniker ignoriert wird, Antworten werden dem Freund gegeben, obwohl sie die Fragen gestellt hat.
Und nicht zuletzt Frauen, die sich generell schlicht und einfach um sich selbst kümmern können und nicht mehr dem Klischee von 1956 entsprechen, demzufolge also keinen Mann mehr brauchen, der ihnen den Wasserkasten reinträgt, ständig die Rechnung im Restaurant übernimmt, ein Loch in die Wand bohrt oder die Festplatte am Rechner wiederherstellt - das sind dann auch in den Augen vieler gleich wieder "Lesben" oder "Emanzen", die Reaktionen der Männer: von Erstaunen über mildes Amüsement bis hin zu vollkommener Ablehnung.
Von daher kann ich nicht wirklich sehen, dass Frauen es leichter hätten, althergebrachte Rollen zu verlassen. Es macht ihnen nur weniger als Männern etwas aus, wenn einer den Kopf über sie spottet und sie "Emanze" nennt. Ihre Weiblichkeit wird nicht in den Grundfesten erschüttert.
Die Männlichkeit der Herren hingegen lässt sich offenbar mit viel weniger Aufwand ins Wanken bringen. Während die Auszubildende auf dem Bau den Anfeindungen der männlichen Kollegen zum Trotz die Zähne zusammenbeißt, kriegt der Mann, der als "Weichei" bezeichnet wird, weil er Elternzeit nimmt, gleich die Riesenkrise und fühlt sich in seiner männlichen Ehre als "Ernährer und Familienoberhaupt" verletzt.
Um es mal polemisch auszudrücken...