weh zu tun?
Hallo, bin neu hier im Forum, habe schon einige Beiträge heimlich verfolgt und mitgelesen und glaube, hier an der richtigen Stelle zu sein, hier Frauen (und vielleicht auch Männer) zu finden, die mir Mut geben können, helfen, wieder nach vorne zu schauen.
Logisch für diesen Forumteil - mein Freund hat mich betrogen. Er hatte drei Wochen ein Verhältnis mit einer anderen Frau und sich davor auch schon einige Male mit ihr getroffen. Wie so oft, eine Arbeitskollegin. Keine direkte, aber dennoch aus der gleichen Firma, dem gleichen Gebäude.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich alles hier so ausbreiten, erzählen möchte, immerhin kann Gott und die Welt alles lesen und unsere Geschichte ist - zumindest in meinen Augen - sehr speziell.
Auf jeden Fall hatte ich durch einen Zufall (wobei ich heute nicht mehr an Zufälle glaube, eher an Vorbestimmungen, soviele Zufälle wie in den letzen Wochen/Monaten kann es nicht auf einmal geben, und das sage ich, obwohl ich nicht wirklich gläubisch bin) ein ungutes Gefühl. Habe meinen Freund daraufhin angesprochen und er hat es auch sofort zugegeben.
Wir haben viel geredet, warum, wieso, was ihm gefehlt hat in unserer Beziehung, was mir gefehlt hat, warum wir uns auseinandergelebt haben, was wir ändern können, das wir doch aneinander glauben, vieles gegenseitig erzählt, was wir bis dahin dem anderen nie preisgeben konnten/wollten, und das in einer Beziehung, die jetzt schon fast zwölf Jahre besteht. Vieles, was wir uns nie getraut haben, dem anderen zu sagen. Bedürfnisse geäußert. Sehr viel ist wachgerüttelt worden, aus der Vergangenheit, aus vorherigen Beziehungen, aus unserem Elternhaus, und wir haben uns beide für uns entschieden.
Wir sind beide überzeugt davon, das Richtige zu tun. Er hat ihr gesagt, das er sich für uns entschieden hat und den Kontakt abgebrochen. Klar sehen sie sich auf der Arbeit, laufen sich zwangsläufig über den Weg, aber er sagt, es wäre kein Thema mehr für ihn, was ich auch glaube.
Für mich persönlich bin ich überzeugt, dass es auch wichtig war, diese Erfahrung. Ohne dies hätten wir niemals diesen Sprung gemacht, niemals über uns, unsere Gefühle, Bedürfnisse, Erwartungen geredet. Niemals von uns soviel preisgegeben, wie wir es jetzt getan haben. Diese Einsicht gibt mir Kraft.
Auf der einen Seite ist es sehr schmerzlich, der Gedanke, dass mein Freund bei einer anderen etwas gesucht und gefunden hat, was ich ihm gerne gegeben hätte. Allerdings ist er jetzt bereit, von mir anzunehmen und auch zu geben. Unsere Beziehung hat sich sehr verändert, wir haben uns verändert.
Ich versuche ständig, positiv nach vorne zu schauen, mir das Gute aus unseren Erfahrungen herauszunehmen, dass Schlechte und die Entäuschung auszusperren. Und dennnoch, zwischendurch immerwieder, meistens wenn ich alleine bin, beim Autofahren, auf der Arbeit, wenn grad nicht soviel zu tun ist, kommen mir die bösen Gedanken, trifft es mich, habe ich ein schlechtes Gefühl in mir drin, so, als wenn jemand im inneren alles zusammenzieht, könnnte nur weinen und frage mich, ob ich jemals wieder vertrauen kann, ob es je aufhört, weh zu tun.
Wir haben sehr viel gewonnen, aber es ist auch etwas kaputt gegangen, was mir sehr wichtig war, woran ich bis zum Schluß geglaubt habe. Meine erste große Liebe hatte mich früher bereits betrogen und ich hatte ihn sofort verlassen. Ich hatte mir damals geschworen, das mich nie wieder ein Mann so verletzt. Und mit dieser Einstellung bin ich seitdem immer herumgelaufen, immer stark, immer selbstbewußt, überzeugt von mir selber! Damit habe ich mir eine riesengroße Mauer aufgebaut, durch die mein nachfolgender Freund nie ganz durchgedrungen ist. Und umgekehrt war es genauso. Und dann war unsere Mauer so hoch und unüberwindbar, und er hat bei ihr gefunden, was wir nie bereit waren, uns zu geben, weil wir beide zu stolz, zu stark waren.
Alles das hat mich dennoch überzeugt, dass wir es schaffen - aber, wie schaffe ich es, mein Vertrauen zu ihm wiederzufinden? Mein Vertrauen in mich selber wiederzufinden? Wie schaffe ich es, nicht mehr zurückzuschauen?
Ich würde mich über freundliche, positive Äußerungen sehr freuen.
Lieben Gruß
Poldi72