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Forum / Liebe & Beziehung

Warum ist es so schwer, loszulassen? Eine Frage über Bleiben oder Trennen

Letzte Nachricht: 20. März 2022 um 21:56
S
sunny1234
10.03.22 um 21:45

Hallo ihr Lieben,

Ich habe schon vor sechs Monaten hier geschrieben, vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch noch daran. Damals habe ich über den Umstand berichtet, dass sich mein Freund nach mehreren Jahren Beziehung und ziemlich direkt nach unserer Verlobung mir gegenüber als transsexuell geoutet hat. Ich habe damals gehofft, dass einer von euch eine magische Lösung für mein „Problem“ parat hätte. Ich habe viele Denkanstöße bekommen, aber muss leider gestehen, dass ich bis vor kurzem kein bisschen weitergekommen bin.

Mein Freund hat mittlerweile einen Therapieplatz bekommen. Bei der Therapie wird fast ausschließlich über seine Depression (welche anscheinend durch meine ablehnende Haltung entstanden/wiedergekehrt ist) gesprochen und die Transsexualität kaum bis gar nicht thematisiert. Zu Beginn der Therapie war sein Ziel, dadurch einen Weg zu finden, mit der Transsexualität zu leben, ohne sie auszuleben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das für mich gemacht hat, denn ich habe ihm gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit ihm (partnerschaftlich) zusammenzubleiben, wenn er als Frau lebt. Die Depression wurde durch dieses ständige verleugnen und die Ausweglosigkeit seiner Situation nur verschlimmert und der Alltag wurde für ihn zur Tortur, alles war ihm plötzlich egal.

Auch für mich war diese Zeit eine unglaubliche Qual. Ich musste zusehen wie mein Freund sich meinetwegen kaputt macht. Ich hätte es gerne für ihn beendet, einfach damit er nicht für mich an dem alten Leben festhalten muss, aber leider hat mein Freund nicht sonderlich viele Kontakte und wäre ohne mich wohl ziemlich alleine. Außerdem fühle ich mich verantwortlich für seine Lage und kann nicht einfach gehen. Ich habe jeden Tag geweint, pendelte mit meinen Gefühlen zwischen Schuld und Wut, weil er mich jahrelang belogen hatte und mein Leben nun in Scherben vor mir lag. Ich habe trotzdem immer versucht daran festzuhalten. Ich habe unsere Hochzeit weiter geplant, mit dem Wissen, dass ich mir ein Luftschloss aufbaue.

Vor wenigen Tagen hatten wir ein ernstes Gespräch über unsere Zukunft. Wir beide haben festgestellt, dass es so nicht weitergehen kann. Wir leben nicht mehr, wir existieren nur noch nebeneinander, ohne überhaupt eine konkrete Vorstellung von unserer Zukunft zu haben. Nach langen Gesprächen, die sich immer nur im Kreis drehten, weil wir uns beide nicht verletzen wollen und keiner den anderen verlassen kann oder will, haben wir nun einen Entschluss gefasst: Er wird das tun, was wohl unausweichlich ist, und sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen und sein weiteres Leben als Frau leben. Ich bleibe an seiner Seite bis ich nicht weiter kann. Ich spiele mit offenen Karten und sage ihm, dass ich diesen Weg höchstwahrscheinlich nicht bis ans Ende als Partnerin mit ihm gehen kann. Dass die Entscheidung gefallen ist, nimmt uns beiden unglaublich Druck.

Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto mehr beschleicht mich die Angst, dass ich schon jetzt nicht mehr kann. Ich habe das letzte dreiviertel Jahr nur irgendwie existiert, komme ungern heim, habe Angst, wieder eine neue traumatisierende Nachricht zu bekommen oder das Thema irgendwie zufällig anzuschneiden. Ich weine unglaublich oft und kann mich nicht beruhigen, keinen klaren Gedanken fassen. Überhaupt weiß ich nicht, was ich von all dem halten soll. Meine Angst ist es, dass ich den Absprung nicht schaffen werde. Ich bin Anfang 20 und habe so große Angst, mein Leben lang unglücklich sein zu müssen, weil ich jetzt eine falsche Entscheidung treffe. Die Beziehung an sich ist nämlich wunderschön: Wir haben eine zarte, wunderschöne Liebe füreinander und ich habe Angst auf die eine oder andere Art mein größtes Glück zu verlieren. Habt ihr vielleicht aufbauende Worte für mich oder könnt mir irgendwie helfen? Wart ihr schon einmal in einer scheinbar aussichtlosen Situation und falls ja, wie habt ihr diese für euch gelöst? Ich habe so viel Angst…
 

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S
sophos75
10.03.22 um 22:16

Es schwingt für mich Aufopferung und Selbstverleugnung mit. Ich bin gerade selbst nicht sicher, wie die Transformation im Vergleich zu einer schweren Erkrankung zu sehen ist. In einer Option würdest Du den Partner durch Tod verlieren, in seinem Fall durch seine Wandlung zur Frau. Wäre es akzeptabler er hätte eine Krebserkrankung mit ungewissem Ausgang?
Ich frage mich nur, warum hat er eine Therapie zur Unterstützung und Du nicht? Ich würde es für sehr wichtig erachten, dass Du eine professionelle Unterstützung in so einer Notsituation erhieltest. So etwas muss ja nicht immer über Jahre gehen, aber allein als Katalysator zur Findung und Umsetzung von Entscheidungen.
Ich frage mich, wäre der Weg Trennung, Distanzierung und Verarbeitung und dann eine platonische Freundschaft für Dich denkbar? Könntest Du Dir vorstellen, mit ihm als Frau dann befreundet zu sein?
Die Frage wäre, ob ein Loslassen für Euch beide nicht befreiend wäre? Er könnte nach vorne blicken und hätte den Druck nicht mehr von Dir und Du würdest wiederum die ungesunde und vielleicht auch eingebildete Verantwortung für ihn abstreifen können. Klar könnte es für Euch beide erstmal sehr schmerzhaft sein, aber vielleicht ist das zusammen zerstörerisch für Euch beide auf unterschiedliche Weise.
Du solltest aber auf jeden Fall nicht allein für Dich so weiterwurschteln bis Du irgendwann total ausgebrannt bist
 

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A
anonym123
10.03.22 um 22:17
In Antwort auf sunny1234

Hallo ihr Lieben,

Ich habe schon vor sechs Monaten hier geschrieben, vielleicht erinnert sich der eine oder andere von euch noch daran. Damals habe ich über den Umstand berichtet, dass sich mein Freund nach mehreren Jahren Beziehung und ziemlich direkt nach unserer Verlobung mir gegenüber als transsexuell geoutet hat. Ich habe damals gehofft, dass einer von euch eine magische Lösung für mein „Problem“ parat hätte. Ich habe viele Denkanstöße bekommen, aber muss leider gestehen, dass ich bis vor kurzem kein bisschen weitergekommen bin.

Mein Freund hat mittlerweile einen Therapieplatz bekommen. Bei der Therapie wird fast ausschließlich über seine Depression (welche anscheinend durch meine ablehnende Haltung entstanden/wiedergekehrt ist) gesprochen und die Transsexualität kaum bis gar nicht thematisiert. Zu Beginn der Therapie war sein Ziel, dadurch einen Weg zu finden, mit der Transsexualität zu leben, ohne sie auszuleben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das für mich gemacht hat, denn ich habe ihm gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit ihm (partnerschaftlich) zusammenzubleiben, wenn er als Frau lebt. Die Depression wurde durch dieses ständige verleugnen und die Ausweglosigkeit seiner Situation nur verschlimmert und der Alltag wurde für ihn zur Tortur, alles war ihm plötzlich egal.

Auch für mich war diese Zeit eine unglaubliche Qual. Ich musste zusehen wie mein Freund sich meinetwegen kaputt macht. Ich hätte es gerne für ihn beendet, einfach damit er nicht für mich an dem alten Leben festhalten muss, aber leider hat mein Freund nicht sonderlich viele Kontakte und wäre ohne mich wohl ziemlich alleine. Außerdem fühle ich mich verantwortlich für seine Lage und kann nicht einfach gehen. Ich habe jeden Tag geweint, pendelte mit meinen Gefühlen zwischen Schuld und Wut, weil er mich jahrelang belogen hatte und mein Leben nun in Scherben vor mir lag. Ich habe trotzdem immer versucht daran festzuhalten. Ich habe unsere Hochzeit weiter geplant, mit dem Wissen, dass ich mir ein Luftschloss aufbaue.

Vor wenigen Tagen hatten wir ein ernstes Gespräch über unsere Zukunft. Wir beide haben festgestellt, dass es so nicht weitergehen kann. Wir leben nicht mehr, wir existieren nur noch nebeneinander, ohne überhaupt eine konkrete Vorstellung von unserer Zukunft zu haben. Nach langen Gesprächen, die sich immer nur im Kreis drehten, weil wir uns beide nicht verletzen wollen und keiner den anderen verlassen kann oder will, haben wir nun einen Entschluss gefasst: Er wird das tun, was wohl unausweichlich ist, und sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen und sein weiteres Leben als Frau leben. Ich bleibe an seiner Seite bis ich nicht weiter kann. Ich spiele mit offenen Karten und sage ihm, dass ich diesen Weg höchstwahrscheinlich nicht bis ans Ende als Partnerin mit ihm gehen kann. Dass die Entscheidung gefallen ist, nimmt uns beiden unglaublich Druck.

Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto mehr beschleicht mich die Angst, dass ich schon jetzt nicht mehr kann. Ich habe das letzte dreiviertel Jahr nur irgendwie existiert, komme ungern heim, habe Angst, wieder eine neue traumatisierende Nachricht zu bekommen oder das Thema irgendwie zufällig anzuschneiden. Ich weine unglaublich oft und kann mich nicht beruhigen, keinen klaren Gedanken fassen. Überhaupt weiß ich nicht, was ich von all dem halten soll. Meine Angst ist es, dass ich den Absprung nicht schaffen werde. Ich bin Anfang 20 und habe so große Angst, mein Leben lang unglücklich sein zu müssen, weil ich jetzt eine falsche Entscheidung treffe. Die Beziehung an sich ist nämlich wunderschön: Wir haben eine zarte, wunderschöne Liebe füreinander und ich habe Angst auf die eine oder andere Art mein größtes Glück zu verlieren. Habt ihr vielleicht aufbauende Worte für mich oder könnt mir irgendwie helfen? Wart ihr schon einmal in einer scheinbar aussichtlosen Situation und falls ja, wie habt ihr diese für euch gelöst? Ich habe so viel Angst…
 

Naja Liebe reicht für eine funktionierende Beziehung wohl nicht immer aus. 
Je schneller du dich trennst, desto besser für dich und deine psychische Gesundheit! 
Ganz wichtig: DU bist nicht verantwortlich für IHN, sein wohlbefinden, oder seine wenigen sozialen Kontakte !!! 
Außerdem kannst du doch vielleicht auf Abstand und freundschaftlich immer noch ( in gewisser Weise) für ihn da sein, wenn ihr im guten auseinander geht, müsst ihr ja den Kontakt (noch) nicht komplett abbrechen.
Wahrscheinlich wird es nach ein paar harten Wochen im Endeffekt eine Erleichterung für euch beide sein.

 

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det92
det92
11.03.22 um 8:09

Du bist nicht verantwortlich für die psychische Gesundheit deines Freundes... Das ist jeder für sich selbst. Viele Menschen haben "Angst" vorm Singleleben und trennen sich deshalb nicht, obwohl Beziehungen nicht mehr gut laufen.

Ich würde die Hochzeit in jedem Fall zumindest verschieben ! Auf keinen Fall vor der Geschlechtsumwandlung heiraten. 

Macht mal ein Wochenende Pause voneinander. Fahre alleine weg, zum Beispiel in die Berge oder zum Wellness. Denke über dein Leben und deine Zukunft nach. In aller Ruhe. Und stelle dir Fragen wie: Bin ich überhaupt bisexuell ? Möchte ich in meinem Leben nie wieder Sex mit einem Manne ? Möchte ich in meinem Leben wirklich niemals Kinder ? Könnte es nicht sein, dass er sich nach der Umwandlung trotzdem erst selbst finden muss und sich dann austoben möchte ? Würde ich darunter leiden ? Auch wenn ER/SIE mich dann verlässt ? 

Wenn du all solche Fragen mit einem Nein beantworten kannst, habt ihr vielleicht eine Zukunft. Ich würde mich von meiner Freundin trennen, wenn sie Morgen ein Mann sein möchte. Du bist gerade mal Anfang 20. Dir stehen alle Türen offen ! Muss nur durchgehen 😊
 

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S
sisteronthefly
11.03.22 um 10:35

Hallo, 

die Beziehung ist wunderschön, die Liebe füreinander ist wunderschön. Vielleicht spielt sich der Verlust der Liebe deines Partners/Partnerin nur in deinem Kopf ab. Körperliche Merkmale sind veränderbar, emotionale wie Gefühle und Empfindungen bleiben. Für eine Geschlechtsangleichung braucht er bzw. sie eine stabile Psyche. Das geht nicht so schnell, wie vielleicht erwartet. Er bzw. sie müsste über längere Zeit als Frau ohne Geschlechtsangleichung gelebt haben. 

Wie stehst du zu einer Paartherapie? Deine Angst deinen Partner/Partnerin zu verlieren scheint imens. Vielleicht würdest du ihn/sie gar nicht verlieren. Vielleicht kann man in dem Zusammenhang über Ängste, Befürchtungen oder Bedürfnissen sprechen, die mit einer Geschlechtsangleichung entstehen würden. Vielleicht wird dir dadurch deutlicher, was für dich "dein Glück" bedeutet. 

LG Sis

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S
sunny1234
20.03.22 um 21:00
In Antwort auf sophos75

Es schwingt für mich Aufopferung und Selbstverleugnung mit. Ich bin gerade selbst nicht sicher, wie die Transformation im Vergleich zu einer schweren Erkrankung zu sehen ist. In einer Option würdest Du den Partner durch Tod verlieren, in seinem Fall durch seine Wandlung zur Frau. Wäre es akzeptabler er hätte eine Krebserkrankung mit ungewissem Ausgang?
Ich frage mich nur, warum hat er eine Therapie zur Unterstützung und Du nicht? Ich würde es für sehr wichtig erachten, dass Du eine professionelle Unterstützung in so einer Notsituation erhieltest. So etwas muss ja nicht immer über Jahre gehen, aber allein als Katalysator zur Findung und Umsetzung von Entscheidungen.
Ich frage mich, wäre der Weg Trennung, Distanzierung und Verarbeitung und dann eine platonische Freundschaft für Dich denkbar? Könntest Du Dir vorstellen, mit ihm als Frau dann befreundet zu sein?
Die Frage wäre, ob ein Loslassen für Euch beide nicht befreiend wäre? Er könnte nach vorne blicken und hätte den Druck nicht mehr von Dir und Du würdest wiederum die ungesunde und vielleicht auch eingebildete Verantwortung für ihn abstreifen können. Klar könnte es für Euch beide erstmal sehr schmerzhaft sein, aber vielleicht ist das zusammen zerstörerisch für Euch beide auf unterschiedliche Weise.
Du solltest aber auf jeden Fall nicht allein für Dich so weiterwurschteln bis Du irgendwann total ausgebrannt bist
 

Hi! Danke für deine Antwort und deine lieben Worte. Ja, es stimmt. Ich opfere mich sehr für ihn auf und verleugne das, was mir so weh tut. Ich habe fast ein halbes Jahr lang die gesamte Situation verleugnet, bis ich die Kraft gesammelt habe, mich dem zu stellen. Ich habe nur Angst, dass ich es nicht schaffe, mich zu trennen, wenn ich noch nicht komplett "ausgebrannt" bin (wenn ich das nicht jetzt schon bin... und es nur nicht zugeben möchte)

Ich habe momentan noch keine Therapie, weil ich noch nicht in der Lage war, über das Thema zu sprechen. Ich konnte nur noch weinen und keinen klaren Gedanken fassen. Außerdem arbeite ich VZ und es ist schwer, einen Termin am Abend zu bekommen. Und ja, ich schäme mich unglaublich davor, Hilfe zu bekommen. Ich habe mir nun vorgenommen, zu einer Beratungsstelle und einer Selbsthilfegruppe für Betroffene zu gehen, in der Hoffnung, ein wenig neuen Input zu bekommen. 

Mich komplett von ihm loszusagen ist für mich nach wie vor keine Option. Falls wir uns dadurch trennen werden (was ich schon erwarte), werden wir mit Sicherheit eine platonische Freundschaft führen. Für ihn ist das natürlich deutlich schwerer als für mich. Das Problem dabei ist nur, dass ich so oder so um ihn trauern muss, da ich ja eine Person, die mir sehr wichtig ist, verliere. Auch wenn sie igendwie noch da ist. 

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S
sunny1234
20.03.22 um 21:09
In Antwort auf det92

Du bist nicht verantwortlich für die psychische Gesundheit deines Freundes... Das ist jeder für sich selbst. Viele Menschen haben "Angst" vorm Singleleben und trennen sich deshalb nicht, obwohl Beziehungen nicht mehr gut laufen.

Ich würde die Hochzeit in jedem Fall zumindest verschieben ! Auf keinen Fall vor der Geschlechtsumwandlung heiraten. 

Macht mal ein Wochenende Pause voneinander. Fahre alleine weg, zum Beispiel in die Berge oder zum Wellness. Denke über dein Leben und deine Zukunft nach. In aller Ruhe. Und stelle dir Fragen wie: Bin ich überhaupt bisexuell ? Möchte ich in meinem Leben nie wieder Sex mit einem Manne ? Möchte ich in meinem Leben wirklich niemals Kinder ? Könnte es nicht sein, dass er sich nach der Umwandlung trotzdem erst selbst finden muss und sich dann austoben möchte ? Würde ich darunter leiden ? Auch wenn ER/SIE mich dann verlässt ? 

Wenn du all solche Fragen mit einem Nein beantworten kannst, habt ihr vielleicht eine Zukunft. Ich würde mich von meiner Freundin trennen, wenn sie Morgen ein Mann sein möchte. Du bist gerade mal Anfang 20. Dir stehen alle Türen offen ! Muss nur durchgehen 😊
 

Hallo und danke für deine Antwort!

Das Ding ist: Unsere Beziehung läuft super. Ich denke es ist eine der harmonischsten Beziehungen überhaupt: Wir verbringen viel Zeit miteinander, wir lachen viel miteinander, wir können ehrlich und tiefgründig mit einander sprechen, Unternehmungen machen, etc. Wir haben viel Liebe für einander. Nehmen Rücksicht. Das EINZIGE Problem ist, dass er Trans ist (und dass er mir das so lange verschwiegen hat).

Die Hochzeit ist bereits verschoben und ich denke auch nicht, dass ich ihn als Frau heiraten werde. Kinder sind für mich definitiv auch ausgeschlossen. 

Deine Fragen kann ich dir auch jetzt beantworten, denn ich habe darüber das letzte dreiviertel Jahr nachgedacht: Ich bin definitiv NICHT bisexuell. Alleine der Gedanke, dass er sich weiblich fühlt, hat ausgereicht, dass ich mich ihm nicht mehr auf diese Art und Weise nähern kann. Und das, obwohl Sex in einer Beziehung für mich fundamental ist... Sehr schade. Ich liebe Kinder und hatte eigentlich geplant, schon im nächsten Jahr welche zu bekommen. Er friert seine Spermien ein, insofern ist das theoretisch noch möglich. Die Frage ist, ob ich Kinder in eine "Regenbogenfamilie" bringen möchte. Ich bin nicht untolerant, ich habe einfach meine eigenen Vorbehalte. Er steht definitiv auf Frauen und will sich sicher nicht austoben, dafür lege ich die Hand ins Feuer. Wir haben schon oft und viel darüber gesprochen...  

Ich hätte wahrscheinlich das selbe gesagt, wie du auch und gedacht, dass ich direkt Schluss machen würde. Aber Liebe stellt sich irgendwie doch in den Weg. Ich weiß, dass ich sollte und so wohl nicht glücklich werde. Aber was, wenn ich auch sonst nicht glücklich werde, weil ich immer das Gefühl haben werde, etwas Perfektes wegen einer Kleinigkeit weggeworfen zu haben?

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S
sunny1234
20.03.22 um 21:14
In Antwort auf sisteronthefly

Hallo, 

die Beziehung ist wunderschön, die Liebe füreinander ist wunderschön. Vielleicht spielt sich der Verlust der Liebe deines Partners/Partnerin nur in deinem Kopf ab. Körperliche Merkmale sind veränderbar, emotionale wie Gefühle und Empfindungen bleiben. Für eine Geschlechtsangleichung braucht er bzw. sie eine stabile Psyche. Das geht nicht so schnell, wie vielleicht erwartet. Er bzw. sie müsste über längere Zeit als Frau ohne Geschlechtsangleichung gelebt haben. 

Wie stehst du zu einer Paartherapie? Deine Angst deinen Partner/Partnerin zu verlieren scheint imens. Vielleicht würdest du ihn/sie gar nicht verlieren. Vielleicht kann man in dem Zusammenhang über Ängste, Befürchtungen oder Bedürfnissen sprechen, die mit einer Geschlechtsangleichung entstehen würden. Vielleicht wird dir dadurch deutlicher, was für dich "dein Glück" bedeutet. 

LG Sis

Hallo!

Danke für deine Antwort und deine ganz andere Sichtweise. So wie du habe ich immer versucht zu denken. Meine Emotionen werden auch sicherlich unverändert bleiben, auch wenn er sich verändert. Aber meine Heterosexualität macht es mir unmöglich, mir eine Beziehung mit einer Frau vorzustellen - geschweigedenn mit meinem Freund als Frau. Aber um zu schauen, ob es vielleicht doch irgendwie geht sind wir noch zusammen... Mit der Hoffnung, dass Liebe zum Individuum viel wichtiger ist als die zum Mann.

Leider geht das doch alles recht schnell - zumindest wenn man da mit drinnen hängt. Er beginnt schon im nächsten Monat eine Hormontherapie. Dann dauert es 6 Monate und die größten Veränderungen haben bereits eingesetzt. Erst dann möchte er auch öffentlich als Frau leben. Die Übergangszeit wird sicherlich sehr herausfordernd...

Eine Paartherapie wäre sicherlich interessant... Wir haben vor gemeinsam zu einer Beratungsstelle zu gehen.

 

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S
steinundwasser
20.03.22 um 21:56
In Antwort auf sunny1234

Hi! Danke für deine Antwort und deine lieben Worte. Ja, es stimmt. Ich opfere mich sehr für ihn auf und verleugne das, was mir so weh tut. Ich habe fast ein halbes Jahr lang die gesamte Situation verleugnet, bis ich die Kraft gesammelt habe, mich dem zu stellen. Ich habe nur Angst, dass ich es nicht schaffe, mich zu trennen, wenn ich noch nicht komplett "ausgebrannt" bin (wenn ich das nicht jetzt schon bin... und es nur nicht zugeben möchte)

Ich habe momentan noch keine Therapie, weil ich noch nicht in der Lage war, über das Thema zu sprechen. Ich konnte nur noch weinen und keinen klaren Gedanken fassen. Außerdem arbeite ich VZ und es ist schwer, einen Termin am Abend zu bekommen. Und ja, ich schäme mich unglaublich davor, Hilfe zu bekommen. Ich habe mir nun vorgenommen, zu einer Beratungsstelle und einer Selbsthilfegruppe für Betroffene zu gehen, in der Hoffnung, ein wenig neuen Input zu bekommen. 

Mich komplett von ihm loszusagen ist für mich nach wie vor keine Option. Falls wir uns dadurch trennen werden (was ich schon erwarte), werden wir mit Sicherheit eine platonische Freundschaft führen. Für ihn ist das natürlich deutlich schwerer als für mich. Das Problem dabei ist nur, dass ich so oder so um ihn trauern muss, da ich ja eine Person, die mir sehr wichtig ist, verliere. Auch wenn sie igendwie noch da ist. 

Deine Schwierigkeit ist herauszufinden und zu spüren, was du aus der alten Form der Beziehung und Liebe für dich behalten und mitnehmen kannst, wo ihr euren gemeinsamen Weg noch zusammen gehen könnt und wo jeder für sich und seinen Frieden alleine weiterziehen muss.
Aus der Distanz und als nicht Betroffener sagt es sich natürlich leicht: Aber der Kern einer jeden Liebe ist eigentlich immer, dem anderen die Freiheiten zu geben, damit dieser sein Leben authentisch und glücklich führen kann. Man unterstützt also die einem wirklich nahestehenden Menschen in ihren Entscheidungen, auch wenn dies zu einem Schnitt oder gar Bruch führen kann. Liebe ist nicht das Festhalten, das Klammern an der alten Wirklichkeit, die es so nicht mehr gibt bzw. geben wird. 
Ich denke, und es ist auch meine Erfahrung, dass ihr schon eine Zukunft habt. Du verlierst den Mann, aber nicht den Menschen, wenn du das selber nicht ausdrücklich möchtest.
     

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