Mein Freund und ich stecken wieder mal so ziemlich in der Krise. Naja, ich bin selber schuld, dass ich letztes Wochenende unbedingt die Fotos von seiner ersten Heirat (er ist geschieden) sehen wollte. Ja, seine Ex sah beneidenswert aus: jung, das ganze Leben vor sich. (Beide waren damals 23, sie sind seit etwa vier Jahren geschieden.)
Seitdem bin ich irgendwie total neben den Schuhen. Natürlich versuche ich, ihn das nicht merken zu lassen. Vielleicht interpretiere ich alles falsch. Ich weiss es nicht.
Vor einiger Zeit hatten wir eine ziemlich heftige Diskussion wegen der Kinderfrage. Ich hatte den Eindruck, dass er nicht unbedingt familientauglich ist. Schon rein von seinen eher zeitintensiven Hobbies. Und auch deswegen, weil er ziemlich schräge Vorstellungen von Familienleben hat. Ich weiss nicht, ob er in der Lage wäre, seine persönliche Freiheit zugunsten von Familie einzuschränken. Abgesehen davon passen manche seiner Zukunftsträume irgendwie nicht zu einer Familie.
Vor einiger Zeit - eben als wir diese Kinderfrage-Diskussion hatten - hat er mir gesagt, dass er sich zu alte Eltern nicht vorstellen könne. Diese Aussage ist mir natürlich in den falschen Hals gekommen, da ich nicht mehr die Jüngste bin.
Mittlerweile hat er entdeckt, dass Familie vielleicht doch was für ihn sein könnte. Allerdings bin ich realistisch. Ich für meinen Teil möchte mir noch Zeit lassen, ihn besser kennen zu lernen, da wir erst gerade 10 Monate zusammen sind. Schliesslich sollte man ja einigermassen sicher sein, dass man mit dem Menschen, mit dem man eine Familie gründet, auch längerfristig zusammen sein kann. Und zum andern habe ich vor drei Wochen einen neuen Job angefangen, der mir eigentlich grossen Spass macht.
Ich kann ihm nichts geben: ich bin in einem Alter, wo ich mir ziemlich bald überlegen sollte, ob ich noch Familie will. Eigentlich kann ich die Frage mit Ja beantworten, denn ich träume davon, einmal eigene Kinder zu haben. Nur kommt mir da mein "Realismus" in die Quere. Natürlich sagt er mir, dass er auch bei mir bleibt, wenn wir keine Kinder haben. Doch ich kann mir sehr gut vorstellen, dass bei ihm der Wunsch nach einer eigenen Familie eines Tages so stark wird, dass er mich fallen lässt. Obwohl er mir immer wieder sagt, dass er mit mir alt werden möchte. Ich ahbe Angst davor, dass er sich irgendwann von mir abwendet, weil ich eben zu alt bin für Kinder. Aus diesem Grund sagt er immer wieder, dass er sich durchaus vorstellen könnte, mich zu heiraten. Nur: ich will ihn nicht an mich binden. Zum einen weil ich ihm meinen Traum von Familie nicht aufdrängen will. Und zum andern weil ich befürchte, dass er mich irgendwann verlassen wird, weil er doch noch Familie will und es für mich dann zu spät ist.
Wir reden immer wieder darüber, wie eine gemeinsame Zukunft möglicherweise aussieht. Doch irgendwie kann er meine Bedenken nicht zerstreuen. Auch nicht damit, dass er mich heiraten möchte.