Vielleicht laufe ich gerade lachend in die Kreissäge...
Guten Abend,
ich habe mich tatsächlich dazu herabgelassen, ihr eine zweite Chance zu geben. In den letzten beiden Tagen ist noch einiges vorgefallen, was mich wirklich nachdenklich gestimmt hat. Ihre Reaktion hat aber nicht zu meiner Entscheidung beigetragen, das nochmal vorneweg gesagt:
Am Mittwochabend bin ich nachdem ich ein Gespräch mit einem guten Freund, der uns beide ziemlich gut kennt, wieder zurück in unsere Wohnung. In diesem Gespräch hat auch er mir wärmsten empfohlen, noch einmal nachzudenken und ihr bitte die zweite Chance zu geben. Ich mag vielleicht noch jung und naiv sein und eventuell das gesamte Ausmaß ihrer Tat nicht begreifen, aber haben wir nicht schon jeder von irgendjemandem eine zweite Chance bekommen?
Als ich dann in die Wohnung kam traf ich sie komplett verheult an. Vor ihr stand eine Flasche Schnaps. Sie erzählte mir, dass sie an ihrem absoluten Lieblingsort war. Ein Park in der Nähe in welchem wir ihrer Meinung nach einen unserer schönsten Tage verbracht haben. Sie saß auch auf ebenjener Bank und hat nachgedacht. Ergebnis des ganzen war, dass ihr Kopf ihr gesagt hat, dass sie mich nicht länger aufhalten soll, während ihr Herz genau das Gegenteil behauptet hat. Darauf war ich nicht vorbereitet. Trotzdem habe ich geantwortet, dass ich ihr diese zweite Chance gewähren möchte und sie solle einmal in Ruhe nachdenken und zu einem Entschluss gelangen, da ich meinen Entschluss getroffen habe.
Just in diesem Moment habe ich realisiert, dass sie die Flasche Schnaps schon zur Hälfte geleert hatte und auch eine Packung Tabletten vor sich liegen hatte. Waren glücklicherweise nur Ibus, aber natürlich macht man sich da Sorgen. Kurz darauf ist sie auch eingeschlafen und ich bin rüber zu meiner Nachbarin (Auch eine sehr gute Freundin von uns beiden) um mit ihr zu reden und mich auszukotzen. Erst da habe ich realisiert, was das Gespräch eigentlich gerade zu bedeuten hatte und dann hats mich auch erstmal umgehauen. Um schlimmeren vorzubeugen habe ich meiner Nachbarin meinen Haustürschlüssel gegeben, damit sie mal nach meiner Freundin sehen kann und habe mich von meinem besten Kumpel abholen lassen und mich in seine Wohnung fahren lassen um dort die Nacht zu verbringen.
Bis zum nächsten Nachmittag habe ich dann eigentlich durchgeschlafen. An diesem habe ich meinem besten Kumpel und seiner Freundin beim Umzug geholfen um mich ein wenig abzulenken. Währenddessen wurde mir erzählt, dass sich meine Freundin den Abend wohl noch fürchterlich benommen haben soll, ihre Nachbarin und ihre beste Freundin (war selbst wegen Selbstverletzung mal in der Geschlossenen und ihre Mutter hat einen erfolglosen Suizidversuch im letzten Jahr hinter sich) auf das Übelste beschimpft haben und sich partout nicht helfen lassen wollen. Glücklicherweise ist da nichts ernsthaftes passiert.
Gestern Abend bekam ich dann von meiner Freundin auch eine Nachricht mit der Bitte um ein klärendes Gespräch. Auf neutralem Boden haben wir dann darüber diskutiert, wie es weitergehen soll. Da sie aussah wie ein Häufchen Elend und in der Uni eine Theatergruppe leitet, wurde sie dort wohl auch von Bekannten angesprochen, die wohl ziemlich eindringlich mit ihr geredet haben müssen.
Schlussendlich hat sie dann dankend akzeptiert, dass ich ihr diese zweite Chance gebe. Sie hat mir zwar gesagt, dass ich wahrscheinlich damit in mein eigenes Verderben laufe, da ich doch etwas viel besseres verdient habe, aber das war mir in diesem Moment vollkommen egal. Also bin ich gestern wieder zurück mit in unsere Wohnung. Dort habe ich erstmal die Couch in Beschlag genommen und habe wenigstens Internet.
Während sie am gestrigen Abend noch recht abweisend wirkte, sag das heute Morgen schon anders aus. Über Nacht hat mich wohl die Grippe erwischt und so fürsorglich habe ich sie wirklich selten erlebt. Trotzdem bin ich erstmal froh, dass sie dieses Wochenende in ihrer Heimat verbringt und die gesamte Situation sacken lassen kann.
Eine Lehre habe ich allerdings aus dieser Situation gezogen: Manchmal muss etwas knallhartes passieren, um einen aus dem Loch der Melancholie zu befördern.
Ich denke, dass dieses kleine Liedzitat vielleicht gut aufzeigt, warum ich vielleicht anders gehandelt habe, als es andere getan hätten:
Mein Kapitales steckt mit mir in einer stein'gen Gasse
Doch das ist mir scheißegal, ich laufe lachend vor die Wand
Und es gibt doch einen Grund, warum ich das verdammt nicht lasse
Irgendwann habe ich das Scheißding eingerannt
So, jetzt wisst ihr über den Rest der Story Bescheid. Mich interessiert eure Meinung zu meiner Entscheidung jetzt eigentlich nur noch so viel, als würde auf dem Fensterbrett ein Kuchen kalt werden. Ich bin noch unwahrscheinlich jung und habe genügend Zeit, in meinem Leben weitere Fehler zu machen und diese werden sicherlich kommen. Vielleicht war dieser der Erste, vielleicht auch nicht...
Ich habe diesen Text auch hier ins Forum geschrieben um vielleicht anderen irgendwie zu zeigen, dass manchmal das Ende auch ein Neuanfang sein kann. Vielleicht halte ich euch weiterhin auf dem Laufenden...
Beste Grüße,
Karlchen