Hallo ihr Lieben,
Als ich das Forum betreten habe, hat mich gleich die hohe Postingzahl unter "Eifersucht" erschreckt. Scheinbar bin ich nicht die einzige, der es so geht - in meinen Umfeld und Bekanntenkreis scheint es aber bei vielen reibungslos zu laufen, was ich zwar vielen nicht abkaufe, aber sie haben sich diesbezüglich zumindest nicht geöffnet.
Ich hingegen öffne mich - leider - zu oft, weil ich wirklich Hilfe suche. Dabei ernte ich aber oft verletztende Kommentare, wie "du nimmst deinen Freund die Luft zum atmen" oder "dann ist er nicht der Richtige für dich". Andere meinen es liege an meinen Selbstwertgefühl. Ich sollte eigentlich genügend haben, da ich in den letzten Jahren hart an mir und meinen Leben gearbeitet habe und eine ansehnliche und erfolgreiche Mittzwanzigerin geworden bin. Die Bestätigung fehlt mir nicht, aber zwei traumatische Erlebnisse und die Jugendzeiten, in denen ich gemobbt wurde und besonders in der Zeit, in der mein Bruder krank war und ich verständlicherweise wenig von meiner Familie Gehör gefunden habe, haben tiefe Spuren hinterlassen. Auch wenn ich einen anderen Eindruck mache ich stelle mich immer hinten an, nehme andere oft wichtiger als mich und fordere selten Meinung und Platz ein. Mir war es auch wichtig rücksichtsvoll zu sein, auch wenn leider oft die falschen Menschen Nutzen davon ziehen.
Nun zu meinen eigentlichen Problem. Ich habe seit fast 2 Jahren einen Freund, den ich sehr liebe. Er ist anders als die Freunde, die ich vor ihn hatte. Er gibt mir viel Freiraum und fördert und fordert mich, nimmt mich wie ich bin. Er ist fasziniert von Menschen und ihren Motiven und Ideen, ein wenig blauäugig, gutmütig und schnell begeistert und zeigt anderen sein Interesse - ohne Hintergedanken. Er ist nicht "der" Traumprinz, eher klein und mit Wuschelkopf, aber ich bin ganz vernarrt in ihn und ich glaube er weiß nicht wie interessant er ist, wie ansprechend und wundervoll.
Er sagt mir jeden Tag, dass er so dankbar ist mit mir zusammen zu sein, dass er mich liebt, ich die schönste Frau für ihn bin und die einzige. Jeden Tag küsst er mich wach, jeden Abend umarmt er mich bis ich schlafe. Er kauft mit Rosen, kocht mir essen... Er tut alles für mich und spürt doch, dass es nicht reicht, denn kaum kommt eine andere Frau ins Spiel bekomme ich regelrecht Panik. Dabei ist es egal, ob sie schön ist oder klug, solange sie irgendwie interessant ist, bekomme ich schon Angst, dass er sich mehr für sie interessieren könnte. :cry:
Ich mache mich und das was mich ausmacht dann komplett fertig, ziehe mich jedesmal runter und wenn wir beispielsweise zu dritt mit einer anderen Freundin unterwegs sind, spreche ich irgendwann garnicht mehr. Es ging schon so weit, dass ich manche Freundinnen nichtmehr mit ihm treffen wollte, weil ich sie spannender und interessanter finde als mich. Ich habe diese hirnrissigen selbstzerstörerischen Gedanken auch meinen Freund geschildert und er war dann oft traurig und meinte, dass er von mir begeistert ist, mit mir zusammen ist, ich die Einzige bin und er sehr glücklich und dankbar ist.
Ich kann ihn das einfach nicht glauben.
Seit einem - wie vorhin kurz erwähnten - traumatischen Erlebnis (eine Vergewaltigung durch zwei Männer vor 5 Jahren) habe ich oft die Vorstellung jeder Mann denkt nur an Sex wenn er eine Frau trifft. Seit aber meine Therapeutin mir erklärt hat, dass ich die Wut, die ich auf die beiden Männer, die mich das damals verletzt haben, jetzt gegen andere richte, hat dieser Gedanke zum Glück nachgelassen.
Warum bin ich bei ihm grundlos eifersüchtig und bei meinen knapp sechs Ex-Freunden war das nie ein Thema? Im Gegenteil sogar waren die anderen anhänglich und eifersüchtig, ich hingegen hab meinen Exfreunden blind vertraut und nie angefangen mich mit irgendjemanden zu vergleichen. Meine Ex-Freunde waren nicht fasziniert oder interessiert an anderen Menschen (so wie ich es auch bin), es gab nur die Symbiose zwischen uns, alles andere war ausgeblendet. Eigentlich ist das doch sehr schade und ich freue mich, dass mein Freund anders ist, dass er sozial ist und sich um viele Menschen sorgt. Ich würde so gernedas Leben mit allen Freunden und Freundinnnen genießen können.
Entschuldigt, dass der Text so lange geworden ist, diese Sorge sitzt so tief in mir und damit sind schon so viele Gedanken verbunden.
Danke und liebe Grüße,
Julia :cry: