Hallo,
"wenn mir klar ist das es nicht passt und ihm genauso klar ist dass es nicht passt, warum tut es trotzdem weh wenn man es ausspricht?"
Na weil das (Gefühls-)Leben nicht nur aus Fakten besteht, sondern auch aus Wünschen, Zielen, Träumen und Hoffnungen. Und wenn man datet, dann will man ja meistens nicht nur nen schönen Abend verbringen, sondern macht sich Hoffnungen auf mehr - Sex, Liebe, Beziehung. Diese Hoffnungen werden damit enttäuscht, zumindest was diese eine Person betrifft. Und man weiß ja nicht, wann man den nächsten aussichtsreichen Kandidaten kennenlernt. Auch wenn du eigentlich weißt, dass da irgendwann schon mal wieder jemand in dein Leben kommen wird, es fühlt sich in dem Moment nicht so an, weil's halt ein Rückschlag ist, ein Schritt in die "falsche" Richtung (zurück ins ungewollte Singledasein).
Die zweite Komponente ist wohl die, dass viele Leute einfach nicht gern andere Menschen enttäuschen oder (ganz allgemein) negative Gefühle in ihnen auslösen. Besonders wenn diese negativen Gefühle so direkt auf einen zurückfallen wie in so ner Zweiersituation. Ich mein, es ist was anderes, wenn ich beim Bäcker das letzte Croissant kaufe und ne halbe Stunde später kommt jemand, der auch sehr gerne ein Croissant haben wollte und jetzt wegen mir Pech hat, da sind die Gefühle nicht so durchschlagend, und im Normalfall krieg ichs ja nicht mal mit ;) Wenn ich jemandem persönlich einen Korb gebe, dann seh ich direkt seine Enttäuschung, und alles, was sonst noch an negativen Gefühlen dadurch in ihm ausgelöst wird.
"Einen Kob zu bekommen hat entweder mehr weh getan oder liegt einfach noch zu nah, auf jeden Fall kommt es mir jetzt schlimmer vor, obwohl ich tatsächlich vorhatte ihm auch einen Kob zu geben und das verwirrt mich. Wenn ich doch eh vorhatte mit ihm ehrlich zu sein, warum tut es so weh, wenn er mir zuvorkommt?"
Weil ein Korb immer ne persönliche Zurückweisung ist, ein "Du bist nicht gut genug" - auch wenn's nicht stimmt und einfach nur unterschiedliche Vorstellungen der Grund waren. Deshalb tut das immer weh, wenn man nicht grade ein super stabiles Ego hat, egal woher und von wem es kommt. Wahrscheinlich war deine Date-Bekanntschaft ja auch kein @rsch, sondern dir erstmal sympathisch, und dadurch ist dir seine Zurückweisung noch ein bisschen weniger egal.
"Und eine noch etwas andere Frage, mir wird oft empfohlen, jemandem nicht tatsächlich einen Korb zu geben sondern "es einfach auslaufen zu lassen" also Dates auch unbestimmt zu verschieben und nur noch sporadisch zu antworten bis der andere das Interesse verliert.
Das ist nicht meine Art, ich bin da lieber klar, aber ich überlege ob es wirklich Menschen gibt, denen das lieber ist?
Vielleicht weil man dann keinen Korb in die offenen Arme bekommt, sondern Stück für Stück eine Distanz aufbaut die (vielleicht) weniger schmerzhaft ist?
Allerdings würde das viel länger dauern und diese ganze Zeit beschäftigt das einen ja auch, also kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass das für irgendwen der bessere Weg ist, also warum sollte das der "nettere" Weg sein?"
Das ist ja dem Gekorbten gegenüber gar nicht "netter", sondern nur für einen bestimmten Typ Mensch angenehmer. Und zwar meiner Meinung nach für den egoistischen Typ Mensch, der negative Konsequenzen seines eigenen Handelns gern von sich wegschiebt und ungern Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Durch das Ghosten oder "Auslaufen-Lassen" wird man nicht direkt mit den negativen Gefühlen und Reaktionen (siehe oben) des anderen konfrontiert, für die man ja mit seinem Korb irgendwo verantwortlich ist - damit fällt das Verdrängen leichter, und man muss sich z.B. nicht fragen, ob man womöglich selbst falsche Hoffnungen geweckt hat.
lg
cefeu