Hallo, es soll hier nicht um Beziehungshopping gehen, nein, aber ich handle gerade gegen meinen Anspruch an mich selbst (z.B. erst die eine Beziehung abzuschließen, bevor ich mich auf eine neue einlasse etc.) und ignoriere meine Prinzipien (nur dann, wenn beide gänzlich offen und ohne Altlasten sind, kann eine Beziehung funktionieren) und stecke gerade mittendrin in einer solchen Situation. Ist total neu für mich, da es bisher immer ganz gut geklappt hat mit der Kombi Prinzipien und Realität, harhar.
Jetzt fühle ich mich wie ins kalte Wasser geschmissen. Einerseits lähmt mich meine "Überzeugung" (oder nur Angst??), dass ein "fließender Wechsel" von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist, es ist also auch ganz doll ein Kopfding. Es gibt doch diesen Spruch, dass das passiert, was man glaubt, also dass man darauf hinsteuert. Ich möchte mich gerne davon befreien ...
Andererseits sind es auch ganz reale, nicht nur durchs Denken erzeugte Konflikte, die mich umtreiben.
Ich habe mich vor 6 Wochen ja sozusagen von heute auf morgen verliebt, hab meinem Freund davon erzählt, wir haben uns getrennt. Es hat mich völlig überrannt. Mein Freund, nein, Ex-Freund ist zutiefst verletzt, zieht sich zurück und vermeidet jeden Kontakt mit mir. Das kann ich auch sehr gut verstehen. Ich merke aber, dass ich ein sehr großes Bedürfnis habe, die alte Beziehung aufzuarbeiten, mit ihm.
Ich bin nach wie vor in den "neuen Menschen" verliebt und wir sind dabei, uns kennenzulernen, eine Beziehung aufzubauen.
Ich finde das ja an sich schon sehr schwer. Man ist verliebt (und verletzlich hoch neun) und kennt sich noch nicht und es müssen soviele Missverständnisse ausgeräumt werden ... ein schöner Prozess, aber schon sehr kompliziert.
Und jetzt gerade, wenn man wie ich keine Zeit hatte, um die vorherige Beziehung sacken zu lassen. Ich bin noch total drin in den alten Verhaltensmustern, in den der alten Beziehung, merke ich.
Da war alles so selbstverständlich. Wir hatten ganz klare Rollen (mit denen wir uns beide wohlgefühlt haben) und hatten uns verschiedene Ebenen erarbeitet und erliebt, auf denen es gut klappte, harmonierte.
Ich habe gerade erst heute morgen wieder gemerkt, wie wenig ich "umschalte" - ich verhalte mich mit meinem neuen Partner, als wäre ich noch in der alten Rolle. Und bin dann frustriert und verletzt, wenn ich merke, dass er nicht "mitspielt". Zum Beispiel bin ich es gewohnt gewesen, dass mein alter Partner mich auffängt, wenn ich negative Gedanken habe, mich umtüddelt, nachfagt, bis ich aus meinem Schneckenhaus wieder herauskomme. Das ist mir vertraut.
Jetzt ist es so, dass der neue Partner das nicht macht, und ich bin dann ganz in mir gefangen. Fühle mich auch abgelehnt ... wegen der Gedanken einerseits und dann, weil er mich so "auflaufen" lässt. Ich zieh mich dann noch mehr zurück ...
Es frustriert mich total, dass ich mich dann so mies fühle, und mir kommen dann solche Gedanken, dass wir vielleicht nicht zusammen passen ... ich bin dann der personifizierte Rückzug auf ganzer Linie.
Es ist etwas ambivalent - ich bin auch sehr dankbar, dass ich nun die Möglichkeit bekomme, dieses Muster von mir zu durchschauen, oder sagen wir mal vorsichtig, es mir zumindest bewusst zu machen. Es war immer sehr bequem, so aufgefangen zu werden, wie es meine vorherige Beziehung getan hat. Aber ich glaube, dass es mir nicht gut tut, nicht auf Dauer jedenfalls, nicht als alltägliches Verhaltensmuster.
Ich sehe durchaus die Chance, mich in diesem Punkt zu entwickeln, zu lernen, und ich will das auch. Auch wenn ich ganz jäh aus dem vertrauten, gewohnten, sicheren Umgang, den ich von meinem Exfreund her kenne, gerissen wurde, und jetzt das Gefühl habe, sehr nackt zu sein, so denke ich doch nie, dass ich es bereue. Ich bin sehr offen für den anderen, neuen Menschen. Und ich weiß, dass mir seine Art auch sehr gut tun kann.
Mein Problem ist, dass es sehr schnelll geht, sehr viel ist, ich mich sehr umstellen muss. Und auch, wenn ich das selber suche, so spüre ich meine Ängste, Unsicherheiten, ... ja, auch Altlasten.
Ein ganz persönliches Problem von mir ist meine Tendenz zum Rückzug. In anderen Lebensbereichen habe ich gelernt, damit umzugehen. Da ziehe ich mich nicht sofort zurück, wenn ich verletzt bin, da kann ich sprechen, es aushalten. Aber in unsicheren, sehr emotionalen Situationen wie meiner aktuellen verfalle ich immer wieder in dieses Muster. Es schützt mich auch nicht, im Gegenteil, ich fühle mich mit dieser Verhaltensweise nicht wohl, sie verschlimmert alles, macht mich klein. Fragt sich nur, warum ich es immer wieder mache ... in diesem Zusammenhang denke ich auch, dass mir der Umgang in meiner alten Beziehung auf lange Sicht gesehen nicht gut getan hat. Dort musste ich wenig aushalten, wurde gleich aufgefangen, wurde dafür "belohnt", wenn ich mich zurückgezogen habe: ich bekam Aufmerksamkeit.
Ich weiß genau, dass ich dieses Muster durchbrechen muss, will, aber es ist totales Neuland für mich. Wahrscheinlich ist diese Thematik auch zu komplex für ein Forum - gibt es nicht irgendwelche Bücher, die sowas behandeln?? Ich habe auch recht wirr geschrieben, freue mich aber über eure Sichtweisen oder Denkanstöße. Ich glaube, ich bin auf der Suche nach Gedankengängen, die mich weiterbringen ...
LG von peas
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