Hallo Vinci,
tja...
ich sehe es so wie all die anderen.
Du willst etwas in eine Schublade stecken, was in keine der vorhandenen Schubladen passt.
Dass eine Beziehung rein *körperlich* geführt wird ist nichts außergewöhnliches, weil viele Menschen die *emotionale* Nähe einfach nicht ertragen können, obwohl sie es sich so sehr wünschen.
Wolfgang Schmidbauer schrieb darüber ein sehr gutes Buch, dass ich dir an dieser Stelle wärmstens empfehlen möchte. Es heißt *Die Angst vor Nähe*.
Diese Angst ist nicht selten, aber sie wird sehr oft und gerne übersehen.
Ich lebe seit einiger Zeit in einer Beziehung, wo das *komm her - geh weg* Spiel die Basis dieser Beziehung ist. Es ist auf den ersten Blick eine sehr ungesunde Basis, aber sie hat eine äußerst therapeutische Wirkung.
Man erhält die Möglichkeit, den eigenen Ängsten zu begegnen und genau zu betrachten und sie dann zu eleminieren.
Das was bei euch passiert, ist eine Verhinderung der Wunscherfüllung. Man wünscht sich nichts sehnlicher als die Verschmelzung mit dem Partner, aber man tut alles dafür, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht. Damit es immer ein Wunsch bleiben kann. Weil man unbewusst Angst dafür hat, was passiert, wenn dieser Wunsch erfüllt wird.
Anders kann man es auch betrachten. Du bist eine Prinzessin die einen Ring in den Brunnen wirft damit dein Prinz danach taucht. Gleichzeitig wünscht du dir, dass er dabei ertrinkt. D.h. dass er an deiner Wunscherfüllung scheitert.
Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass du einfach jetzt DEINEN Weg gehst und schaust, was das Leben noch für dich bereit hält. Es heißt nicht, dass du ihn für immer loslassen sollst. Sondern nur, dass er jetzt nicht das Grundthema deines Lebens ist. Stell in gedanklich ins Regal... er kommt wieder auf dich zu, wenn er wieder dazu bereit ist. Ein Wiedersehen bedingt immer einen Abschied.
Sei einfach offen für die unzähligen Möglichkeiten zur Gestaltung von Beziehungen. Es muss doch nicht zwangsläufig alles nach Schema F gehen. Wir Menschen sind alle einzigartig, warum sollen also Beziehungen immer nur eine Form besitzen ?
Meinereiner und ich haben uns jetzt schon Wochen nicht mehr gesehen ! Wir beide haben unser eigenes Leben und es geht in Moment halt nicht, dass wir unseren Weg miteinander verbinden.
Er rief mich vor einiger Zeit an und meinte, er häbe unendlich viel um die Ohren... Also habe ich mich auch in MEIN Leben gestürzt und muss feststellen, dass das Leben soviel für mich bereithält und die Zeit wie im Flug vergeht.
Zwischendurch meldet er sich immer häufiger, weil ich ihm die Gelegenheit gebe, mich zu vermissen.
Das ist ein unglaublich schönes Gefühl... Für ihn ist es auch immer eine Überraschung, dass ich nicht ständig das Telefon hynotisiere und bete, dass er sich meldet. Die letzten Wochen hat er mich in halb Deutschland angetroffen, nur eben nicht zu Hause.
Er merkt, dass ich eigenständig bin und nicht als Trittbrettfahrer auf sein Leben aufspringe. Das ist es, was mich emotional nicht abhängig macht. Er wiederrum fühlt sich dadurch auch nicht emotional erpresst und es ermöglicht ihm ohne Zwänge wieder auf mich zuzugehen.
Distanz ist in solchen Situationen immer wichtig. Man muss auch mal zweifeln dürfen, seine Entscheidungen in Frage stellen und sogar revidieren dürfen.
Er kommt mit seinem Leben gerade nicht klar und deshalb zögert er. Er muss für sich selber entscheiden, was und wie er es will. Das gelingt ihm aber nicht, wenn du ihm permanent deinen Willen unter die Nase reibst.
Glaub mir es ist für euch beide besser, wenn jeder erst einmal seinen Weg findet, denn so fährst du Vollgas im Leerlauf und kommst keinen Schritt weiter.
Ich habe gelernt, dass Zeit keine Rolle spielt. Besonders dann nicht, wenn es um Beziehungen geht. Dinge müssen wachsen, aber du pflanzt einen Baum und reisst ihn jeden Tag aufs Neue raus, nur um zu sehen, ob er bereits angewachsen ist.
Lass ihn im Boden und gib ihm Zeit. Gieß ihn regelmäßig, aber mehr nicht.
Dränge ihn nicht permanent zu einer Entscheidung. Denn Zögern ist auch eine !
Viele liebe Grüße
Die Sichtweise