daniel_12916908Lieber Hans,
vielen Dank für deinen Beitrag, kann mich nur anschließen. Ich denke auch, oft liegt der Ursprung der Probleme nicht am Konzept einer langjährigen Partnerschaft an sich, sondern an den unrealistischen Erwartungen an eine lange Beziehung.
Wenn man in diesem Forum so liest, hat man natürlich den Eindruck, Beziehungen gehen alle irgendwann kaputt und jede Partnerschaft, in der man nicht dauerhaft mit einer rosaroten Brille herumläuft und die Hormone verrückt spielen, ist ausgelutscht und nur noch eine Zweckbeziehung. Dinge wie gewachsene Vertrautheit, ein gemeinsam aufgebautes Leben, das Zusammenwachsen und auch jenseits der Verliebtheitsphase ein aufmerksames und achtsames Miteinander zu pflegen, schwierige Phasen gemeinsam zu meistern, werden vollkommen geringgeschätzt. Klar, all das hört sich vielleicht weniger spannend an, ist sicher auch mehr Arbeit, wird den Beteiligten aber oft mehr "Erfüllung" bringen, als das ständige Jagen nach dem Hormonkick und der danach oft folgende Absturz in die Realität, zumindest für viele Leute.
Kommt natürlich immer drauf an, was man erwartet und sicher gibt es Leute, für die ständig wechselnde Partnerschaften das bessere Konzept sind, weil sie sich nur binden können/wollen, solange die hormonelle Anziehungskraft sehr stark ist und mit den Enttäuschungen, die eine gesunde Bindung zu einem nahen Menschen unweigerlich mit sich bringt, nicht umgehen können.
Was mir aber oft auffällt, ist die Diskrepanz zwischen den Erwartungen und dem, was man dann letztendlich bereit ist zu leben. Da wird einerseits von der großen Liebe geträumt, von dem Partner, mit dem man ewig glücklich ist, andererseits ist jedes Problem schon ein Trennungsgrund und nach wenigen Jahren geht das Schielen nach dem nächsten, vermeintlich besseren Partner los. Oder es wird dem Verflossenen hinterhergeheult.
Ich kenne durchaus Paare, die seit langen Jahren zusammen sind und die ich als "glücklich" bezeichnen würde (wobei man natürlich nie weiß, wie es bei denen wirklich aussieht). Die haben auch ihre Schwierigkeiten, da ist wenig von der großen einzigartigen Liebe die Rede, sondern auch viel von Problemen, von Auseinandersetzungen, von Unterschieden. Vielleicht würden diese Beziehungen von anderen auch als langweilig, eingefahren oder konfliktbeladen bezeichnet werden.
Aber diese Paare sagen von innenheraus "Ja" zueinander, mit allem Drum und Dran, sie setzen sich ein, immer wieder. Der Wunsch nach einer festen langjährigen Bindung, einem geteilten gemeinsamen Lebensweg, ist ja trotz allem in vielen Menschen tief verankert, auch wenn das viele hier versuchen, wegzureden.