Verschmelzungstheorie
Hallo AnJuna,
ich war auch immer eine Suchende. Auch wenn ich mich gerne als "glücklicher Single" bezeichnet, ein ausgefülltes Leben und gute Freunde hatte - so ein Wehmutsgefühl ließ sich nie ganz abstellen. Ich hab zu der Zeit mal eine "Alternativ-Geschichte" von der Entstehung des Menschen erzählt bekommen - was ich noch zusammenklauben kann, ist, dass jeder Mensch ehemals eine Kugel war. Irgendwann wurde er dann geteilt und von der anderen Hälfte getrennt. Seitdem fühlt er sich nur noch "halb" und sehnt sich schmerzlich nach seiner anderen Hälfte, um wieder vollkommen zu werden ...
Entschuldige, die Geschichte ist im Original wirklich schön
Auch, wenn mir einige Punkte daran nicht gefallen (z.B. sehe ich den Partner als Ergänzung, aber niemals als Kompensationshilfe) bzw. ich sie kritisch sehe, drückt die Geschichte doch eine Art "Ursehnsucht" aus, die garantiert jeder kennt ... und die zu bestimmten Zeiten immer wieder durchbricht.
Mir tat es gut, Aufgaben oder Beschäftigungen zu finden, die mich wirklich begeisten konnten, die mich förmlich "mitgerissen" haben. Weil ich gemerkt habe, dass mein Leben auch "nur" mit mir sinnvoll und ausgefüllt ist. Und paradoxerweise (oder wenn man genau hinsieht, doch nicht paradox) wird man dadurch verdanmmt attraktiv ...
Mir hat meine lange Solozeit (3 Jahre ohne wirkliche Beziehung) auch in anderer Hinsicht gutgetan. Um miteinander in einer Beziehung verschmelzen zu können (du erinnerst dich an die Kugel?) muss jeder vorher "zu sich gefunden" haben, damit sich der einzelne beim Zusammenfügen der Kugelhälften nicht auflöst. Ich habe in dieser Zeit alte Verletzungen aufgearbeitet und mich wieder mit mir und der Welt versöhnen können ... das ist viel einfacher, als wenn man wieder in einer Beziehung steckt. Und fairer, wenn man nicht soviele "Altlasten" in die neue Beziehung mit einbringt.
Bis man sich dann irgendwann wieder "reif" fühlt ... "Damit zwei Menschen einander finden können, müssen sie zuerst sich selbst gefunden haben. Dann ist der Weg zum anderen nicht mehr weit." (von den Papago-Indianern)
Wieso glaubst du, dass du nach Jemandem suchst, den du "eh niemals finden" wirst? Weil es niemanden "gibt", der "der Wahre" ist?
Das Blöde und Gemeine beim Suchen ist ja, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Sich-verlieben "passiert" - meistens immer dann, wenn man es gar nicht eingeplant hat bzw. völlig ungünstig erscheint ... also quasi wenn man mit dem Suchen pausiert.
Um dieser Regel ein Schnippchen zu schlagen, bringt es glaub ich nichts, sich das Suchen zu verkneifen, sondern vielmehr, sich um sich selbst zu kümmern (s.o.) Als ich mich vor 3 Jahren (übrigens sehr glücklich) verliebt hab, war das in einer Phase, in der ich mit mir rundum zufrieden war und keine Lust hatte, etwas an meinen (Single-) Leben zu ändern ... Pustekuchen.
Mir ist in dieser Zeit ein sehr gutes Buch in die Hände gefallen, es heißt "Einander finden" (von John Selby). Klappentext-Auszug:
"Eine befriedigende Beziehung, ob zum Freund, Geschäftspartner oder Geliebten, fällt nicht vom Himmel; man kann etwas dafür tun. Nicht nur der Zeitpunkt der Begegnung ist wichtig; ganz entscheidend ist die innere Bereitschaft, offen und wach eine neue Beziehung zu suchen und wirklich zuzulassen..." - ganz bestimmt kein "chakka-chakka-Buch". Mir konnte es helfen, mein Suchen in konstruktive Wege zu leiten.
Ich denk an dich,
Peas