Wie lange braucht es, bis ich mich wieder normal fühle?
Nach 14 Jahren erklärte mir mein Mann im Sommer 2005, das er nicht mehr wisse, ob er mich noch liebe, das alles so schwer geworden sei und er über eine Trennung von mir nachdenke
Da brach zum ersten Mal eine Welt für mich zusammen.
Nein, ich hatte natürlich gewusst, dass wir Schwierigkeiten hatten, aber ich hatte immer das Gespräch mit ihm gesucht und dachte, wir könnten alles als Herausforderung des Lebens sehen, und wir würden das schon meistern. Immerhin gab es nichts wirklich schwieriges, wir haben beide gute Arbeit, ein gesundes Kind und ein Dach über dem Kopf, sowie einen gefüllten Kühlschrank. Sogar Urlaub war drin, also was konnte es da schon Bedrohliches geben, was wir nicht meistern würden?
Ich habe sehr zu knabbern gehabt, und nach 2 Wochen stand auch er wieder vor meiner Tür, entschuldigte sich für den Blackout und bat um einen neunen Versuch.
Wir beschlossen gemeinsam zu einer Eheberatung zu gehen. Dort erklärte man uns, dass soweit alles in Ordnung sei, ich einen wunderbaren Ehemann habe und das ich jetzt nur noch lernen müsste, eine gute Partnerin zu sein, dann würde alles gut.
Das gesamte 2006 beschäftigte ich mich also damit, wie ich meinen Mann zufriedener stimmen könnte, was er brauchte, was ihn störte und ich unterdrückte das Gefühl, das irgendwie etwas nicht stimmte. Immerhin hatte mir mein Mann ja gesagt, dass ich nicht immer alles so ernst nehmen solle, mal locker werden müsste ich versuchte es.
Es gelang nicht, ich war am Ende, am Boden zerstört. Ich war ein Versager, unfähig, den liebsten Menschen glücklich zu machen.
Er verschloss sich immer mehr, bemerkte immer weniger, wie traurig und hilflos ich war und wie sehr ich ihn um Hilfe bat.
Als er nicht mehr reagierte, kündigte ich im Dezember 2006 Konsequenzen an.
Im Januar 2007 zog ich aus dem Schlafzimmer aus und litt alleine im Gästezimmer vor mich hin.
Im März 2007 teilten wir die 4 Zimmer-Whg und unsere Hab & Gut untereinander auf. Wir unterschrieben eine Trennungsvereinbarung und er würde ausziehen.
Kurz danach kam es dann zu einer für mich überraschenden Wende: Mein Mann gestand mir, das er eine Affäre hatte, er jetzt plötzlich wach geworden sei und sich von ihr getrennt habe, weil er nur mich liebt und mit mir zusammen sein will.
Ich glaubte ihm nicht und bestand weiter auf getrennte Haushalte. Seit Oktober 2007 wohnt er alleine, unsere Tochter wohnt bei mir.
Seit dem ist er wie ausgewechselt. Er ist bereit, Gespräche zu führen, Lösungen zu finden und hofft, dass wir diese Krise als Chance sehen können, um wieder zusammen zu kommen.
Ich habe viele Bücher zum Thema gelesen und es scheint viele Betrogene (60% aller Verheirateten betrügen) zu geben, die es noch mal miteinander versuchen und es scheint auch zu klappen.
Ich wünsche mir im Grunde auch nichts anderes, als das uns diese Krise stärkt und hilft, erwachsener, reifer mit unserer Partnerschaft umzugehen.
Wenn dieses Gefühl nicht wäre es fühlt sich so an, als sagt mein Mann, was er auch meint. Er lügt mich nicht an, er ist seit fast einem Jahr alleine und will immer noch mit mir zusammen sein. Aber ich könnte an vielen Tagen einfach nur weinen, weil er mich so belogen hat.
Die Abstände zwischen 2 tieftraurigen Tagen werden größer, also die guten Phasen werden zwar länger, aber dieser dumpfe Schmerz der Verletzung bleibt. Wie lange wird es noch brauchen, um jemals wieder jemanden so zu vertrauen? Oder wird das nie wieder eintreten? Wird es die absolute Sicherheit nie wieder geben? Wird es immer so bleiben, das irgendwo im Hinterstübchen das kleine Monster sagt: Sei vorsichtig, vielleicht wirst Du gerade ausgenutzt oder gar betrogen! Fühlt sich so das Erwachsen-Werden an?