Don Quichote
Du schreibst, ihr macht eine Paartherapie, weil ihr beide eure Beziehung retten wollt. Ihr habt euch gegenseitig gesagt, was euch beim jeweils anderen fehlt.
Und dann kommts: du änderst komplett dein Leben, gehst zu Psychologen und Ärzten und nimmst Medikamente - und sie? Sie fühlt sich leer.
Es liest sich, als würde momentan nur einer daran arbeiten, diese Beziehung zu retten - DU.
Du hast erkannt, dass du dabei bist, sie zu verlieren und jetzt bewegst du Tod und Teufel, um die Erosion eurer Liebe aufzuhalten.
Deine Lebensgefährtin hat aber wahrscheinlich vor langer Zeit schon den Abnabelungsprozess eingeleitet. Sie ist ein Stück des inneren Trennungsweges gegangen. In Firmen nennt man das "die innere Kündigung".
Es ist wie ein Zug, der Geschwindigkeit aufnimmt und plötzlich abbremst und zum Stehen kommt. Sie hat innerlich Ablösungsgeschwindigkeit aufgenommen und dein beeindruckend sichtbares Kämpfen um eure Beziehung hat diesen Zug zum Stehen gebracht. Und jetzt steht er da in der Landschaft und weiß nicht wohin. Das ist ihre Leere. Das ist ihre Unfähigkeit, sich auf diese Rettungsaktion einzulassen.
Weil der Zug eigentlich in eine Richtung weg von dir steht. Es ist sehr schwer, die Energie aufzubringen, den Rückwärtsgang einzulegen. Verstehst du? Für sie ist es keine Vorwärtsbewegung, sondern eine Rückwärtsbewegung. Zurück zu dir.
Da sind viele Fragen offen: Will ich das überhaupt? Bringt uns das wirklich etwas? Wie lange wird es diesmal dauern, bis uns unsere alten Gewohnheiten einholen? Liebe ich ihn noch? Es war schön, sich neu zu "verlieben". Es war schön, die Hände dieses anderen Mannes zu spüren...
Will ich wirklich noch?
Wenn ihr in der Paartherapie seid, dann sprich doch mal an, dass dich die Kraft verlässt, wenn kein klitzekleines Zeichen von ihr kommt. Frage sie doch mal, was ihre "Zugpferde", ihre "Antriebskräfte" für die Zukunft sind? Wohin will sie denn, was erwartet sie sich von ihrer Zukunft, auch ganz unabhängig von dir?
Sie muss sich endlich klar werden, was sie will. Denn du kannst nicht auf Dauer den Don Quichote spielen, der gegen Windmühlen kämpft.
Ich wünsche dir viel Kraft, Jane