Hallo,
ich weiß nicht einmal, ob ich in dieser Kategorie richtig bin, aber ihr könnt mir bestimmt trotzdem helfen. Ich fange einfach mal an, zu erzählen:
Ich wohne in der nördlichsten deutschen (bin dort auch geboren und "aufgewachsen") und bin mittlerweile 20 Jahre alt - in wenigen Monaten werde ich bereits 21.
Wir ihr euch wahrscheinlich denken könnt, handelt es sich um Flensburg - eine Stadt mit den UNSOZIALSTEN Menschen Deutschlands. Hier gibt es ungefähr 90 000 Einwohner, viele Kinder/ Jugendliche sind schlecht erzogen. Zumindest erlebe ich es hier so. :-(
Ich habe viele Probleme, die aber alle miteinander zusammenhängen - glaube ich. Also: Alles begann, als ich in die fünfte Klasse einer Flensburger Realschule kam, aus der mittlerweile eine Gemeinschaftsschule geworden ist. Diese Schule hatten meine Eltern und ich damals ausgewählt, weil ich so mit einer (damals!) sehr guten Freundin zusammen weiter in dieselbe Schule gehen konnte. Diese Schule war - meines Wissens nach - die Einzige, an der sie einen Platz erhalten hatte; ich hatte dagegen die Auswahl. Aus Rücksichtnahme auf sie - immerhin war sie eine sehr enge Freundin - wählte ich diese Schule aus. Ziemlich froh waren wir darüber, als wir erfuhren, der gleichen Klasse zugeteilt worden zu sein.
Schließlich kam der Tag der "Einschulung" und ich weiß noch, wie aufgeregt ich war und wie groß meine Bauchschmerzen waren. Meine Eltern, diese "Freundin", ihre Eltern und ich betraten das überfüllte Schulgelände. Auf ihm befanden sich Schüler beider Geschlechter unterschiedlicher Alters-und Klassenstufen. Dass ich auf diesem Weg, der mir kilometerlang vorkam, irritierte Blicke auf mich zog, war mir vorerst gleichgültig. Doch in der Sporthalle, wo ja die Veranstaltung stattfand, fand diese Situation für mich kein Ende und ich fühlte mich noch unwohler. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mal 11, ein schreckliches Gefühl für ein Kind dieses Alters! Ich versuchte, mich diesen Blicken zu entziehen, indem ich nichts sagte und auf den Fußboden starrte. Die Schüler wurden in alphabetischer Reihenfolge des Nachnamens aufgerufen, ich war an 20. Stelle (meine "Freundin" an 19.). Dementsprechend befanden sich viele meiner neuen Mitschüler bereits auf der Bühne, als ich aufgerufen wurde. Als mein Name schließlich genannt wurde, kam mir der Weg von meinem Sitzplatz zur Bühne wieder wie eine nicht enden wollende Strecke vor - es war grauenhaft. Und wieder wurde ich genaustens beobachtet, natürlich auch von meinen Mitschülern. Diesen Umstand hätte ich auch gar nicht weiter schlimm gefunden, wenn ich nicht das Getuschel und das schlecht unterdrückte Gelächter gehört hätte. Auf der Bühne angekommen, fand der kurze Begrüßungskram statt und ich musste an dieser langen Reihe (meine neuen Mitschüler) vorbeigehen. Zu diesem Zeitpunkt hörte ich erstmals Bemerkungen wie "Schwuchtel", "Ist der Schwul, oder was?!" - was mich natürlich sehr einschüchterte und traurig machte.
Die folgenden neun Jahre wurden zur absoluten Hölle meines Lebens, haben vieles in mir kaputt gemacht, weshalb mich diese Zeit bis heute beeinflusst und wahrscheinlich immer beeinflussen wird. Es ist nicht bei den Beleidigungen geblieben: Hinzu kamen schwere Körperverletzung, Diebstahl, Verleumdung und Rufmord. Eine Mitschülerin ging so weit, dass sie das Foto eines nackten Jungen im Internet veröffentlichte und meinen Namen darunter schrieb. Als meine Eltern sie daraufhin anzeigten, warf mir eine Mitschülerin folgenden Spruch an den Kopf: "Das ist so scheiße von dir! Echt kein Wunder, dass du keine Freunde hast!" Tja, in einem Punkt hatte sie Recht: Ich stand ohne Freunde da! Ich hatte niemanden! Die einzige Freundin, die ich dort hatte, hatte es ja für richtig gehalten, mir in den Rücken zu fallen, indem sie bei diesen Aktionen mitgemacht hat! Als ich sie zur Rede stellte, meinte sie nur, ich solle mich nicht so aufregen! :TRISTE:
Niedergeschlagen davon, wurden meine schulischen Leistungen immer schlechter. In der siebten Klasse wachte ich auf und wurde bis zum Schluss schlagartig der beste Schüler des Jahrgangs. Plötzlich war ich zusätzlich der Streber und Lehrerficker. Wenn es um Gruppenarbeiten ging, wollte man allerdings mit mir zusammenarbeiten. Dann lief es so, dass ich alles allein machen sollte. Dies tat ich schließlich auch, aber ohne die Gruppe - nur noch in offizieller Einzelarbeit. Und weiterhin war ich der Freak. Ich sage euch, die Abschlussfahrt hätte ich am liebsten gar nicht mitgemacht. Ich fühlte mich sowieso fehl am Platz, wie Ballast! Bis heute hasse ich alle Songs, die ich am letzten Abend in der Disco hören musste!
In der Oberstufe ging es mit neuen Schülern weiter, nicht auf die Art, wie es die Realschülern trieben, sondern jetzt mit Psychospielchen. Diesmal waren es glücklicher Weise auch eher zwei Mädchen, die es auf mich abgesehen hatten.
Die Schule habe ich nach der zwölften Klasse verlassen und zog für 7 Monate nach Berlin. Dort habe ich durch einen IQ-Test erfahren, dass ich hochintelligent sei. Nun, diese Mitteilung gab mir den Rest und öffnete den Weg in eine schwere Depression, die 2013 zu einem Nervenzusammenbruch und einem Suizidversuch führte. Jetzt in diesem Moment, wo ich das hier schreibe, würde ich am liebsten sofort wieder in die Psychiatrie rennen - einfach heulen, ganz laut in die Kissen schreien und heulen! Ist zwar peinlich, aber es ist so.
Mein Problem ist einfach, dass ich mich in einem Teufelskreis befinde: Ich arbeite - relativ erfolgreich - als Autor und Schauspieler. Dadurch habe ich im Grunde genommen keine Freizeit - weil ich keine Freunde habe, brauche ich die ja eigentlich auch nicht. Durch das Verhalten meiner Mitschüler bin ich sehr, sehr misstrauisch und habe enorme Probleme, Vertrauensverhältnisse aufzubauen und Bindungen zuzulassen. Ich bin massiv verhaltensgestört, was den Umgang mit Jugendlichen und Gleichaltrigen anbelangt. Insbesondere, wenn es diese Stereo-Typen sind, falle ich von einer Grübelei in die Nächste. Vor allem belastet mich aber, dass sich dauernd Typen in mich verlieben, wenn ich denn zufällig mal einen coolen Jungen kennenlerne. Ich bin aber weder schwul noch bi. Allerdings scheine ich irgendwas auszustrahlen oder an meinem Verhalten zu haben, was diese Vermutung hervorruft.
Schließlich muss es ja einen Grund dafür geben, dass mich Gleichaltrige und Jugendliche immer so dämlich anglotzen, als wollten sie mich gleich an der nächsten Laterne erhängen. :???:
Außerdem gackern viele Mädchen immer so blöd, wenn sie mich sehen und zeigen mit den Fingern auf mich. Ich bin 20 Jahre alt und immer noch Jungfrau, das nervt mich. Natürlich will ich dieses Erlebnis nicht erzwingen, aber ich will schon noch erleben, wie eine (meinetwegen) 22-Jährige in natura nackt aussieht. Passieren wird das aber nicht, wenn ich nicht herausfinde, was mich so schwul (und offenbar) unsympathisch wirken lässt.
Die Psychologen meinten, ich könne durch mein selbstbewusstes Auftreten leicht ein Konkurrenzdenken beim Gegenüber hervorrufen - dazu müsste ich nicht mal etwas sagen... Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es das allein sein könnte...
Eins weiß ich aber genau: Wirklich mein ganzes Leben ist davon geprägt, dass mich alle Leute - dich ich kennenlerne - mich früher oder später hassen. Durch viele Mensa-Mitglieder weiß ich, dass es viele Hochbegabten so geht. Aber lange halte ich das so nicht mehr aus!
Einfach so in die Disco marschieren kann ich jedenfalls nicht. Dafür bin ich 1. zu steif und 2. habe ich keinen, der mit mir gehen könnte. Aublenden kann ich diese Erlebnisse nicht, d. h. ich kann nicht von heute auf morgen sympathische Menschen in meinem Alter finden, die mich so respektieren, wie ich bin. Dabei helfen mir auch nicht die Argumente, wie "Du bist doch hochintelligent und erfolgreich." oder "Du siehst doch gut aus." - Diese Argumente zählen nicht! Das erste ist bisher immer nur ein Nachteil gewesen und das zweite kann nicht stimmen, sonst wäre ich nicht allein auf dieser Welt!
Bitte kommt auch nicht mit der These an, ich würde mir das Verhalten dieser Menschen nur einbilden. Es ist nicht so. Als mir eine der Ärzte auch nicht glauben wollte, habe ich sie mit auf die Straße genommen - so konnte sie sich selbst davon überzeugen!
Irgendwas scheint sich jedenfalls in mir zu verändern, denn ich habe vor wenigen Tagen zum ersten Mal während des Schlafens von Sex mit einer Frau - die in meinem Alter war - geträumt. Das hat doch etwas zu bedeuten. Heißt das vielleicht, dass ich mich mittlerweile danach sehne? :???:
Ich bin so verwirrt, ratlos und hilflos! :TRISTE: Was soll ich tun? Warum nimmt mich keine Frau ernst??