Ich würde gern mal eine weibliche Meinung über meine Trennungsentscheidung hören. Die Meinungen meiner (männlichen) Freunde sind sehr unterschiedlich und nicht unbedingt hilfreich... entschuldigt, das wird viel Text jetzt. :)
Zur Situation: Ich bin mein ganzes Erwachsenen-Dasein mit meiner Noch-Frau zusammen (schon während des Abiturs zusammen gekommen). Sie ist drei Jahre älter und hatte bereits einen fast dreijährigen Sohn. Es klappte alles wunderbar und wir hatten die rosarote Brille schon eine ganze Weile vor den Augen. Wir waren eben auch sehr jung. So entschlossen wir nach etwa einem Jahr noch ein Kind zusammen in die Welt zu setzen. Also kam meine wunderbare Tochter auf die Welt. Das war also nach zwei Jahren Beziehung. Im gleichen Jahr haben wir dann auch geheiratet (2007). Dann fingen leider auch die Probleme an.
Ich wurde erwachsener, habe erst meine Ausbildung gemacht, wollte danach noch studieren, um meiner Familie mehr bieten zu können, als es meine Eltern tun konnten (habe ich dann auch neben der Arbeit fünf Jahre lang gemacht) und ich habe meinen Freundeskreis auf die wesentlichen guten Freunde beschränkt.
Meine Frau hingegen ist irgendwie nicht reifer geworden. Wollte viel Party machen, weggehen, ist immer sehr temperamentvoll und launisch, sehr eifersüchtig (grundlos - sie wurde schon giftig, wenn ich mich mal mit einer ehemaligen Klassenkameradin unterhalten habe). Es kam immer wieder zum Streit. Nach drei Jahren Beziehung unterstellte sie mir, dass ich mit einer anderen Frau was hatte. War aber nicht so, ich habe nur mit einer alten Freundin geschrieben, weil sie Beziehungsprobleme hatte. Und weil ich es meiner Frau nicht gleich gesagt habe (das ich mit der schreibe) ist sie total ausgeflippt. Wollte mich rauswerfen.
Wir haben uns dann wieder zusammen gerauft und uns auf die Kindererziehung und die Arbeit konzentriert. Dabei hat auch unser Liebesleben gelitten. Wir hatten immer weniger Sex (vielleicht einmal im Monat) und wir sind uns gegenseitig manchmal auf die Nerven gegangen. Sie ist immer mehr in die benachbarte Bar gegangen (die Besitzerin hat das gleiche Alter wie wir) und ich habe mich immer mehr meinem Hobby (Feuerwehr) zugewandt.
Vor vier Jahren kam es dann zum Supergau - ich hatte immer mehr Gedanken an eine fiktive, andere Frau gehabt, mit der ich glücklicher werden könnte und habe mich darüber mit der Cousine meiner Frau unterhalten. Diese dachte, ich will was von ihr und hat es meiner Frau erzählt. Sie wollte sich sofort von mir trennen. Die Kinder haben das aber mitbekommen und gleich bitter geweint. Da haben wir uns nochmal zusammen gesetzt und über unsere Probleme geredet. Wir einigten uns, uns mehr aufeinander zu konzentrieren und es zu versuchen. Vor Allem auch, damit es den Kindern gut geht (Für die Kinder war ich immer ein sehr guter Vater - sagt meine Frau - und mir liegt sehr viel an Ihnen). Wir unternahmen wieder mehr zu zweit und versuchten wieder zu uns zu finden. Bei ihr gelang das anscheinend auch - bei mir nicht so richtig. Ich habe mir Mühe gegeben, aber die Gefühle waren schon weg.
Es kommt aber noch schlimmer. Ich dachte, wenn wir das Haus kaufen, in dem wir schon so lange zur Miete wohnen, dann tue ich etwas handfestes für uns. Etwas, was uns mehr verbindet. Auch etwas, was für die Zukunft ist. Nun, ich kaufte das Haus letztes Jahr (19 Jahre Kreditlaufzeit insgesamt). Ich als Alleinverdiener, meine Frau als Hausfrau. Doch der Stress mit dem Hauskauf, immenser Stress auf Arbeit (ich bin Ingenieur und arbeite ca. 10 - 11 Stunden am Tag) und dann noch manchmal fiese Kommentare meiner Frau, wenn irgendwas nicht nach ihrer Nase lief, ließen mich nicht mehr in Ruhe. Ich hatte nur noch schlechte Laune und habe viel nachgedacht. Auch an die Geständnisse meiner Frau mir gegenüber musste ich viel denken (sie hat einmal einen Arbeitskollegen geküsst, wollte sich sexuell anders entwickeln als ich das möchte - sie hat mir ins Gesicht gesagt, dass sie irgendwann jemanden findet, der mit ihr im Bett das macht, was ich nicht will). Sie sitzt sehr viel vor ihrer Spielkonsole, ich überhaupt nicht. Ich will lieber draußen sein, was machen, was erledigen, sie will lieber auf dem Sofa sitzen und in die Röhre schauen... und das schon jahrelang. Sie ist zwar viel ruhiger geworden (rastet nicht mehr so schnell aus, hat einen liebevolleren Ton angenommen), aber manchmal denke ich, sie spielte mir das vor, damit ich zufriedener bin.
Ich war so unzufrieden, dass ich ihr vor 7 Monaten gestanden habe, dass ich sie nicht mehr liebe. Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass unter diesen Umständen ein Zusammenleben nicht mehr möglich ist. Ich bin freiwillig ausgezogen. Wir haben es beide gemeinsam den Kindern erklärt (10 Jahre und 15 Jahre zu diesem Zeitpunkt). Wir haben uns kurz geeinigt, dass die Kinder und meine Frau natürlich im Haus bleiben. Und der Rest kam dann immer nur Stück für Stück, wie die Regelung, dass die Kinder immer zu mir kommen können, wann sie möchten und so etwas. Ich habe bei meiner Mutter gewohnt. Als ich mich einer Arbeitskollegin anvertraute, ist auch irgendwie bei uns beiden der Funke übergesprungen (Sie alleinerziehend mit 4jährigen Sohn, attraktiv, klug, usw). Wir arbeiten schon seit sechs Jahren zusammen, aber erst nach den intensiven Gesprächen haben wir gemerkt, dass wir sehr gut zusammen passen. Die Interessen sind weitaus ähnlicher und auch unsere Familien passen viel besser zusammen. Das hat während meiner Ehe nie funktioniert - die Familie meiner Frau und meine Familie.
Warum ich eigentlich hier rein schreibe: Ich habe andauernd ein schlechtes Gewissen. Meiner Frau gegenüber, da sie sich eingebildet hat, dass alles gut funktioniert (ich habe es ihr ja auch irgendwie "vorgespielt"). Meinen Kindern gegenüber, weil ich gegangen bin und sie nicht mehr jeden Tag bei allem unterstützen kann. Ich hatte im Prinzip ein super Leben: Mit 30 zwei gesunde kluge Kinder, ein eigenes großes Haus, zwei Autos, ein gutes Einkommen sodass meine Frau nicht arbeiten musste, war im Ort sehr bekannt und beliebt und dennoch fehlte mir dieses "wärmende Gefühl" im Herz, wenn ich nach Hause gekommen bin. Meine Frau hat auch etwa zwei Monate nach unserer Trennung einen neuen Partner gefunden. Zudem entwickelte sie sich wieder zu der 20jährigen, aufbrausenden, lauten und übertrieben selbstbewussten Frau zurück. Das ist glaube ich, eine Abwehrreaktion auf unsere Trennung. Oder sie war die ganze Zeit so und hat sich mir gegenüber eben nur verstellt. Ich fühle mich egoistisch, weil ich ihr gesagt habe, dass ich nichts mehr für sie empfinde. Hätte ich schweigen sollen, so wie die vier Jahre davor? Ich bin sehr glücklich mit meiner jetzigen Partnerin. Sie ist genau so, wie ich mir eine Frau vorstelle (klar hat sie auch Macken, aber die Kunst ist es ja, mit den Macken des anderen zu harmonieren - das klappt wunderbar). Aber dann kommen die Gedanken an meine Kinder und an meine Frau, die sich ja auch gleich eine Arbeit suchen musste und jetzt die Haussanierung managed (sie möchte, dass ich mich so wenig wie möglich einmische). Die Kinder sagen, dass alles passt. Der neue Freund meiner Frau ist wohl auch ganz nett und lustig. Ich unternehme sehr viel mit den Beiden. Sie machen einen glücklichen Eindruck. Dennoch werde ich diese Gedanken nicht los, etwas furchtbares getan zu haben...
Positiv ist, dass meine "neue" Schwiegermutter immer allen erzählt, was ich für ein wunderbarer Schwiegersohn bin und ich super zu ihrer Tochter passe. Sie hat sich schon während der Schwangerschaft vom Vater des Kindes getrennt, war jetzt fünf Jahre allein. Ihr tut es gut, wieder jemanden zu haben. Auch wenn irgendwie das ganze Leben sehr viel verrückter und anstrengender geworden ist. Darf ich denn glücklich sein oder habe ich das falsche getan? Was sagt ihr dazu?