Hallo an alle
irgendwie hats mich in dieses Forum verschlagen in der Hoffnung vielleicht auf Gedankengänge gebracht zu werden, die ich noch nicht hatte.
Vielleicht ist meine Geschichte so wie immer hier und erfüllt das Klischee vom betrügerischen, gewissenlosen, fremdgehenden Ehemann vielleicht ist aber manches doch anders. Wer mag, kann mich gerne niedermachen, aber strengt euch nicht zu sehr an die größten Vorwürfe und Gewissensbewisse mache ich mir mühelos jeden tag selbst.
Ich bin knapp über dreißig, verheiratet mit einer gleichaltrigen Frau und wir haben wir Kinder im Alter bis 8 Jahren. Mit meiner Frau bin ich seit 12 Jahren zusammen, verheiratet seit 8 Jahren. Seit ca. 1 einhalb Jahren habe ich eine Geliebte. Nur ists kein Dreieck, wie so oft, denn sie ist ebenfalls verheiratet und hat ein Kind, ca. 4 Jahre alt.
Ich hätte mir vor 12 Jahren nie vorstellen können mal eine Affäre zu haben, guter Gott. Ich habe eigentlich ein starkes Moralempfinden und hasse Ungerechtigkeiten jeder Art. Und doch ists passiert. Nur ganz anders als ich dachte.
Vor ca. 4 Jahren bin ich schwer krank geworden, ich hatte damals Krebs. Ich habe es ohne körperliche Folgeschäden überstanden, aber mein Kopf und meine Seele hat das damals mehr als verändert. Ich hatte damals keine Zeit mich um mich oder meine Krankheit zu kümmern, ich war kurz im Krankenhaus, 2 Wochen zu Hause und weiter ging die Familien-Arbeitstretmühle. Doch immer mehr schlich sich eine Stimme in meine Gedanken ein, die sagte: Geh raus und nimm dir was vom Leben, solange es noch geht.
Sexuell war unsere Ehe nie sonderlich erfüllt und meine Traumfrau war meine Frau auch nicht. Sie war halt meine erste Partnerin und ich hatte nie den Mumm sie zu verlassen, auch wenn ich oft drüber nachgedacht hatte. Ich wollte ihr nicht wehtun und hatte immer so wenig Selbstwertgefühl, dass ich dachte: Eine andere kriegst du eh nicht. Sie ist eine gute Frau, aber manchmal aufbrausend und nicht so liebevoll und zärtlich wie ich es bräuchte.
Und es kam wie es kommen musste, ich wollte eine außereheliche Sexaffäre nur Sex, keine Gefühle einfach mal geil rammeln, das wurde mein Wunsch. Nach viel Schreiberei und Flirterei im Internet war es soweit: Ich hatte eine Frau aus meiner Nähe ausfindig gemacht, die lustig, spontan und sexuell völlig unverkrampft war, so wie ich es von zu Hause nicht kannte. Wir mailten ewig, irgendwann trauten wir uns zu telefonieren. Beide hatten wir uns als Singles angepriesen. Schließlich beichteten wir beide uns unsere Ehen und Kinder und trafen uns dennoch, da wir beide sogar erleichtert waren: Wenn beide nur außerehelichen Sex wollen, dann ist doch unkomplizierter, oder? Von wegen...
Beim ersten Treffen in einem Park stellten wir uns beide super unbeholfen an und haben uns nach einer Stunde geküsst, es war ein Kuss der mich wie ein Laster überrollt hatte. Von diesem Moment an hatten wir uns beide bis über alle vier Ohren verliebt. Ich weiß erst seitdem was es heißt eine Frau zu lieben und zu begehren, vorher war alles nur larifari im Vergleich. Ihre Ehe war zu diesem Zeitpunkt schon zerrütteter als meine. Dennoch ist es heute so, dass wir beide noch mit unseren Partnern zusammenleben, mehr schlecht als recht. Seit fast zwei Monaten haben meine Freundin und ich uns nicht gesehen, denn wir wollen beide keine Fremdgeher mehr sein. Beide hassen wir uns selbst für das, was wir unseren Partnern antun. Wir haben die Entscheidung getroffen, uns bis zum September endgültig für unsere Ehepartner oder für uns entscheiden zu wollen. Eigentlich eine Superidee, doch im Moment ist es die Hölle. Morgens würde ich am liebsten Schluss machen mit ihr und mich meinem Schicksal als Familienernährer ergeben wollen, mich dieser Verantwortung, die ich übernommen habe stellen. Mittags würde ich am liebsten mit ihr zusammenziehen und ein Baby in die Welt setzen. Es ist die Hölle und alle die hier etwas davon erzählen, dass die Männer keine Gefühle haben und nur rumgeilen wollen, kann ich sagen: Es gibt auch andere. Ich werde total zerrissen von meinen Gefühlen! Ich wär lieber eingewissenloser Herumpopper, ach was wär mein Leben einfach im Vergleich. Ich will meiner Frau nicht wehtun, meinen Kindern ihre Familienwelt nicht kaputt machen, aber ich habe auch eine unglaubliche Angst davor diese Frau zu verlieren, denn sie bedeutet mir so unendlich viel. Für sie will ich sorgen und für sie da sein, fast mehr als für meine Kinder. Ich fühle mich wie ein Schwein, wegen dem was ich fühle. Aber ich komm nicht von ihr los. Ich könnte sie nur um ihretwegen loslassen, wenn sie mit ihrem Mann zusammensein wollte, dann würde ich ihr dieses Glück mehr gönnen, als mir mein eigenes. Nur lebt sie mittlerweile fast getrennt von ihm, alle zwei Wochenende kommt er nach Hause. Aber es ist einer Trennung wegen seiner Arbeit, nicht weil sie sich richtig getrennt hätten. Sie traut sich genausowenig ihm wehzutun wie ich meiner Frau. ich glaube wir zwei Angsthasen haben uns irgendwie auch verdient. Ihre Tochter wohnt bei ihr. Würden wir es wagen zusammenzuziehen, so würde ich mit ihr und ihrer Tochter zusammenleben, meine Söhne kämen bestimmt nur gelegentlich auf Besuch, ich will sie auch nicht ihrer Mutter wegnehmen, die für all das nichts kann. Meine Geliebte hat Angst, dass unsere Beziehung das nicht aushalten würde, dass ich nicht klarkäme ihre Tochter fast als mein Kind faktisch annehmen zu müssen statt meiner eigenen. Auch sie schwankt zwischen Schlussmachen und alles riskieren.
Egal was wir machen, alle werden verlieren. Entweder behalten unsere Ehepartner ihre Ehegatten, die sie nicht wirklich lieben, haben die beiden das verdient? Sollten sie nicht jemanden finden können, der nicht so scheiße ist zu ihnen, wie wir zwei? Und ich hab dann die Liebe meines Lebens verloren...
Oder riskieren wir es, aber dann machen wir so vieles endgültig kaputt und vielleicht scheitert unsere Liebe dann am Alltag aus Unterhaltsstreit, Nichtverständnis im Freundes- und Familienkreis, Kinder, etc...
Heute morgen habe ich ihr einen langen, langen Brief geschrieben um ihr Lebewohl zu sagen, aber alles, alles in mir sträubt sich dagegen ihn loszuschicken. Das Leben ist scheiße.
Ich hätte Lust auf ein Paar Fragen, Anmerkungen, Kritik von euch.